Theo Heidebrecht an der Solitude-Allee – hier passierte der Unfall. Foto: Peter Meuer

Ein Rennradfahrer stößt Theo Heidebrecht vom Mountainbike und lässt den verletzten Jungen liegen.

Kornwestheim - Theo Heidebrecht ist ein erfahrener Radfahrer. Seit Jahren ist er in der BMX-Abteilung der Kornwestheimer Skizunft aktiv, aktuell ist er Mitglied des U13-BMX-Nachwuchskaders. Der Elfjährige kann rasante Zweirad-Situationen einschätzen und ist auch schon mehr als einmal gestürzt. Der Unfall auf der Solitudeallee südwestlich der Rudolf-Diesel-Straße lässt Theo Heidebrecht dennoch tagelang nicht los. Nicht nur war sein Aufprall heftig und schmerzhaft – der Jugendliche brach sich dabei das Schlüsselbein –, außerdem macht das Verhalten des Verursachers den Jungen wütend. „Ein Unfall kann passieren“, sagt er. „Aber dass der Mann einfach weitergefahren ist, obwohl ich da lag, weinte, Schmerzen hatte – das macht mich sauer.“

Aber der Reihe nach: Am 20. September, einem Sonntag, ist Theo Heidebrecht mit zwei Freunden, ebenfalls junge BMX-Fahrer, auf der Solitudeallee unterwegs, an diesem Tag auf seinem Mountainbike. Gegen 15.05 Uhr hören sie hinter sich ein Klingeln. Ein Rennradfahrer kommt angesaust – die Strecke ist für viele Radler eine beliebte Trainingsroute. Theo und einer seiner Kumpels fahren nebeneinander, der Freund weicht aber aus, um dem Rennradfahrer Platz zu machen. Dennoch zieht der Mann eng an den beiden Jungen vorbei, er erwischt Theo Heidebrecht dabei am Ellenbogen. Der Elfjährige stürzt vom Rad, knallt auf den asphaltierten Weg. „Das hat sehr wehgetan“, erinnert er sich. Der Radrennfahrer dreht sich noch um, schaut zu den Jungen – und fährt dann dennoch weiter.

Die Polizei nimmt die Angelegenheit sehr ernst. Die Beamten ermitteln wegen Unfallflucht, sie wollen den Mann aufspüren, der nach Zeugenaussagen um die 55 Jahre alt sein könnte und einen Helm trug. Dass Theo Heidebrecht, Freunde und Familie selbst im Radsportumfeld aktiv sind, könnte sich für die Ermittler als Vorteil erweisen. Die Heidebrechts erhielten einen Tipp.

Es gibt ein Online-Portal für Fahrradfahrer, dort können Zweiradfans ihre Strecken und Geschwindigkeiten online stellen und so der Welt mitteilen. Auf diesem Portal war zur besagten Zeit ein Radfahrer angemeldet – und löschte später seinen Eintrag. „Die Kollegen haben den Fall an die Experten der Verkehrspolizei weitergegeben, die Kontakt zu den Betreibern der Website aufnehmen“, betont Yvonne Schächtele, die Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Ludwigsburg.

Die Aussage von Theo Heidebrecht aufgenommen hatten an besagtem Sonntag Beamte des Kornwestheimer Reviers, die zunächst von leichteren Verletzungen wie Schürfwunden und Prellungen ausgingen. Beim Röntgen kam indes heraus, dass das Schlüsselbein des Jungen gebrochen ist. Zuvor hatte Theos Vater Andreas Heidebrecht ihn auf der Solitudeallee abgeholt und ins Kreiskrankenhaus Ludwigsburg gebracht. Auf der Straße hätten sich glücklicherweise schon einige andere Passanten – darunter ein Arzt – um Theo gekümmert, erzählt er.

„Dass der Mann nicht angehalten hat, sondern einfach weitergefahren ist, das ist ein Unding“, sagt Andreas Heidebrecht, „das macht mich wütend.“ Und auch Theo Heidebrechts Mutter Suzana war stinksauer, sie setzte sogar einen Instagram-Post ab, um nach dem Unfallflüchtigen zu fahnden – der binnen weniger Stunden von Tausenden Menschen gelesen und vielfach kommentiert wurde. Zeugenhinweise nimmt die Polizei weiterhin entgegen: beim Kornwestheimer Revier unter der Telefonnummer 0 71 54 / 1 31 30.

Theo Heidebrecht wiederum hofft nun, dass er bald wieder ganz gesund ist. Nicht nur müssen ihn seine Eltern aktuell zur Schule fahren, weil die Busse rumpeln und das weh tut. „Mir fehlt außerdem das BMX-Training“, ärgert sich der junge Sportler. „Der Unfall wirft mich da echt zurück.“