Seit der Corona-Pandemie hat die Kriminalität unter Kinder und Jugendlichen stark zugenommen. Foto: imago stock&people

In einer Altersgruppe hat die Kriminalität besonders häufig zugenommen: unter Kindern und Jugendlichen. Das ließe sich ändern. Doch das Problem wird bislang übersehen, kommentiert unsere Korrespondentin Rebekka Wiese.

Über die Polizeiliche Kriminalstatistik ist in den vergangenen Tagen schon viel diskutiert worden – vor allem über ein Thema: dass es deutlich mehr nichtdeutsche Tatverdächtige gibt als im Vorjahr. Es ist wichtig, dass darüber gesprochen wird. Doch ein anderer Aspekt darf daneben nicht untergehen: Auch die Kinder- und Jugendkriminalität hat drastisch zugenommen. Es gab deutlich mehr junge Tatverdächtige als in den Jahren zuvor. Das ist eine besorgniserregende Entwicklung. Doch das scheint noch nicht überall angekommen zu sein.

Die neuen Zahlen zeigen, wie massiv sich die Corona-Pandemie bis heute auswirkt. Schulen blieben über Wochen geschlossen, Kinder konnten keine Gleichaltrigen sehen. Ganz gleich, zu welchem Zeitpunkt und wie lange das zu rechtfertigen gewesen sein mag oder auch nicht: Dass das Konsequenzen hat, ahnten damals schon viele. Nun zeigen sie sich.

Die Jugendämter sind überlastet

Während und nach der Pandemie gab es zwar Versuche, die schwierige Situation aufzufangen. Aber der große Wurf, gerade auf Bundesebene, fehlte. Selbst der Koalitionsvertrag, der nach anderthalb Pandemiejahren aufgesetzt wurde, erwähnt nur am Rande, dass man an das Corona-Aufholpaket der Vorgängerregierung anknüpfen wolle. Priorität schien man dem Thema nicht einräumen zu wollen.

Die Probleme zeigen sich dann oft in Ländern und Kommunen. Seit Jahren klagen die Jugendämter über Überlastung, ähnliches ist aus Kinder- und Jugendpsychiatrien zu hören. Die Schulsozialarbeit ist wichtiger denn je geworden – und muss an manchen Orten doch eingespart werden. Es sind die Stellen, auf die es gerade ankommt.

Dabei wäre es wichtig, das Problem frühzeitig anzugehen. Wer früh kriminell wird, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, auch als Erwachsener zum Täter zu werden. Das ist keine Zwangsläufigkeit. Man kann das durchbrechen. Doch noch ist nicht erkennbar, dass das passiert. Es ist ein Thema, das zu wichtig ist, um unterzugehen.