Reimt gerne und will Spitzenkandidat der CDU werden: Guido Wolf Foto: dpa

Dass Guido Wolf auf eine Kampfkandidatur um den einflussreichen Fraktionsvorsitz verzichtet, ist einerseits klug. Andererseits fehlt Wolf bis zum Mitgliederentscheid die Bühne, um sich als zupackender Landespolitiker profilieren zu können, meint Landespolitik-Chef Jan Sellner.

Stuttgart - „Sagt ein Schwarzer mal zu dir: ,Zwei und noch mal zwei gibt vier‘, musst als Roter du verneinen dir zuliebe und den Deinen. Stellt dann aber tags darauf Rot die Gegenthese auf, die alleine richtig sei: ,Vier besteht aus eins und drei‘, protestiert aus reinem Sport Schwarz und widerspricht sofort . . .“ So klingt Guido Wolf, wenn er – was er gerne tut – reimt. Am Dienstag reimte er nicht. Er sprach – was er bisher selten tat – Klartext: „Ja, ich strebe die CDU-Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2016 an.“ Und: Nein, er mache Peter Hauk den Chefposten in der Landtagsfraktion am 8. April nicht streitig. Im Gegenzug verzichtet Hauk auf eine Bewerbung als Kretschmann-Herausforderer.

Na endlich, möchte man sagen, Wolf kommt zu Potte. Wochenlang hatte der 52-Jährige, in dem etliche Christdemokraten die schlagende Antwort auf Grünen-Star Kretschmann sehen, die CDU im Unklaren gelassen. Jetzt sind die Fronten geklärt: Wolf wird sich neben Parteichef Thomas Strobel um die Jahreswende dem Votum der Parteibasis stellen; sie entscheidet, mit wem die CDU 2016 in das durchaus hoffnungsvolle Rennen um den Ministerpräsidenten-Posten geht.

Dass Wolf auf eine Kampfkandidatur um den einflussreichen Fraktionsvorsitz – wenn auch spät – verzichtet, ist einerseits klug. Der CDU bleibt damit eine neuerliche Zerreißprobe erspart. Andererseits fehlt Wolf bis zum Mitgliederentscheid die Bühne, um sich als zupackender Landespolitiker profilieren zu können. Das überparteiliche Amt des Landtagspräsidenten setzt ihm enge Grenzen. Für Wolf wird die Kunst darin bestehen, nicht nackt vor die Basis treten zu müssen nur mit staatstragenden Reden und politischer Lyrik unter dem Arm. Ein Wilhelm Busch fürs Ländle – das wäre zu wenig.