Schwebend über Untertanen: Geblendet vom galaktischen Pomp muss Jupiter Jones erst lernen, mit außerirdischen Intrigen umzugehen Foto: Verleih

Zwar erscheint die Dramaturgie von Jupiter Ascending vertraut, und die Außerirdischen wirken ­zunächst ähnlich überkostümiert wie die Rebellen in den „Matrix“-Fortsetzungen. Die Reise durchs All ist aber derart spektakulär inszeniert und gespickt mit visuellen Bonbons, dass Freunde des Genre-Kinos voll auf ihre Kosten kommen.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Jupiter Ascending"

„Ich hasse mein Leben“, murmelt Jupiter Jones jeden Morgen, wenn sie mit ihrer russischen Mutter losgehen muss, um die Eigenheime reicher US-Amerikaner zu putzen. Mit der Bürste in der Hand über der Kloschüssel fragt ihr Blick: Kann das alles gewesen sein?

Natürlich nicht – und die Geschwister Lana und Andy Wachowski ziehen alle visuellen Register. Sie variieren das Grundthema ihres bislang erfolgreichsten Werks „Matrix“ (1999): Anstelle menschengemachter Maschinen sind es nun humanoide Außerirdische, die die nichtsahnende Menschheit und ihre Erde ausbeuten.

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Das Erbgut der Jupiter Jones, Tochter eines enthusiastischen Sternenguckers, kann einer galaktischen Herrscher-Dynastie gefährlich werden. Deren Mitglieder versuchen ihrer deshalb habhaft zu werden – als Geisel, Verbündete, Pfand, Todeskandidatin. Sie hat Glück, dass Caine sie als Erster findet, ein genmanipulierter, in Ungnade gefallener Ex-Soldat, der sie fürderhin in regelmäßigen Abständen rettet.

Zugegeben: Die Dramaturgie erscheint vertraut, und die Außerirdischen wirken zunächst ähnlich überkostümiert wie die Rebellen in den „Matrix“-Fortsetzungen. Die Reise durchs All ist aber derart spektakulär inszeniert und gespickt mit visuellen Bonbons, dass Freunde des Genre-Kinos voll auf ihre Kosten kommen.

Das beginnt schon auf der Erde, wenn zwischen den Wolkenkratzern von Chicago großköpfige Alien-Stereotypen in schnellen Flugobjekten den auf Turbo-Schwebestiefeln surfenden Caine jagen – der dabei ständig die fallende, schreiende, purzelnde Jupiter vor dem Absturz bewahren muss. Caine flieht zum Ex-Kollegen Stinger in ein von Bienen umschwärmtes Haus, in dem Jupiter ihre Qualitäten als Betörerin entdeckt.

Die Qualitäten einer Heldin wider Willen

Die rehäugige Mila Kunis, im Ballett-Drama „Black Swan“ (2010) eine beinharte Widersacherin, zeigt hier die Qualitäten einer Heldin wider Willen: Zunächst eine hilflos Herumgestoßene, entwickelt Jupiter zusehends ihren eigenen Kopf, auch in ihrem irdischen, russischen Familienclan. Channing Tatum gibt dem harten Hund Caine die Züge eines erbarmungslosen Jägers, und der großartige Sean Bean darf ihm als Stinger immerhin ein wenig assistieren.

Lange kann Caine Jupiter nicht verstecken, bald schon wird sie wiederholt entführt und durchgereicht in der Herrscherfamilie, deren Dekadenz und Intriganz Züge der römischen Antike tragen: Die mondäne Kalisque (wie die junge Carrie Fisher in „Star Wars“: Tuppence Middleton) sucht nur Gesellschaft, der schlangenzüngige Verführer Titus (Douglas Booth) spielt gerne, und der größenwahnsinnige Balem ist erfüllt von sich selbst.

Prächtige Raumschiffe gleiten durchs All, wer es sich leisten kann, badet in einem Bassin mit Blick auf den Jupiter, durch dessen giftige Orkanatmosphäre nur tollkühne Helden surfen. Liebliche und monströse Aliens, manche geflügelt wie Engel und Dämonen, bevölkern die üppige Szenerie. Zudem versöhnen die Wachowskis analoge und digitale Welt, indem sie sich der Steampunk-Ästhetik bedienen: Maschinerien des 19. Jahrhunderts mit Riemen, Zahnrädern und Tasten werden da in Bewegung gesetzt, wenn schwebende, leuchtende virtuelle Siegel und Stempel hergestellt werden. Die Stereoskopie schließlich setzen sie auf den Spuren von James Cameron („Avatar“) überwiegend unaufdringlich ein, als Dienerin der Dramaturgie dreidimensional den Weltraum weitend und Kammern verengend.

Spektakuläres Genre-Kino ist das, ein Fest für die Augen, das allerdings unter artverwandter Konkurrenz leidet; „Guardians Of The Galaxy“ (2014) war noch ein Stück schlüssiger, origineller, gewitzter. Man muss trotzdem kein Prophet sein, um zu prognostizieren: Es wird eine Fortsetzung geben.

Unsere Bewertung zu "Jupiter Ascending": 5 von 5 Sternen - anschauen lohnt sich!

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