Die NOL Renegades Guggen bei ihrem ersten Auftritt seit zwei Jahren. Foto: Horst Dömötör

Die Narren-Ober-Liga hat trotz der ungewöhnlichen Jahreszeit erfolgreich durchgezogen.

Es ist Samstag, später Nachmittag, der Himmel hat mittlerweile aufgeklart. Mehrere Reisebusse säumen die Stuttgarter Straße in Kornwestheim nahe des Rathauses. Was ist da los? Rücken etwa Mannschaften zum Fußball- oder Handball-Turnier an, hat der SVK eingeladen? Vom Marktplatz her weht Musik aus Boxen, Menschen sammeln sich dort, Stände stehen bereit, eine Bühne ist aufgebaut. Ist vielleicht schon wieder „Kornwestheim rockt?“ Kann nicht sein, es ist doch erst Ende April und damit zu früh im Jahr.

Des Rätsels Lösung gibt es um kurz nach fünf. Moderator und DJ Michael Meyle freut sich mit dem Publikum: „Die Sonne kommt pünktlich raus“, sagt er. Dann begrüßt er alle beim „Gugg in den Mai“ und verspricht „Live-Musik der Hausherren.“ Augenblicke später marschieren die NOL Renegades Guggen ums Eck, in neuer Kluft. Schwarz und rot, Sonnenbrille und Turnschuhe – das Sommerhäs der Kornwestheimer Guggen ist heißester Rockabilly-Style pur. Die Musiker stellen sich vors Publikum und legen dann erst so richtig los.

Der „Gugg in den Mai“ zieht viele Besucher an

Gugg in den Mai also. Während es für Kornwestheim rockt noch zu früh wäre, ist es für das Freiluft-Open-Air der Guggenmusiken eigentlich zu spät im Jahr. Der Aschermittwoch und damit die Faschingssaison 2021/22 ist längst vorbei. Da aufgrund der Pandemie im Februar aber nicht viel Fasnet ging, hatte sich die Narren-Ober-Liga (NOL) dazu entschlossen, ihr Guggen-Open-Air kurzerhand auf Ende April zu verschieben. „Keine Dauerlösung“, wie NOL-Präsident Martin Türk schon vor dem Samstag berichtet, „aber wir freuen uns trotzdem darauf, dass mal wieder etwas geht.“

Das sehen die Renegades ähnlich. Der musikalische Leiter Rolf Bahr freut sich über den „ersten öffentlichen Auftritt seit zwei Jahren“ und die gute Performance seiner Truppe. Die hat durchaus zuletzt Mitstreiter und Mitstreiterinnen verloren, einige Renegades haben sich während der Pandemie aus dem aktiven Guggendienst zurückgezogen. Umso wichtiger sei es, dass wieder etwas gehe, sagt Bahr. „Alle sind richtig heiß darauf, zu spielen.“

Mit „alle“ bezieht Bahr nicht nur die NOL Renegades Guggen ein, sondern auch die befreundeten Musiken, die vor Ort sind und dabei helfen, das Guggen Open Air mit Leben zu füllen. Die Bietigheimer Immortalis mussten kurzfristig absagen, mit dabei sind die Krawazi Ramblers Villingen, die Sulmanafetza Neckarsulm, die Sunshine-Gugge Heudorf/Rohrdorf, die Buschbach-Gugge Oberweier, die Querköpf Winnenden, die Albra Gugga Engstingen sowie die Nausstragger Wäschenbeuren die, wie jedem Narren klar ist, aus der gleichnamigen Fasnets-„Metropolregion“ am Fuße der Alb stammen. „Geil, aufteten, endlich wieder Luft rauslassen“, sagt Nausstragger Hannes. Guggen-Kollege Tim stimmt zu und erklärt das Häs.

Etwas Mad-Max-Flair

Die Wäschenbeurer Metropolregionler tragen ein „Rostige-Zeiten“-Häs, das ihnen etwas Mad-Max-Flair verleiht. Man muss wissen: Sie sind nicht Mitglied im Landesverband württembergischer Karnevalvereine, der das Häs-Tragen auf die Saison beschränkt. Die Nausstragger, was übrigens „Spätheimkehrer“ bedeutet, sind sodann schon an der Reihe. Sie führen das Werk der Renegades konsequent fort. Zwischendurch gibt Michael Meyle Fußballergebnisse durch. Der VfB Stuttgart hat gegen Wolfsburg den Ausgleich geschossen. Kurzer Jubel brandet auf, als die 3:1-Niederlage der Bayern gegen Mainz verkündet wird.

Dann erklingt bald wieder Musik. Nächstes Jahr soll das NOL-Guggen-Open wieder während der Fasnet stattfinden. Aber: Ende April, das war für 2022 keine schlechte Idee.