Einsatz in der Bebelstraße. Foto: Meuer

Bei dem schweren Brand in der Bebelstraße sind am Donnerstag zwei Menschen gestorben. Das Ereignis hat die Kornwestheimer ergriffen.

Kornwesheim - Es ist bereits spät am Donnerstagabend, doch der Hubschrauber spürt noch immer mit seiner Wärmesuchtechnik Glutnester auf. Wieder und wieder muss die Feuerwehr löschen. Erst gegen 23.30 Uhr ist der Sieg über den Brand endgültig errungen, fast neun Stunden lang haben die Wehrleute Wasser in das brennende Gebäude gepumpt.

Zu diesem Zeitpunkt ist längst bestätigt, was am Nachmittag noch unklar war: Zwei Menschen sind bei dem schweren Brand in der Bebelstraße den Flammen zum Opfer gefallen. Den Leichnam eines 79 Jahre alten Mannes barg die Feuerwehr bereits um 17.20 Uhr. Später wurde dann traurige Gewissheit, was zuvor nicht ganz klar war: Über die Drehleiter holten die Helfer um 20.45 Uhr den zweiten Leichnam aus dem Haus, eine 54 Jahre alte Frau – die Tochter des älteren Opfers.

Die Todesursache sei zunächst wohl der Rauch gewesen, berichtet der Kornwestheimer Feuerwehrkommandant Matthias Häußler. Das Feuer habe sich schnell ausgebreitet. Häußler spricht von einer „Kaminwirkung“: Über die Holztreppe fraßen sich die Flammen sogartig nach oben.

Die Anspannung war spürbar in der Kornwestheimer Innenstadt an diesem traurigen Donnerstagnachmittag. Rauchschwaden ziehen dicht über die Holzgrundstraße und die Bahnhofstraße. Vielerorts riecht es verbrannt. Jugendliche eilen in Richtung Wette-Center, Tücher und Schals zum Schutz vor das Gesicht haltend. Polizei, Stadt und Feuerwehr geben Anweisungen an die Bevölkerung heraus: Fenster schließen, das Areal umfahren. Immer wieder ertönen Sirenen, am Ende sind, neben Ärzten, Polizisten und Sanitätern, rund 100 Feuerwehrleute vor Ort – allein 65 davon aus Kornwestheim.

Die Oberbürgermeisterin Ursula Keck lässt die Gemeinderatssitzung ausfallen, eilt sichtlich erschüttert in die Bebelstraße. Gemeinsam mit dem Ersten Bürgermeister Dietmar Allgaier koordiniert sie den städtischen Teil der Rettungsarbeiten und beginnt, Hilfe für die betroffenen Menschen zu organisieren. „Da ist doch noch jemand drin“, heißt es immer wieder von Anwohnern. „Oder? Da ist doch noch jemand drin?“ Keck beschreibt die Atmosphäre später mit Worten wie „Schockstarre“. Die Menschen seien emotional sehr angegriffen gewesen. „Sie spürten, dass Familien sehr Schlimmes erleben.“

Kameraleute und Pressefotografen machen Aufnahmen und sammeln in unklarer Lage Informationen. Unsere Zeitung vermeldet zunächst vorsichtig ein Opfer. Denn obwohl der Verdacht, dass eine weitere Person gestorben war, sich immer weiter erhärtete, gab die Polizei erst nach Redaktionsschluss offiziell bekannt, dass auch die 54-Jährige in den Flammen ums Leben gekommen war. Unterdessen scharen sich die Kornwestheimer um ihre Feuerwehr, in die Trauer mischt sich Stolz auf die Ehrenamtlichen, die stundenlang gegen die Flammen kämpfen. „Zum Glück haben wir so eine Top Feuerwehr“, schreibt etwa jemand auf der Facebook-Seite unserer Zeitung.

Nun geht es vorrangig um zwei Dinge. Erstens: Die Menschen zu betreuen, die Angehörige und Freunde verloren haben und ihr Heim. Auch die Nebengebäude sind aktuell wegen Löschwasserschäden teils unbewohnbar – auf das links stehende Haus des Ensembles griffen die Flammen zwischenzeitlich über, hier wurde das Dach geöffnet. Zweitens: die Brandursache zu ermitteln. Ersteres läuft mit Hilfe der Stadt an. „Die Menschen sind zunächst einmal privat untergekommen“, berichtet die Oberbürgermeisterin Ursula Keck. Sie sagt, die Stadt werde auf die betroffenen Familien zugehen, diese fragen, ob Unterstützung gewünscht sei und bei der Suche nach Wohnraum helfen.

Zum zweiten Punkt, der Brandursache, macht die Polizei noch keine Aussage. Es ging bereits am Donnerstag das Wort, Gas brenne im Keller. Auch waren die Stadtwerke vor Ort und frästen die Straße aus, kappten Gasleitungen. An Spekulationen und Gerüchten wolle er sich aber nicht beteiligen, sagt der Pressesprecher Peter Widenhorn vom Polizeipräsidium Ludwigsburg. Erst einmal müssten die Kriminaltechniker das Haus untersuchen. Sie konnten aber bisher noch nicht in das Gebäude – es gilt als einsturzgefährdet. Statiker müssen es untersuchen. Erste Fotos der oberen Stockwerke konnten die Beamten allerdings mit Hilfe der Feuerwehr am Freitagnachmittag machen. „Wir waren mit der Drehleiter vor Ort und ermöglichten es der Kriminaltechnik, Bilder zu machen“, berichtet Matthias Häußler.