Zuständig für „SPD pur“: Landesgeneralsekretärin Katja Mast. Foto: dpa

Die SPD-Generalsekretärin Katja Mast spricht im Interview über die schwierige Profilierung der Genossen gegen die Grünen.

Stuttgart - Die Landes-SPD will sich noch stärker als Sachwalter der Industrie ins öffentliche Bewusstsein bringen. Generalsekretärin Katja Mast will die Partei damit auch schärfer gegen die Grünen abgrenzen.

Frau Mast, Sie haben Ihr Amt als Generalsekretärin vor einem Jahr mit dem Ziel übernommen, das Profil der Partei zu schärfen. Wo ist Ihnen das gelungen?
Mir ging es darum zu zeigen, dass die SPD die Partei des sozialen Fortschritts ist. Viele bescheinigen mir, dass das ganz gut gelungen ist. Ich habe zusammen mit anderen auch dafür gesorgt, dass die Stuttgarter Politik besser in der Breite der Partei und in der Öffentlichkeit ankommt.

Welches Thema, glauben Sie, bringt die Öffentlichkeit mit der SPD in Verbindung?
Auf jeden Fall unsere bildungspolitischen Reformen für mehr Chancengleichheit und unser Ziel, Baden-Württemberg zum Musterland für gute Arbeit zu machen. Nicht zuletzt aber auch den Anspruch, unseren Industrie- und Produktionsstandort zu stärken. Das finden Sie nur bei uns.

Da wurde der Landesverband aktiv?
Wir haben auf dem vergangenen Parteitag einen großen industriepolitischen Leitantrag beschlossen. Außerdem bestreiten wir eine Kampagne „Gute Wirtschaft – soziales Baden-Württemberg“ mit mehr als hundert Aktivitäten, mit der wir in der Fläche präsent sind, zum Beispiel in vielen Betrieben. Uns Sozialdemokraten geht es darum, den Produktionsstandort Baden-Württemberg weiterzuentwickeln und zukunftsfest zu machen. Das hat unser Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid zum Beispiel auch mit seiner China-Reise befördert.

Manchmal schärft die Partei ihr Profil auch auf Kosten ihres Spitzenpersonals, zum Beispiel beim Alkoholkonsumverbot, das der Innenminister befürwortet, die SPD aber nicht.
Wir haben eine kontroverse, aber sachliche Debatte zu diesem Thema geführt. Wir sind eben eine lebendige Volkspartei. Dabei ging es nicht um Personen, sondern um die Sache.

Sie wollen „SPD pur“. Was hieße das denn für die Regierungsarbeit, wenn Sie dürften?
Wir würden zum Beispiel mehr neunjährige Gymnasien zulassen. Wir möchten diese Schulart entschleunigen, weil es häufig dem Elternwunsch entspricht. Und wir würden wichtige Verkehrsvorhaben und Infrastrukturprojekte forcieren, weil wir wissen, dass sie zu einer starken Wirtschaft gehören.

Bisher steht Ihr Parteichef im Schatten von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Fallen für den Juniorpartner nur Brosamen ab?
Die Bürger erwarten von uns solides Regieren mit einem festen Blick auf gemeinsamen sozialen Fortschritt. Das ist der Markenkern der SPD, und daran wollen wir uns messen lassen. Wir müssen aber natürlich auch dafür sorgen, dass wir sichtbarer werden. Deshalb freut es uns, dass Peer Steinbrück unser Kanzlerkandidat wird, weil er mit seiner hohen Wirtschafts- und Finanzkompetenz wie kein anderer zu unserem Land passt.