Präsentierte im Juni beim DFB-Pokal-Finale in Berlin den Pott: Kickboxerin Christine Theiss. Foto: Getty

Die Profi-Kickboxerin ist die perfekte PR-Managerin in eigener Sache: Nach ihrem letzten Kampf will Christine Theiss als Weltmeisterin eine Familie gründen.

Die Profi-Kickboxerin ist die perfekte PR-Managerin in eigener Sache: Nach ihrem letzten Kampf will Christine Theiss als Weltmeisterin eine Familie gründen.

Bayreuth - Vermutlich hatten die Kicker des VfB Stuttgart und des FC Bayern nur Augen für den DFB-Pokal, schließlich ging es für die beiden Teams am 1. Juni um diese Trophäe – nicht um die Frau, die den Pott ins Berliner Olympiastadion trug. Christine Theiss hatte ein goldenes Kleid an, ihre Haare glänzten goldfarben, sie lächelte goldig, und sie durfte sich geadelt fühlen: Sie stand nun auf einer Stufe mit Magdalena Neuner.

Die Biathletin – Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Superstar des Wintersports – hatte 2012 im rappelvollen Olympiastadion den DFB-Pokal präsentiert. Ein Jahr später war die Wahl auf Theiss (33) gefallen, und darüber durfte man sich schon ein bisschen wundern. Einerseits ist sie zwar die erfolgreichste Kickboxerin der Welt, die seit ihrem Sprung zu den Profis im Jahr 2006 WM-Titel in vier unterschiedlichen Verbänden gewann und 22 Kämpfe lang ungeschlagen blieb. Das schafft nur eine außergewöhnliche Athletin. Doch andererseits ist sie vor allem das Produkt einer geschickten PR-Strategie. Sie muss kein Liebling der Massen sein, denn sie ist ein Liebling der Medien. „Im Ring zählt Schönheit nicht“, sagt die gebürtige Thüringerin Theiss, die genau weiß, dass sich für Kickboxen eigentlich kaum jemand interessiert, „doch grundsätzlich schadet Attraktivität natürlich nicht. Mir fällt es leicht, mich zu vermarkten.“

Dabei hilft es, dass die Athletin mehr zu bieten hat als Hochglanzfotos ihres makellosen Körpers in Männermagazinen. Sie ist promovierte Ärztin für Kardiologie (Spitzname: „Dr. Kick“), arbeitet als TV-Moderatorin („The biggest Looser“, „Mein Mann kann“), versuchte sich als Schauspielerin („Die Jagd nach der heiligen Lanze“) und engagiert sich sozial. Als sie 2009 den „Bayerischen Sportpreis“ gewann, meinte der damalige Ministerpräsident Günther Beckstein in seiner Laudatio: „Sie ist sportlich, schön und erschreckend schlau.“

„Werde auf keinen Fall mit einer Niederlage abtreten"

Diese Mischung macht’s, einen Makel gibt es trotzdem: Im Juni verlor Theiss einen ihrer WM-Titel, den des Verbandes WKU, an Olga Stawrowa, ging dabei sogar erstmals zu Boden. Sie wird die große Bühne also nicht ungeschlagen verlassen, will in ihrem letzten Kampf aber die Revanche gegen die Russin: „Ich werde auf keinen Fall mit einer Niederlage abtreten.“ Sondern, wie es sich für ein Glamour-Girl gehört, im Rampenlicht.

Dabei sagen Leute, die Christine Theiss näher kennen, dass sie privat ganz anders ist. Sie gilt als bodenständig und uneitel, interessiert sich für Wagner-Opern und ihre Hunde Tiffany und Osito (zwei Boxer natürlich). Theiss beendet ihre Karriere vor allem deshalb, weil sie sich mit Ehemann Hans, einem Kardiologen, ihren Kinderwunsch erfüllen will: „Ich bin ja nicht Wladimir Klitschko, der mit 40 noch problemlos eine Familie gründen kann.“

Und trotzdem wird sich Theiss weiter in der Rolle gefallen, die sie in der Öffentlichkeit spielt. Weshalb es nicht überraschen würde, wenn die TV-Moderatorin und Hobbyschauspielerin aus Schwabing künftig sogar noch öfter als bisher auf dem Bildschirm auftaucht. „Als Profi verdiene ich mein Geld durch meine Medienpräsenz“, sagt Theiss, die sogar ein bisschen ihr eigener Chef ist: Seit November 2011 sitzt sie im Fernsehbeirat der ProSiebenSat.1 Media AG – dem Sender, der nun ein kleines Problem hat.

Denn es gibt im Kickboxen, bei dem anders als im herrkömmlichen Boxen außer den Fäusten auch die Füße eingesetzt werden dürfen, zwar inflationär viele Weltmeister, aber sicherlich niemanden, der in die Fußstapfen von Theiss treten könnte: „Ich habe immer gehofft, dass sich die Sportart von mir als Person emanzipiert. Ich bin ja nicht die Mutter Teresa des Kickboxens“, sagt die 1,75 Meter große Münchnerin – doch aufgegangen ist diese Rechnung nicht. Was natürlich auch an der Strahlkraft der Weltmeisterin lag. „Mit ihr haben wir das Kickboxen zu einem großen TV-Sender gebracht,. Das war mein Lebenstraum“, sagt Theiss-Trainer Mladen Steko, „sie hat die perfekte Karriere hingelegt.“ Im Ring. Und als PR-Managerin in eigener Sache.