Der Teufel versucht Jesus in der Wüste (Illustration von Gustave Doré , 1832-1883). Foto: Mauritius images

Kein anderes religiöses Ritual ruft so viel Befremden hervor wie Exorzismus oder Teufelsaustreibung bezeichnet. In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass eine 41-jährige Koreanerin in einem Frankfurter Hotel zu Tode gequält wurde.

Stuttgart - Er ist der Diabolos, der Verwirrer, Faktenverdreher, Verleumder, der Zerwürfnis stiftet, verleumdet und zum Schlechten anstiftet. In vielen Religionen ist er ein eigenständiges, übernatürliches Wesen. Im Christentum und im Islam ist er die Personifizierung des Bösen, der Fürst der Finsternis, die Quelle aller Niedertracht und alles Schlechten. Ein Wesen, das als Engel mit schwarzen Flügeln oder als Junker mit Pferdefuß in Erscheinung tritt. Im Buddhismus heißt er Mara oder Devadatta und ist ein Dämonenwesens.

Der Glaube an Beelzebub

Der Glaube an den Teufel, den Leibhaftigen, ist uralt und zugleich brandaktuell. Der jüngste Fall eines Exorzismus – einer Teufelsaustreibung in einem Frankfurter Hotel – macht deutlich, wie real für viele Menschen die Existenz des Bösen ist. In der Katholischen Kirche gehört die Absage an den Teufel bis heute zum Taufritus und ist Bestandteil der Erneuerung des Taufversprechens in der Feier der Osternacht.

Über Satan heißt es im Katechismus der Katholischen Kirche: „Die Schrift bezeugt den unheilvollen Einfluss dessen, den Jesus den ,Mörder von Anfang an‘ nennt (Johannes-Evangelium 8,44) und der sogar versucht hat, Jesus von seiner vom Vater erhaltenen Sendung abzubringen. ‚Der Sohn Gottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören‘ (Erster Johannesbrief 3,8). Das verhängnisvollste dieser Werke war die lügnerische Verführung, die den Menschen dazu gebracht hat, Gott nicht zu gehorchen.“

Auch Satans macht ist begrenzt

Der vatikanische Exorzist Gabriele Nanni sagt über Satans angebliche Macht: „Er verfolgt Besessene, lässt Gegenstände durch das Haus fliegen, lässt Schränke sich bewegen. Die Opfer spüren, wie unsichtbare Messer ihnen die Haut aufschneiden.“

Allerdings ist der christlichen Tradition gemäß auch Satans Macht begrenzt. Denn er ist bloß ein Geschöpf. Ein mächtiger Engel zwar, aber gefallen und hinabgestürzt in das Reich der Finsternis, weil er sich gegen Gott auflehnte und deshalb von ihm verstoßen wurde. Ständig strebt er danach das Reich Gottes, dessen Kommen Jesus von Nazareth angekündigt hat, zu verhindern. Doch auch wenn sein boshaftes Tun die Welt in Chaos und Unfrieden stürzt, kann er die Heilsgeschichte nicht aufhalten.

Die Hölle – ein Zustand und kein Ort

Die Hölle ist in der Bibel das finstere Reich des Teufels und der von Gott getrennten Toten (Hiob 1, 9), der Ort des endzeitlichen Strafgerichts (2. Buch der Könige, Kapitel 23, 10), wo die Menschen für ihre Sünden ewig büßen müssen. Doch gibt es überhaupt einen solchen Ort, wo die Sünder Höllenqualen erleiden und kleine und große Teufel fürs Quälen zuständig sind? Die moderne Theologie verneint dies. Sie hat die Hölle in das Reich der Fabeln und Legenden verlegt.

Die Verdammnis ist zu einer „Existenzform des Menschen“ erklärt worden, „in der er unter dem Schmerz leidet, auf Gott verzichten zu müssen“. Die Katholische Kirche definiert Hölle als „Reinigungszustand“. Papst Johannes Paul II. (1920–2005) erklärte: „Die Hölle meint nicht so sehr einen bestimmten Ort, sondern vielmehr die Situation dessen, der sich frei und endgültig von Gott entfernt hat.“ Himmel, Hölle und Fegefeuer sind demnach keine realen Orte auf der irdischen oder kosmischen Landkarte, keine Topografien des Jenseits. Sie sind vielmehr Zustände der absoluten Nähe und Ferne Gottes, Situationen des Gott-Verlustes.

Die Hölle – Verlust der Gotteserfahrung

Es gibt Menschen, die diesen Verlust der Gotteserfahrung allerdings so real und leibhaftig erleben, dass sie dies als Werk des Teufels deuten. Anders ist es wohl nicht zu erklären, dass Menschen – wie die Verdächtigen im aktuellen Frankfurter Exorzismus-Fall – eine angeblich vom Teufel besessene Person in einem obskuren und mörderischen Ritual zu Tode quälen.

Wo der Exorzist den Teufel sieht, diagnostiziert der Arzt eine Geisteskrankheit. Psychosen, Epilepsien oder Schizophrenien können nicht mit Hilfe von Gebeten und Beschwörungsformeln therapiert werden, stellt die moderne Medizin fest.

Der Teufel – „die Anmaßung des Geistes“

Wer ist nun der Teufel? „Der Teufel“, sagt der franziskanische Gelehrte William von Baskerville, einer der beiden Hauptfiguren von Umberto Ecos Mittelalterroman „Der Name der Rose“ (1982), „ist nicht der Fürst der Materie, der Teufel ist die Anmaßung des Geistes, der Glaube ohne ein Lächeln, die Wahrheit, die niemals vom Zweifel erfasst wird.“