Jörg-Hannes Hahn Foto: Roberto Bulgrin

Jörg-Hannes Hahn steht für eine besondere Qualität der Kirchenmusik in Stuttgart. Von der Stadtkirche und der Lutherkirche Bad Cannstatt aus erzielt er mit "Musik am 13." überregionale Wirkung.

Stuttgart - Wenn sich eine Konzertreihe über zwei Jahrzehnte hinweg im Musikleben einer kulturreichen Stadt behauptet, dann dürfen die Feierlichkeiten ruhig etwas größer ausfallen. So wie bei der Kirchenmusikreihe „Musik am 13.“, die Jörg-Hannes Hahn 1996 übernommen und derart mit neuen Formen und Inhalten gefüllt hat, dass sie auch nach fast 20 Jahren unter seiner Leitung noch quicklebendig ist.

Das liegt maßgeblich am Bezirkskantor, der in den Zyklus nicht nur viele eigene Ideen, sondern außerdem viel eigene Energie und seine eigenen Ensembles – den großen Bachchor Stuttgart und den Kammerchor Cantus Stuttgart – einbringt. „Meine Arbeit als Kantor“, sagt Jörg-Hannes Hahn, „ist vor allem Arbeit mit Laien, und dabei ist es immer mein Ziel, dass das Gesamtergebnis besser klingt als die einzelnen Stimmen.“

Es liegt aber auch an der Qualität der Künstler und Ensembles, die Jörg-Hannes Hahn in die Stadtkirche und die Lutherkirche Bad Cannstatt einlädt. Die Mischung macht’s. Das gilt schon für die Reihe „Sommer! Orgel“, bei der von 26. Juli bis 6. September an sieben Sonntagen Organisten in der Stadtkirche auftreten. Der Orgelzyklus verbindet die vergangene mit der kommenden Saison und lockt jedes Jahr ein, so Hahn, „ganz besonderes Publikum“.

Die Spielzeit 2015/16 beginnt dann am 13. September mit einem Konzert des Stuttgarter Renaissance-Ensembles LaLa Höhö, das die geistlichen Motetten des Ansbacher Pfarrers und Kirchenmusikers Caspar Othmayr (1515–1553) vorstellt – „ein echter Geheimtipp“, findet der Kantor. Im Porträtkonzert für den 1955 geborenen japanischen Komponisten Toshio Hosokawa zeigt sich erstmals eine Eigenart der Konzertreihe, die auch einer Neigung Hahns entspricht: Zwischen den musikalischen Werken wird der Pfarrer Wolfram Zoller, der lange in Japan gelebt hat, eigene Haikus rezitieren.

Schon oft hat die Reihe im November musikalische Auseinandersetzungen mit der Pogromnacht geboten; in der kommenden Saison wird der Cantus Stuttgart den Abend unter dem Titel „Wider das Vergessen“ unter anderem mit Luigi Nonos „Ricorda cosa ti hanno fatto in Auschwitz“ gestalten. Am Ewigkeitssonntag kombiniert der Bachchor Stuttgart gemeinsam mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim Johannes Brahms’ „Deutsches Requiem“ mit Wolfgang Rihms „Das Lesen der Schrift“.

Erstmals wird das Weihnachtsoratorium des Bachchors im Dezember von Anton Stecks Barockorchester Baden-Württemberg begleitet. „Mit einem modernen Orchester“, so Hahn, „komme ich bei Barockmusik nicht mehr weiter, hier brauche ich einen obertonreicheren, leichteren Klang.“

Das Jubiläumskonzert zum 20-jährigen Bestehen der Reihe ist im Januar dem 100. Geburtstag Max Regers gewidmet. Weitere Konzerte bestreiten das Ensemble Ars Antiqua Austria (mit Franz Bibers „Rosenkranz-Sonaten“), der Cantus Stuttgart mit dem Bariton Michael Volle (mit Bach-Kantaten zur Passion), der Bachchor und die Württembergische Philharmonie Reutlingen (mit der erstmals in Süddeutschland vorgestellten Johannespassion von James MacMillan), die Schola Gregoriana der Liebfrauenkirche (mit Georg Muffats „Apparatus Musico-Organisticus“), nochmals der Cantus Stuttgart (mit Heinrich Schütz’ 119. Psalm) sowie Musiker rund um das Lotus Streichquartett (Komponistenporträt Peter Ruzicka).