Trauerspiel am Morgen: Brotkorb ohne Brezeln. Foto: Decksmann

Wenn morgens beim Bäcker der Ofen streikt, ist der Tag eigentlich gelaufen, meint unser Kolumnist KNITZ. Außer, man gibt sich einer kulinarischen Sünde hin.

Stuttgart - Der Vorfall ist schon ein paar Tage her. Dass KNITZ erst heute darüber schreibt, könnte damit zu tun haben, dass er die Sache erst verdauen musste.

KNITZ hat den Braten bereits an der Tür zur Bäckerei gerochen: Kein typischer Backofenduft schlug ihm entgegen. Kaum hatte er den Laden betreten, begann die Verkäuferin sich vor Scham in den Mehlstaub zu werfen: Der Backofen bereite Probleme, sagte sie, und die Notlieferung vom Hauptgeschäft sei noch nicht angekommen. Was die Frau eigentlich meinte, war: Sie hatte keine Brezeln.

Lieber ein Atommeiler ohne Brennstäbe

Eine schwäbische Bäckerei morgens um sieben ohne Brezeln – was für ein Drama! Lieber ein Atommeiler ohne Brennstäbe oder ein Bierzelt, das auf dem Trockenen sitzt.

KNITZ versuchte locker zu bleiben. Er sagte, dass alles halb so wild sei und er den Morgen auch ohne Brezel überleben werde. Aber das sagte er nur, weil er wusste, dass die Verkäuferin keine Schuld traf. In Wahrheit war der Tag gelaufen, noch bevor er richtig begonnen hatte.

KNITZ spielte mit dem Gedanken, aus Verlegenheit ein Weckle zu kaufen und sich dann noch mal ins Bett zu verziehen. Aber dann sah er sie! Wenn ihn jemals eine Schneckennudel angelächelt hat, dann diese!

Die Kunst des Vernaschens

Was für eine Prachtschnecke! Nicht zu hell, nicht zu dunkel, schön mit Zuckerguss überzogen, schon beim Hinschauen bekam man klebrige Finger. Und mit Rosinen hatte der Bäcker auch nicht gespart.

In seiner Laugengier war sie, beziehungsweise waren ihre Vorfahren KNITZ nie aufgefallen. Aber diese hier hatte er sich nach dem Schrecken verdient. Er würde sie nach allen Regeln der Kunst vernaschen, schön von außen nach innen abwickelnd sich zum Herzen vorarbeiten.