In Noumea, Neukaledonien, sind Autos und eine Renault-Filiale in Flammen aufgegangen. Foto: dpa/Theo Rouby

Bei Unruhen im französischen Überseegebiet Neukaledonien sind 82 Menschen festgenommen worden. 54 Polizisten wurden verletzt. Die Ausschreitungen im Überblick.

Im französischen Überseegebiet Neukaledonien ist es angesichts einer geplanten Reform des Wahlrechts zu gewaltsamen Protesten gekommen. Demonstranten steckten in der Nacht zu Dienstag Fahrzeuge in Brand, plünderten Geschäfte und gaben Schüsse auf Sicherheitskräfte ab. Laut Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin wurden mindestens 54 Gendarmen und Polizisten verletzt. Zudem habe es in den vergangenen beiden Tagen 82 Festnahmen gegeben, sagte er.

Mehrere Geschäfte und Autos gingen seit Montag in Flammen auf. Augenzeugen berichteten auf sozialen Netzwerken von Plünderungen und Festnahmen. Der internationale Flughafen und Schulen waren bis auf Weiteres geschlossen. Für die kommende Nacht waren Ausgangssperren geplant. 

Separatisten sind gegen Verfassungsreform

Die Separatisten sind verärgert über eine geplante Verfassungsänderung der Regierung in Paris, die Tausenden französischen Wählern in dem Inselstaat im Südpazifik das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen würde. Die Debatten dazu begannen am Montagabend in Paris. Speziell in Vororten der Hauptstadt Nouméa kam es daraufhin zu Demonstrationen und Zusammenstößen mit Sicherheitskräften, wie der öffentliche Sender 1ère Nouvelle-Calédonie berichtete. 

Neukaledonien ist für Paris geopolitisch, militärisch und wegen des dortigen Nickelvorkommens von Bedeutung. Die Bewohner stimmten bei drei Volksabstimmungen 2018, 2020 und 2021 für einen Verbleib bei Frankreich. Die Unabhängigkeitsbewegung boykottierte das letzte Votum allerdings kündigte an, das Ergebnis nicht zu akzeptieren. Vor allem die Bevölkerungsgruppe der Kanaken - Neukaledoniens Ureinwohner – hofft seit Langem auf einen eigenen Staat.

Emmanuel Macron reiste auf die Inselgruppe

In Frankreich waren im vergangenen Jahr Gespräche über einen neuen Status des Überseegebiets wieder aufgenommen worden. Im Juli reiste Präsident Emmanuel Macron nach Nouméa und kündigte bei einer Rede vor zahlreichen Anhängern eine für Neukaledonien spezifische Verfassungsreform an. Paris hofft, in den kommenden Monaten ein neues Abkommen zu schließen.

Bei den Protesten geht es um einen Plan, etwa 25.000 französisch-stämmigen Wählerinnen und Wählern, die seit über zehn Jahren ununterbrochen in Neukaledonien gelebt haben, das Wahlrecht zu geben. Bisher waren die Stimmen aller Einwohner, die nicht schon vor 1998 in Neukaledonien lebten, „eingefroren“.

Das Territorium mit etwa 270.000 Einwohnern hatte bereits durch das Abkommen von Nouméa 1998 weitgehende Autonomie erlangt. Im Rahmen der Dekolonialisierung Neukaledoniens war vereinbart worden, bis zu drei Abstimmungen über die Unabhängigkeit durchzuführen. Bis Juni soll nun eigentlich ein neuer Status gefunden werden.