Klaus Fischer, Eigentümer des großen Dübel-Unternehmens fischer, will künftig kürzer treten Foto: dpa

Klaus Fischer, Chef der fischer-Unternehmensgruppe aus Waldachtal (Landkreis Freudenstadt) mit weltweit 4200 Mitarbeitern, kritisiert die deutsche Politik in Sachen Bildung und Ausbildung. Im Gespräch mit den Stuttgarter Nachrichten kündigte er zudem an, sich teilweise aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen.

Stuttgart/Waldachtal - „ Aus meiner Sicht fährt die Politik nicht den richtigen Kurs, gerade im Bereich der Schulen und bei der beruflichen Ausbildung wird viel zu wenig getan. Auch die Universitäten sind vielfach nicht richtig auf die Zukunft vorbereitet“, sagte Fischer aus Anlass seins 65. Geburtstags in einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten.

„Was mir bei der Politik vor allem fehlt, ist der Weitblick, mal zu schauen, was außerhalb von Europa geschieht“, betonte Fischer. Die deutsche Wirtschaft, so der Unternehmer, lebe im Augenblick sehr stark von den Märkten in den USA und China. „Wenn der Markt in China mal schwächelt, und das wird kommen, werden wir in Deutschland gewaltige Probleme bekommen, zum Beispiel im Maschinenbau, der Bauwirtschaft, der Automobilindustrie, bei Zulieferern.“ Offenbar sehe man in der Politik aber nicht die Risiken der nächsten Jahre: „Ich finde es sehr bedauerlich, dass sich die Politik hierzulande viel zu wenig um die Wirtschaft kümmert. Natürlich ist die Umweltpolitik wichtig. Aber um das alles bezahlen zu können, brauchen wir eine erfolgreiche Wirtschaft und entsprechende Mittel. Doch der Mittelstand wird von der Politik viel zu wenig unterstützt.“

"Kinder besser individuell fördern"

Mit Blick auf die Bildungspolitik sagte Fischer: „Die Politik müsste mehr für die Ausbildung tun, aber der Föderalismus behindert das. Alle Kinder in ein Schema F zu zwängen, ist der falsche Weg. Es wäre doch viel sinnvoller, schon in den Kindergärten zu schauen, welches Kind welche Begabung hat. Dann kann man die Kinder individuell fördern.“

Reformbedarf sieht er auch beim Thema Numerus clausus: „Nicht die, die die größte Begeisterung für ein Thema haben, werden ins Studium aufgenommen, sondern die mit der besten Note. Dieses Verfahren ist nicht mehr zeitgemäß. Wenn Kinder das tun dürfen, wofür sie begabt sind, werden viele nicht frustriert, sondern erfolgreich sein. Dann hat der Standort Deutschland ganz andere Perspektiven. Wenn das aber nicht reformiert wird, werden wir in einigen Jahren der Verlierer im weltweiten Wettbewerb sein.“

Als Ursache für die Probleme sieht Fischer eine falsche Prioritätensetzung. „Die Politiker schauen in der Mehrheit nur von Wahl zu Wahl, setzen sich viel zu wenig mit den Themen auseinander und befassen sich nicht mit den Problemen der Wirtschaft.“ Als Beispiel nannte Fischer in dem Interview den Streit um die Erbschaftsteuerreform. „Wenn sie wie geplant kommt, wird manches Familienunternehmen verkauft werden müssen, weil es nicht in der Lage ist, die hohe Steuer zu bezahlen.“ Selbst wenn manche Firmen die Steuer mit Hilfe der Banken zahlen könnten, „fehlt dann das Geld für Investitionen. Daran sieht man, wie kurzfristig in der Politik gedacht wird.“

„Was da noch auf uns zukommt, wissen wir nicht“

Fischer weiter: „Die meisten Politiker wissen überhaupt nicht, wie ein Unternehmen funktioniert und haben kein Konzept, was sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren verändern wird.“ Mit Blick auf die Turbulenzen innerhalb der EU beklagte der Firmenchef: „Die Politik hat doch immer prophezeit, dass wir mit der EU ein Wachstum von vier bis fünf Prozent haben. Nur, das wurde nie erreicht. Und die Krise in Griechenland macht das nicht besser.“ Hinzu komme, dass Länder wie Frankreich, Italien und Spanien die Krise noch nicht überstanden hätten. „Was da noch auf uns zukommt, wissen wir nicht.“

In dem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten kündigte Fischer zugleich an, sich nunmehr teilweise aus dem Tagesgeschäft des Unternehmens zurückzuziehen. „ Ich habe unsere Geschäftsführung vor nicht allzu langer Zeit gebeten, sich Gedanken zu machen, wie ich entlastet werden kann. Das Konzept sieht nun vor, dass ich künftig nur noch maximal drei Tage pro Woche im Unternehmen bin.“ Darüber hinaus wolle er sich künftig verstärkt den Auslandsgesellschaften der Firmengruppe widmen und sich um Zukunftskonzepte für das Unternehmen kümmern.