Krippenspiel mit Klopapierrollen: Die Corona-Pandemie hält im Autokino Einzug in den Heiligabend-Gottesdienst. Foto: Peter Mann

Christen feiern an Heiligabend den Gottesdienst auf dem Areal des Autokinos.

Kornwestheim - Weihnachten fällt aus oder: Corona nervt.“ Diesen leider in dieser Pandemiezeit nahe liegenden Titel hat Christian Ernemann seinem selbst verfassten, biblischen Krippenspiel gegeben. Oder, um es mit den Worten des Pfarrers Franz Nagler von der katholischen Kirchengemeinde in Kornwestheim zu sagen: „Niemand hätte an Heiligabend vor einem Jahr gedacht, dass wir heute hier feiern werden.“

Hier, das ist am Nachmittag des 24. Dezembers das Kornwestheimer Autokino unweit der Bundesstraße 27. Anders als noch an Ostern, als sich die Gläubigen ebenfalls auf dem Gelände versammelt hatten, nicht bei strahlendem Sonnenschein, sondern bei Windböen, peitschendem Regen und zunehmender Kälte. Dennoch sind zahlreiche Autos vorgefahren, die in der Dunkelheit kaum sichtbaren Insassen gut gerüstet mit Jacken, Decken, Wärmflaschen oder der – ökologisch unfreundlicheren – Standheizung.

Ohne diesen Luxus und nur mit einem weißen Partyzelt zum Schutz gegen das Winterwetter musste das Team auskommen, das den ungewöhnlichen Gottesdienst an diesem Heiligen Abend vorbereitet hat: Der katholische Pfarrer Franz Nagler, seine evangelische Kollegin Stefanie Henger und Christian Ernemann mit dem Krippenspiel-Team. Es waren nicht wie in den vergangenen Jahren eine große Zahl Grundschulkinder, sondern drei Mädchen oder junge Erwachsene – im Stück hießen sie Sarah, Caro und Lea – die sich nun im Gespräch mit Christian Ernemann fragten: Fällt nun, nach so vielen anderen Dingen, auch Weihnachten wegen Covid-19 aus in diesem Jahr?

Pfarrerin Henger und Pfarrer Nagler lesen Weihnachtsgeschichte abwechselnd vor

Zu viert dachten sie vertiefend und neu über die eigentlich doch altbekannte Weihnachtsgeschichte nach Lukas nach, die von Pfarrerin Henger und Pfarrer Nagler abwechselnd vorgelesen wurde. Über die 180 Kilometer zwischen Nazareth und Bethlehem, die Maria und Josef zurücklegen müssen, und das Gottvertrauen, das sie bewiesen – genau wie die Hirten auf dem Felde und die Heiligen Drei Könige. Und darum ging es auch in der kurzen Predigt der beiden Pfarrer: Dass die „heilige Nacht auch nicht so idyllisch war“, wie Stefanie Henger sagte, und dass man sich auch „in der Dunkelheit von Corona“ immer wieder an einen der zentralen Sätze der Weihnachtsbotschaft erinnern könne: „Fürchtet euch nicht“.

Der ungewöhnliche Gottesdienst an Heiligabend „ist eine gute Möglichkeit, die frohe Botschaft zu erzählen“, sagte Franz Nagler. Und Stefanie Henger ergänzte: „Außerdem ist es der einzige Gottesdienst, wo man singen darf.“ Dazu hatte man, zur Freude der Menschen in den Autos, auch reichlich Gelegenheit – aus voller Kehle, schließlich hörte einen praktisch niemand. Und den Friedensgruß zum Ende des Gottesdiensts gab’s nicht per Handschlag, sondern mit Blinken und Hupen.