Die Füchse sind von der Räude bedroht. Kein Wunder, sagt der Jagdpächter Hans-Otto Härle Foto: dpa/Patrick Pleul

Jagdpächter Hans-Otto Härle hat einen Fuchs gefunden, der an Fuchsräude verendet ist.

Zeugen hatten das schwerkranke Tier in den vergangenen Tagen immer wieder beobachtet und den Jagdpächter Hans-Otto Härle auf die seltsamen Verhaltensweisen des Fuchses hingewiesen. Nur mühsam und benommen schleppte sich das Tier durch die Landschaft und scheute auch menschliche Nähe nicht. Zunächst gelang es dem Kornwestheimer Jagdpächter nicht, den Fuchs aufzuspüren. Am Donnerstagmorgen aber entdeckte er das Tier tot am Wegesrand – eingegangen, wie es Härle nach den Schilderungen schon vermutet hatte, an der Fuchsräude. Sie entwickelt sich, wenn das Tier von Grabmilben befallen ist, und führt nach einer langen Leidenszeit in der Regel zum Tod.

Grabmilben fühlen sich auch auf Hunden pudelwohl

Weil sich die Grabmilben auch auf Hunden pudelwohl fühlen, rät der Jagdpächter dringend dazu, die Tiere beim Spaziergang anzuleinen, damit sie nicht auf freier Flur auf einen Fuchs treffen oder in einem Fuchsbau stöbern. „Die Fuchsräude ist wahnsinnig ansteckend“, warnt Härle. Haarausfall und Hautveränderungen sind erste Anzeichen dafür, dass sich der Hund mit der Räude angesteckt hat. Nur mit hohem Antibiotikaeinsatz und vielen kostenträchtigen Besuchen beim Tierarzt lasse sich der Hund möglicherweise wieder heilen. Und nicht nur auf dem Langen Feld, stellt Härle klar, droht den Vierbeinern Gefahr. Die Füchse tauchen mittlerweile überall auf – rund um den Viesenhäuser Hof im Westen der Stadt, rund um die Berufsschulen auf dem Römerhügel im Norden, wo die Tiere schon beim Plündern der Papierkörbe gesichtet worden sind. „Der Fuchs ist ein Kulturfolger“, erläutert der Jagdpächter. Das Tier passt sich den Lebensumständen an, die die Menschen schaffen.

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Die Fuchspopulation in Kornwestheim hat in den vergangenen Jahren überhandgenommen. Für eine Stadt in dieser Größenordnung, städtisch geprägt mit nur wenigen Freiflächen, seien drei Fuchspaare ausreichend, um die Rolle zu erfüllen, die ihnen die Natur zuschreibt. Füchse sind sozusagen die Gesundheitspolizei. Sie jagen kranke Wildtiere und „entsorgen“ die Kadaver. Der Fuchs, betont Härle, übernimmt wichtige Funktionen.

Nicht drei, sondern 30 Fuchspaare

Aber in Kornwestheim leben nach Beobachtung von Härle nicht drei Paare, sondern an die 30 – das Zehnfache dessen, was angemessen wäre. Deshalb schießen die Jagdpächter regelmäßig die Tiere. „So wie es das Gesetz vorsieht.“ Vor einigen Jahren, berichtet der erfahrene Jäger, seien es 34 Tiere in einem Jahr gewesen, durchschnittlich seien es etwa 20. Aber Härle weiß um die Folgen, die das haben kann: Da nicht alle Jagdpächter aus der Region so intensiv ihr Revier beobachten und eingreifen, wenn etwas aus dem Gleichgewicht zu geraten droht, wandern Füchse „nach Kornwestheim“ ein, um die frei werdenden Reviere zu belegen.

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Sogar von der Alb oder aus dem Schwarzwald machen sich Tiere auf den Weg, um einen neuen Lebensraum in der dicht besiedelten Region Stuttgart zu finden. Dass Jungfüchse von dannen ziehen, das sehe die Natur aber auch so vor, erläutert Härle. Mitunter würden sie von den Eltern „abgebissen“, damit sie endlich das Weite suchten.

Räude als Regulativ der Natur?

Die Räude sieht Härle letztlich auch als ein Regulativ der Natur, die Überpopulation in einem eng begrenzten Raum zu reduzieren. Sie tritt derzeit nicht nur in Kornwestheim auf, sondern beispielsweise auch in Remseck. Auch bei der Jagdaufsicht und im Veterinäramt sei man sich des Problems bewusst, heißt es aus dem Landratsamt. Man beobachte die Situation, sehe aber derzeit keinen Grund einzugreifen. Aber das ist ohnehin schwierig. Gegen die Fuchsräude gibt es – anders als bei der Tollwut – keine Impfungen. Menschen können sich übrigens anstecken. Die Grabmilben können vorübergehend einen Juckreiz auslösen. Die Symptome verschwinden in der Regel nach zwei Wochen von selbst, weil sich die Plagegeister auf der menschlichen Haut nicht vermehren können.

Die Hundehalter sollten ihre Tiere auf jeden Fall nunmehr an die Leine nehmen. Aber das sollten sie ohnehin viel häufiger tun, meint Jagdpächter Hans-Otto Härle – zum einen, damit sie das in den Feldern lebende Wild nicht aufscheuchen, zum anderen, um das, was die Landwirte anbauen, nicht zertrampeln. Und jetzt gibt’s noch einen Grund: die Fuchsräude.