Die Einbrecher sind in diesem Jahr bisher zurückhaltender – doch die dunkle Jahreszeit kommt erst Foto: dpa

Nur eine Momentaufnahme – oder ein stabiler Trend für 2015? In Stuttgart ist die Zahl der Wohnungseinbrüche deutlich gesunken. Bisher. Die Polizei verweist auf verbesserte Vorbeugung und Überwachungsmaßnahmen.

Stuttgart - Wenn das Jahr jetzt schon zu Ende wäre, könnte die Stuttgarter Polizei höchst zufrieden sein: „Bei den Wohnungseinbrüchen gibt es eine erfreuliche Entwicklung nach unten“, sagt Kripochef Rüdiger Winter bei der Veranstaltung „StN am Kiosk“ in Gablenberg, „und auch bei der Aufklärungsquote sind wir auf einem guten Weg.“

Freilich: 1277 Wohnungseinbrüche im letzten Jahr waren der höchste Wert seit 23 Jahren, und bei einem Rückgang bliebe immer noch ein hohes Niveau. Und eine Aufklärungsquote über 20 Prozent würde wieder dem Niveau von 2011 entsprechen.

Dass die Wohnungseinbrecher in diesem Jahr in Stuttgart bisher zurückhaltender waren, führt Winter auch auf eine verbesserte Taktik der Polizei zurück. Längst seien die Beamten nicht mehr im Dienstwagen auf Streife, weil verräterische Motorengeräusche die Täter vorzeitig warnten. In Zivil, zu Fuß, auf dem Fahrrad – und immer dort, wo das täglich aktuelle Lagebild einen Schwerpunkt vermuten lässt.

Täter in die Region verdrängt?

Predictive Policing heißt der englische Begriff für die Straftaten-Vorhersage per Computer. Dazu eine Verkehrswege-Fahndung an den Einfallstraßen und Stadtbahn-Haltestellen – das scheint offenbar zu wirken: „Wir wissen aus Telefonüberwachungen, dass sich die Täter eher vor Stuttgart warnen“, sagt Winter. Das Dezernat 23 für Einbruchsdelikte ist jedenfalls aufgestockt worden und gehört, neben der Kriminaldauerwache, mit zu einer der größten Einheiten in der Struktur der Stuttgarter Kriminalpolizeidirektion.

Sind die reisenden Täterbanden aus Osteuropa und vom Balkan tatsächlich beeindruckt – oder gibt es womöglich einen Verdrängungseffekt? Im Landkreis Böblingen gibt es einen „deutlichen Anstieg“, wie Polizeisprecher Peter Widenhorn auf Anfrage feststellt. Im Kreis Ludwigsburg gehen die Zahlen ebenfalls nach oben, wenn auch nur leicht. Etwas freundlicher ist die Lage im Landkreis Esslingen. „Bisher sind die Zahlen leicht rückläufig“, sagt der zuständige Polizeisprecher Björn Reusch. Aber egal ob Region oder Stuttgart – überall gilt: Alles nur eine Momentaufnahme. Es folgen noch zweieinhalb dunkle Monate.