Hauptsache drüber: Johanna Göring will in Budapest um jeden Zentimeter kämpfen. Foto: Ralf Görlitz/Archiv

Die Hochspringerin vom SV Kornwestheim bereitet sich auf ihren Start bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest vor und peilt Sprung über 1,94 Meter an.

Im Sport geht es ganz schnell mit Superlativen: Diese Erfahrung hat auch Johanna Göring gemacht. Der Hochspringerin des SV Kornwestheim gelang vor zwei Jahren bei einem U18-Kaderwettkampf in Stuttgart ein sensationeller Satz über 1,92 Meter. So hoch ist seit 1972 keine deutsche Athletin mehr in diesem Alter gesprungen. Damit wurde Ulrike Meyfarth 1972 in München Olympiasiegerin.

Für Göring war es ein Satz in eine neue Dimension. Und schon waren sie da, die Superlativen: Als Überfliegerin, Juwel und Supertalent wurde sie bezeichnet. Es war viel, was über die junge Athletin hereinstürzte. Ihr war gar nicht bewusst, was sie geleistet hatte. Ihre Mutter und ihre Trainerin schirmten sie weitestgehend ab, damit sie sich im Ruhe entwickeln konnte. Und das hat funktioniert. Und wie. „Natürlich ist es beeindruckend für mich, mit einer Olympiasiegerin verglichen zu werden. Ich gehe aber meinen eigenen Weg und bin gespannt darauf, was ich aus mir und meinem Körper herausholen kann“, sagt Göring.

Verletzung auskuriert und bereit für die Quali

Seitdem hat sich die Hochspringerin in luftigen Höhen stabilisiert und diverse Medaillen gesammelt: Silber bei der U18-EM oder Gold bei den Deutschen Jugendmeisterschaften. Es könnte medial wieder viel auf sie einstürzen, denn die 18-Jährige startet in der kommenden Woche bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest. Zur Vorbereitung auf diesen Wettbewerb startete sie kürzlich bei der U20-EM in Jerusalem. Davor hatte sie eine Schleimbeutelentzündung an der rechten Hüfte, die sie über mehrere Wochen auskurieren musste. Die Verletzung machte ihr dort keine Probleme. Nach einem guten Einstieg in der Qualifikation hatte sich vor dem Finaltag jedoch eine Migräneattacke angekündigt, die sich leider nicht unter Kontrolle bringen ließ. Göring wurde Achte. Aktuell ist ihre körperliche Verfassung wieder sehr gut. Sie fühlt sich fit und ist bereit, die Qualifikation in Budapest anzugehen.

Im bayerischen Erding bereitet sich Johanna mit ihrer Trainerin Jennifer Hartmann auf ihren ersten ganz großen Event vor. Mit einer Körpergröße von 1,84 Meter bringt sie die Voraussetzungen für ihren Sport, der aus drei Komponenten besteht: Anlauf, Absprung und Lattenüberquerung. Mit neun Jahren kam Göring in Kornwestheim zur Leichtathletik, war lange auch Weitspringerin. Aber Hochsprung mache sie glücklich, hat sie jüngst verraten. Dieses Gefühl in die Höhe zu gehen, an der Technik zu arbeiten, um noch einen Zentimeter rauszuholen, treibe sie an. „Jeder Sprung ist für mich ein Glücksgefühl“, sagt sie. Seit zweieineinhalb Jahren wird sie von Jennifer Hartmann betreut und macht seitdem enorme Fortschritte.

Die eigene Körpergröße längst übersprungen

Das erste Ziel war über die eigene Körpergröße zu springen. Das hat sich längst geschafft. Experten trauen ihr mit ihrer wahnsinnigen Sprungkraft gar zu, die nächste Zwei-Meter-Springerin aus Deutschland zu werden. Doch Gemach. Am kommenden Freitag muss sie erst einmal die Qualifikation im Stadion in Budapest überstehen, um das Finale zu erreichen. Die direkte Qualifikationshöhe, um mit einem großen Q in das Finale einziehen zu können, liegt bei 1,94 Meter. 1,91 Meter hat Johanna Göring bei einem Meeting in Eppingen schon übersprungen. „Ich freue mich sehr auf den Wettkampf, glaube an mich und weiß, dass ich hochspringen kann. Ich bin sehr gespannt, was ich bei meiner ersten Weltmeisterschaft umsetzen kann“, sagt die Athletin des SV Kornwestheim. Wichtig wird auch sein, sich schnell auf die Hochsprunganlage einzulassen. Sie hat noch ein bisschen Zeit, sich an dieses große Ziel heranzutasten. Bisher haben ihr ihre Einstellung und ihr Trainingseifer immer geholfen. Und die besondere Atmosphäre bei der WM könnte ihr den notwendigen Rückenwind geben, über sich hinauszuwachsen. Und da ist noch dieser Spaß, mit dem sie an die Aufgabe herangeht: „Mir macht das Hochspringen einfach sehr viel Spaß und wenn ich dieses Gefühl im Wettkampf behalte, bin ich umso leistungsfähiger.“