Frank-Walter Steinmeier (Mitte) und seine Frau Elke Büdenbender im Gespräch mit Koch-Azubis. Foto: Michael Bosch

Frank-Walter Steinmeier besucht im Rahmen der Woche der beruflichen Bildung die Oscar-Walcker- und die Mathilde-Planck-Schule.

Kornwestheim - Um zwei Minuten nach 10 Uhr ist er dann da. Standesgemäß fährt Frank-Walter Steinmeier samt Ehefrau Elke Büdenbender und Anhang in schwarzen Limousinen vor. Vornedraus und hinterher zig Polizeimotorräder und -fahrzeuge. „Handys raus, jetzt geht’s los“, sagt eine Schülerin und zückt ihr Mobiltelefon. Dass es ein besonderer Tag für das Berufsschulzentrum Ludwigsburg/Kornwestheim ist, ist schon früh am Morgen zu erkennen. Die Bundes-, die Landesflagge und die der Stadt Ludwigsburg sind aufgezogen – die Kornwestheimer fehlt. Auf dem Pausenhof steht ein halbes Dutzend Polizisten. Ein paar Jugendliche interessieren sich für die Hundeführerin, wahrscheinlich aber eher für den „Kampfhund“, wie einer sagt. Der „Kampfhund“ muss drinnen die Taschen und Geräte der Journalisten, die in einem Chemieraum untergebracht sind, durchsuchen. Die Sicherheitsvorkehrungen sind dem hohen Besuch entsprechend. Jeder, der ein gelbes Bändchen bekommt, darf rein. Der Rest nicht. Die Schüler, der verschiedenen Berufsschulklassen, die an diesem Tag mit Steinmeier oder seiner Frau in Kontakt kommen werden, sind mit roten Armbändchen gekennzeichnet.

Als Steinmeier zusammen mit seiner Gattin und Kultusministerin Susanne Eisenmann im Foyer der Oscar-Walcker-Schule von Landrat Dr. Rainer Haas begrüßt werden, betont der Präsident, wie wichtig die beruflichen Schulen seien und, dass sie „mehr Aufmerksamkeit verdienen“. Aber die Aufmerksamkeit Steinmeiers für die einzelnen Berufsschulgänge ist doch sehr begrenzt an diesem Tag. Ein Programmpunkt jagt den nächsten. Der Besuch ist für den Präsidenten – anders als für die Schule – Routine: Viele Hände schüttelt er, er fragt nach, nickt und lächelt.

Privatkonzert für die First-Lady

Als erstes besichtigt Steinmeier die Werkstatt der Metallblas-Instrumentenmacher und den Fachraum CNC-Holz, anschließend geht’s für ihn in eine berufsvorbereitende Einrichtung für Schüler mit Behinderung, Büdenbender macht einen Abstecher zu den Orgelbauern. In der Werkstatt wird gefeilt, gehämmert, gehobelt. „Sie sind also Weltkulturerbe“, sagt die First-Lady, als sie den Raum betritt. Sie meint das Handwerk, nicht die Schüler. Nach einem Gespräch mit den Lehrlingen gibt es noch ein kleines Konzert, denn die meisten Schüler sind handwerklich und musikalisch begabt. Auch Steinmeier kommt – ganz unpräsidial, weil es der Zeitplan nicht vorgesehen hat – kurz vorbei. Gelockt hatte ihn vielleicht die „Subcontra C“-Orgelpfeife, die größte Rundholz-Orgelpfeife der Welt, die unter der Decke der Werkstatt hängt und den tiefsten vom menschlichen Ohr hörbaren Ton von 16 Hertz erzeugt. „Ich habe zwar keine 16 Hertz, aber ein Herz für berufliche Bildungsgänge“, witzelt Steinmeier.

Der Bundespräsident kommt gut an – auch bei den Schülern der Mathilde-Planck-Schule. Draußen vor dem Klassenzimmer der Altenpflegehilfeausbildungs-Klasse, die er als nächstes besucht, brandet Jubel auf, als er um die Ecke biegt. „Für Aufregung besteht kein Grund“, sagt Steinmeier, als er die Schüler aus acht verschiedenen Nationen begrüßt. Anschließend demonstrieren die, was sie schon gelernt haben. „Das war schon etwas besonderes“, sagt Maryori Carrillo. „Der Präsident und seine Frau waren wirklich sehr freundlich. Und ich war trotzdem sehr aufgeregt.“ Da hat auch das gute Zureden Steinmeiers nichts geholfen.

Die Gemarkungsgrenze knapp verpasst

Einen gelassenen Eindruck macht hingegen Diamante Vrabel. Einer der Kochlehrlinge, die das Mittagessen zubereiten dürfen. Es gibt Kohlrabisuppe, überbackene Kalbsmedaillons mit Kräuterkruste, Herzoginnenkartoffeln und Spargel. „Für das Fleisch habe ich viel Lob bekommen“, sagt Vrabel. „Hoffentlich schmeckt’s auch.“ Nur kalt werden sollte es nicht. Aber der Präsident lässt erstmal auf sich warten. Als er dann doch kommt, sagt er zum Menü: „Sowas gibt es aber nicht jeden Tag.“ Für die Schüler vielleicht nicht, für ihn wahrscheinlich sehr wohl.

Auf Kornwestheimer Boden hat er nach dem Mahl seinen Fuß jedenfalls nicht mehr gesetzt. Nicht, weil die Zeit knapp wurde, ein Besuch an der Robert-Frank Schule war gar nicht vorgesehen, weil Steinmeier eine ähnliche Schule in dieser Woche in Hamburg besucht hatte. „Das hat nix mit uns zu tun“, sagt deshalb auch Schulleiter Wolfgang Ulshöfer. Bestimmt wäre Steinmeier auch liebend gern nach Kornwestheim gekommen. Da hätte es noch ein paar mehr Hände zu schütteln gegeben.