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Sportler von 46Plus Down-Syndrom sind bei den nationalen Special Olympics angetreten.

Wenn beim Trainingsauftakt des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC Berlin plötzlich der Bus des VfB Stuttgart vorfährt, sorgt das für fragende Blicke. Mit dem silbernen Gefährt mit der riesigen „1893“ an den Seiten waren aber nicht die schwäbischen Kicker in die Bundeshauptstadt gereist. Der Bus, der normalerweise die zweite VfB-Mannschaft und die Jugendteams zu deren Auswärtspartien befördert, war besetzt mit Sportlerinnen und Sportlern des Vereins 46Plus Down-Syndrom Stuttgart. In der zurückliegenden Woche traten sie bei den National Games der Special Olympics im Hans-Braun-Stadion im Olympiapark an. Vier Goldmedaillen standen am Ende zu Buche, drei silberne und drei bronzene. „Alle haben ihr Bestes gegeben“, sagt Natja Stockhause. Die Sportbeauftragte des Vereins fungierte bei den Spielen als Cheftrainerin.

Enge Kooperation mit dem SVK

Der Verein 46Plus pflegt seit Jahren eine enge Kooperation mit dem SV Kornwestheim, die Sportler trainieren in der Hannes-Reiber-Halle oder im Stadion an der Jägerstraße für Wettkämpfe – und das mit Erfolg. Für Joshua Cole, 14 Jahre, lief in seiner Altersklasse über 100 Meter in 17.56 Sekunden zu Gold. Der 23-jährige Mika Burk holte mit 4,94 Metern den ersten Platz im Kugelstoßen. Auch für die 16-jährige Jolina Hegermann gab’s Gold für ihre 21,35 Sekunden über 100 Meter. Und die sogenannte 4x400-Meter-Unified-Staffel – mit je zwei Läuferinnen mit und ohne Handicap – schnappte sich in der Besetzung Juliana Wenk, Reka Schatz, Lilly Kolberg sowie Nora Stockhause und einer Zeit von 1.09,34 Minuten den obersten Treppchenrang.

Insgesamt umfasste die Delegation aus Stuttgart und Kornwestheim 40 Personen: 17 Athletinnen und Athleten, davon elf mit Down-Syndrom. Hinzu kamen sechs Trainer sowie Familienangehörige. Bei den nationalen Spielen waren rund 14 000 Teilnehmer dabei: 5000 Aktive, 2000 Trainerinnen und Trainer, 3500 Freiwillige und viele mehr. Die Veranstaltung diente in diesem Jahr als Quasi-Generalprobe für die internationalen Special Olympics, die 2023 in Berlin stattfinden sollen. „Das bedeutete auch, dass der internationale Verband die Regie innehatte“, berichtet Natja Stockhause. So seien die Abläufe ziemlich streng gewesen und stellenweise auch noch etwas zäh. „Da gibt es zum kommenden Jahr definitiv noch Verbesserungsbedarf“, stellt die Trainerin fest.

Ein denkwürdiger Trip

Ansonsten sei es ein denkwürdiger und im positiven Sinne anstrengender Trip gewesen. Denn die Sportlerinnen und Sportler waren nicht nur bei den Wettkämpfen gefragt. Am Sonntag gab’s die Eröffnungsfeier mit Fackelentzündung im Stadion „Alte Försterei“ des Fußball-Bundesligisten Union Berlin. Am Dienstagabend stand ein Familienausflug mit Abendessen in den Berliner Zoo auf dem Programm, am Mittwoch die Athletendisco vor dem Brandenburger Tor. „Es war aber auch dank unseres eigenen Bus-Shuttles relativ stressfrei“, bekräftigt Natja Stockhause. Andernfalls hätte die Gruppe alle Strecken mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen müssen.

Dass die Fahrt nach Berlin möglich wurde, hat auch mit der Ferry-Porsche-Challenge zu tun. Dabei wurden im Frühjahr unterstützungswürdige Projekte in Sachen Inklusion gesucht und im besten Fall mit Preisgeldern bedacht. Das Sportprojekt Fit des Vereins landete auf einem der dritten Plätze und durfte sich über 10 000 Euro freuen.