Das Highlight der Ausstellung: Elefant Samba Foto: Max Kovalenko

Die Tierkörperwelten-Ausstellung wird von den Besuchern fast überschwänglich gelobt, aber es kommen viel zu wenige. Die Veranstalter hoffen nun auf die Ferienzeit, werden ihre Ziele aber trotzdem nicht mehr erreichen.

Ludwigsburg - Das Urteil im Gästebuch ist eindeutig. „Super war es“, steht da, oder einfach nur „Wow“, „Inspirierend“, „Faszinierend“, und auch offensichtlich jüngere Besucher zeigen sich beeindruckt: „Voll die coole Ausstellung!“ Kritik findet sich nahezu nicht, und wenn doch, dann wird beklagt, dass man die „tollen Exponate nicht fotografieren darf“. Es scheint, als hätten die Macher der Tierkörperwelten-Schau in der Ludwigsburger Arena vieles richtig gemacht. Das Problem ist: Bislang haben das wenige Menschen mitbekommen, die Besucherzahlen sind mau. Oder wie es Daniel Niedrich von der zuständigen Veranstaltungsagentur Eventstifter ausdrückt: „Es ist langsam angelaufen.“ Jetzt aber spüre man, dass die Nachfrage steige.

Samstagnachmittag, das Wetter ist mäßig und reicht nicht fürs Freibad, beste Bedingungen für eine Ausstellung also. Vor dem Eingang zur Arena sind trotzdem keine Schlangen zu sehen und die Crêpeverkäuferin auf dem Vorplatz hat so wenig zu tun, dass sie es sich auf einem Hocker gemütlich machen kann. Der mäßige Andrang hat allerdings auch sein Gutes. Im Innern, vor den plastinierten Bären, Giraffen, Pferden, den Vitrinen, Tafeln oder Bildschirmen, herrscht ebenfalls kein Gedränge.

Wer gekommen ist, bereut es nicht, auch nicht, wenn er insgesamt sechs Stunden Fahrt auf sich nehmen muss. Mario Harmel ist mit seiner elfjährigen Nichte Pauline aus Erfurt angereist, und auch er wird später einen begeisterten Gästebucheintrag hinterlassen. Die Ausstellung sei „einfach rundum gelungen“, sagt er, während er gebannt auf Samba starrt. Der Elefant, der einst im Neunkircher Zoo im Saarland lebte, ist der Star der Tierkörperwelten. Zu sehen, wie das „da innen drin aussieht“, sei „total spannend“, erzählt Pauline.

Unumstritten waren die Körperwelten nie, das gilt für die menschliche Variante ebenso wie für die neuere tierische. Kritiker werfen den Machern um den bekannten Plastinator Gunther von Hagens und die Kuratorin Angelina Whalley vor, mit den Ausstellungen nur die Sensationslust der Besucher zu befriedigen, Kirchenvertreter kritisierten unlängst, dass die Zurschaustellung von Leichen die Totenruhe störe. In Ludwigsburg dominierte zuletzt eine andere Sichtweise, die für den Erfolg der Ausstellung noch gefährlicher sein kann. „Braucht es das wirklich noch?“, fragten manche, als die Tierkörperwelten Mitte Juni eröffneten. Man habe doch erst vor zwei Jahren die reguläre Körperwelten-Schau in der Stadt gehabt, das sei genug.

Die Besucher stellen sich diese Frage nicht - beziehungsweise: Sie haben sie für sich beantwortet. „Die Körperwelten waren interessant, und mit den Tierkörperwelten bekommt man noch mal einen ganz anderen Einblick“, sagt Falko Markmann aus Stuttgart. Sein Sohn Timo studiert gerade gebannt die Muskeln eines Bären und murmelt: „So habe ich mir das nicht vorgestellt.“

„Das arme Fohlen“, ruft ein paar Meter weiter ein kleines Mädchen, das das tote Tier wohl am liebsten streicheln würde. Der Gruselfaktor? Gerade bei Kindern scheint er gegen Null zu tendieren.

Mit 65 000 Besuchern hatte die Agentur kalkuliert. „Das wird eng“, sagt Niedrich. Knapp sieben Wochen vor dem Ende verzeichnet die Ausstellung 25 000 Besucher. Zur regulären Körperwelten-Ausstellung vor zwei Jahren strömten annähernd 200 000 Gäste in die Halle. „Die Fußball-Weltmeisterschaft, die Hitzephase – das hat es uns diesmal schwer gemacht“, sagt Niedrich.

Auch für die Stadt als Eigentümerin der Halle ist die Besucherzahl wichtig, denn sie ist zu einem nicht genannten Prozentsatz an den Einnahmen beteiligt. Kritisch äußern will sich indes niemand, im Gegenteil. Die Tierkörperwelten seien „hochwertig und schön gestaltet“, sagt Esther Kölmel, die im Rathaus für Marketing und Vertrieb zuständig ist. „Die Erwartungen wurden erfüllt.“

Daniel Niedrich hofft auf die Ferienzeit. Da falle zwar der Besuch von Schulklassen weg, dafür würden in der Regel – und je nach Wetter – mehr Familien kommen. Zudem seien noch einige Sonderaktionen in Vorbereitung, etwa ein Tag für Sehbehinderte, ein Kooperationsprojekt mit der Kunstschule, Lernerlebnistage. „Es wird noch einiges passieren“, sagt Niedrich. Nur einen Wunsch werden die Veranstalter nicht erfüllen können. Die Ausstellung sei ja wirklich toll, hat ein junger Gast mit krakliger Handschrift ins Gästebuch geschrieben. „Aber die Dinosaurier fehlen.“