Seit 2009 werden die Kelley Barracks saniert. Foto: US-Armee

Noch mindestens bis zum Jahr 2015 werden die Bauarbeiten in den Kelley Barracks zwischen Plieningen und Möhringen weitergehen.

Plieningen - Am Kopfende des Tisches sinkt der Oberst in den schwarzen Ledersessel. Die graue Tarnuniform sitzt etwas luftig, das soll so sein. Die Hosenbeine stecken in den gelben Wüstenstiefeln. Ein Abzeichen auf seinem Ärmel zeichnet John Stack als ein Mitglied der Rangers aus, einer Spezialeinheit des amerikanischen Militärs, die überall dort im Einsatz ist, wo es besonders gefährlich ist. Der Grauschleier seiner Haare verrät, dass er nicht mehr selbst schießt. Vor ihm liegt ein Stapel Papiere, über den schrägen Miniaturflachbildschirm hinweg kann er auf die Besucher im Konferenzraum blicken. Hinter ihm sind die Tafeln seiner Operationsgebiete an die Wand geschlagen. Auf einer prangt das Wappen von Plieningen.

Oberst John Stack ist seit einem Vierteljahr Chef der Stuttgarter Garnison der US-Armee. Und als solcher ist er auch für die Kelley Barracks zwischen Plieningen und Möhringen verantwortlich. Gerade dort verbauen die Amerikaner derzeit soviel Beton, Technik und Geld wie sonst kaum irgendwo in Deutschland. Und die Arbeiten sind längst nicht abgeschlossen. Mindestens bis 2015 werden sie noch andauern, bestätigt Stack.

Der Projektor wirft die wichtigsten Mieter an die Wand

Ähnlich umtriebig sind die Amerikaner in Deutschland lediglich auf einem Luftwaffenstützpunkt nahe Wiesbaden, der noch vor Jahren kaum eine Rolle gespielt hat. Nachdem die Garnisonen in Heidelberg und Mannheim aufgelöst worden sind, sollen deren Reste dort bis 2013 verschmelzen. Seit dem Jahr 2009 wird deshalb am Rhein gebaggert.

„In den Kelleys war es ruhig, bis das Verteidigungsministerium beschlossen hat, eine Afrikazentrale zu gründen“, sagt Stack auf Englisch. Er weist auf die ihm gegenüberliegende Wand, ein Projektor, der sich in die Decke duckt, wirft ein Bild auf die weiße Fläche. „Major Tenants“, steht da geschrieben, zu deutsch „die wichtigsten Mieter“.

In der Panzerkaserne in Böblingen, dort, wo Stack sein Büro samt Konferenzräumen hat, sind unter anderem einige Spezialeinheiten beheimatet. In den Vaihinger Patch Barracks ist die europäische Zentrale der US-Streitkräfte untergebracht und somit vor allem ein Überbleibsel des Kalten Kriegs. Und von der Kaserne im Schatten des Asemwalds aus werden seit einigen Jahren die Operationen auf dem afrikanischen Kontinent in Echtzeit per Satellitenschaltung koordiniert.

Wie der Bürgermeister einer kleinen Stadt

Für die Kriegsführung ist Stack nicht zuständig, die übernimmt der Viersterne-General Carter Ham. „Ich bin eher wie der Bürgermeister einer kleinen Stadt“, sagt Stack. Er kümmert sich um die Anliegen von rund 23 000 Soldaten, Angehörigen und Zivilangestellten. Allein in den Kelley Barracks arbeiten rund 2000 Menschen, 450 davon leben auch dort.

Für die Modernisierung der Kaserne musste nicht nur allerlei Hightech-Ausrüstung installiert werden. Der gesamte Standort musste schlicht auf Vordermann gebracht werden. Denn seit dem Fall der Mauer wurden immer weniger Soldaten in Deutschland stationiert; investiert wurde nur noch in das Nötigste. „Viel Geld wurde seitdem für die Renovierung der Gebäude ausgegeben“, sagt Stack.

Derzeit werden zudem die Straßen in der Kaserne erneuert und die Gehwege verbreitert. Neue Abwasserkanäle werden unter dem Asphalt vergraben. „Die Renovierungsarbeiten dauern noch an“, sagt Stack.

Bereits seit 2009 rollen die Bagger durch die Kaserne. Erst fielen die Arbeiten nicht sonderlich auf. Das änderte sich, als 2011 der Zaun im Osten des Geländes versetzt und der Hubschrauberplatz einverleibt wurde. Anwohner hatten die Befürchtung, dass sich die Kaserne aus Sicherheitsgründen rundherum um 45 Meter ausdehnen könnte. Darüber war tatsächlich bereits 2007 hinter verschlossenen Türen gesprochen worden. Verwirklicht wurde dies aber nicht. Die Öffentlichkeit wie auch die Lokalpolitiker erfuhr davon erst aus der Zeitung.

Der neue Eingang soll vierspurig werden

Der ehemalige Hubschrauberlandeplatz dient zurzeit lediglich als Baulogistikfläche. Das wird sich voraussichtlich 2014 oder 2015 ändern. „Wir versetzen den Eingangsbereich“, sagt der Oberst. Am bisherigen Eingang können die Autos nur nacheinander kontrolliert werden. Rückstaus auf die Filderhauptstraße kommen immer wieder vor.

Deshalb werden dort, wo derzeit die Betonrohre lagern, künftig vier Spuren in die Kaserne führen. Die Pläne werden derzeit beim Staatlichen Hochbauamt in Reutlingen ausgearbeitet. Geplant sind auch mehrere neue Eingangsgebäude. Dafür muss die Ampel an der Filderhauptstraße versetzt werden. Alles zusammen soll insgesamt zehn bis 15 Millionen Euro kosten.

Für Stack ist es wichtig, dass die Menschen von dem wissen, was die Amerikaner machen. „Wir haben einen Einfluss auf die Anwohner“, sagt er. „Also haben wir die Verpflichtung, mit ihnen zu kooperieren und zu sprechen.“ Das will er auch so in Plieningen handhaben. In den drei Monaten, in denen er in Deutschland ist, „habe ich mit mehreren Bürgermeistern gesprochen und ich werde das weiterhin so machen“.