Gute Freunde: Sebastian Krüger und Wolfgang Niedecken (rechts) Foto: Horst Dömötör

Zur Eröffnung der Ausstellung „sleepwalking“ mit Werken von Sebastian Krüger sind viele Besucher gekommen, die sonst eher nicht in Galerien gehen.

Kornwestheim - Die Verantwortlichen der Stadt hatten Monitore im Foyer aufstellen lassen, weil sie damit rechneten, dass nicht alle Besucher Platz im Saal finden würden. Und tatsächlich lohnte es sich, rechtzeitig zu kommen, denn schon lange vor Beginn der Vernissage waren kaum noch freie Plätze im Galeriesaal. Einige Besucher hatten vorsichtshalber gleich Plätze für Freunde und Bekannte mit belegt.

Auffällig war, dass viele Altersgenossen von Sebastian Krüger im Publikum saßen. Der Künstler wird am 30. Juni 50 Jahre alt, und viele der Zuhörer bei der Vernissage waren im Outfit ihrer Jugend erschienen – entweder im schwarzen Motorrad-Look, bei dem nur noch die Harley Davidson fehlte, um das „Easy Rider“-Gefühl perfekt zu machen, oder in Karohemden zu den Jeans, wie sie Mitte der 70er Jahre Mode waren.

Als Laudator für die Ausstellung hatte sich Wolfgang Niedecken angekündigt. Der Frontmann der Kölsch-Rock-Band Bap kennt Sebastian Krüger über 20 Jahre. Sicher waren daher auch viele gekommen, um den prominenten Sänger einmal persönlich in Augenschein zu nehmen.

Die Musiker Werner Acker (Gitarre) und Uli Gutscher an der Posaune und am Piano passten in dieser Hinsicht ebenfalls perfekt ins Bild und hatten beispielsweise mit Musik der Blues- und Rocklegenden Jimi Hendrix, Deep Purple und Led Zeppelin Titel im Programm, die gerade diese Zuhörer immer noch lieben. Werner Acker hatte dabei das Glück, dass oft markante Intros wie bei „Smoke on the Water“ Gitarrensoli mit hohem Wiedererkennungswert sind, so dass die Fans gleich schon bei den ersten Takten mit den Füßen mitwippten. Trotzdem bekamen die beiden Musiker das Kunststück fertig, zu zweit quasi eine ganze Band zu ersetzen und gleichzeitig den bekannten Stücken in Soloabschnitten ihren eigenen Stempel aufzudrücken.

„Das Museum im Kleihues-Bau hat unter der Leitung von Frau Dr. Sedler den Maler durch mehrere schöpferische Phasen begleitet und seine Entwicklung dokumentiert“, sagte Oberbürgermeisterin Ursula Keck in ihrer Begrüßungsrede. Die Kunstwerke von Sebastian Krüger spielten in ihren Porträts der Schönen und Reichen mit den Themen Irritationen, Identifikation und Entfremdung. Gleichzeitig gewährten Krügers Bilder einen Blick auf deren Eitelkeiten und Unzulänglichkeiten, so die Oberbürgermeisterin.

Museumsleiterin Dr. Irmgard Sedler bezeichnete „Rollenspiel und Identität in der mediatisierten Gesellschaft“ als zentrale Themen bei Krüger. Die Gesichter der Porträtierten seien „aufgebläht, verknautscht oder verhuscht“, erläuterte sie. Ein besonders markantes Beispiel dafür ist sicher die „Gesichtslandschaft von Keith Richards“.

Wolfgang Niedecken trat als Redner ganz unbefangen ans Mikrofon. „Eine Rede hab ich nicht vorbereitet“, gestand er und berichtete, dass er direkt aus Berlin nach Kornwestheim gekommen sei. Er freue sich besonders auf die neuen Bilder, die er noch nicht „face to face“ gesehen habe, wie etwa den daumenlutschenden Hitler. Er kenne Sebastian Krüger schon seit den frühen 90er Jahren, als er dessen Ausstellung in der DuMont-Galerie in Köln besucht habe. „Liebe auf den ersten Blick war’s schon“, sagte Wolfgang Niedecken rückblickend. Später habe Krüger das Cover für ein Bap-Album gemalt, und der Musiker war sich sicher, dass Krüger die gesamte damalige Band-Besetzung „komplett begriffen“ habe.

Niedecken, der auch als Maler und Buchautor tätig ist, bewundert Krügers Weltsicht: „Ich möchte mal mit deinen Augen sehen können“, sagte er zu diesem gewandt. Der flachste zurück: „Wünsch’ dir das bloß nicht.“

Genauso locker und leger gab sich Niedecken, als er sich inmitten der Bilder der Ausstellung in das Goldene Buch der Stadt eintrug. Kein Wunder: „Wenn ich schlecht gelaunt bin, brauche ich mir nur deine Bilder anzuschauen“, hatte er im Vorfeld zu Krüger gesagt.