Der Skaterpark in Pfahlbronn ist das erste konkrete Projekt, das aus der Jugendbeteiligung entstanden ist. Foto: Julian Rettig

Über ein Beteiligungsverfahren will die Gemeinde Alfdorf die Freizeitqualität ihrer jüngeren Bewohner verbessern. Ein erstes Projekt ist bereits umgesetzt.

Was tun, wenn sich die Eltern einen Wohnort aussuchen, in dem sprichwörtlich – und zugegebenermaßen etwas despektierlich – gesagt, der Hund begraben und die Verkehrsanbindung an ein reichhaltigeres Freizeitangebot schwierig ist? In einigen ländlichen Gemeinden macht man sich längst koordiniert Gedanken, wie die Jugend bei Laune gehalten werden kann. In Alfdorf etwa ist das jetzt in ein erstes konkretes Projekt gemündet.

Skaterpark in Pfahlbronn

Das Sportzentrum in Pfahlbronn hat seit vergangenem Samstag eine neue Attraktion. Auf einer Fläche von gut 500 Quadratmetern finden sich neuerdings Dinge wie Centerpiece-Jumpbox, Quarterpipe oder Manualpad – allesamt Elemente, die das Skateboard- oder Tretrollerfahren noch ein bisschen anspruchsvoller machen.

Der Skatepark in dem Teilort am östlichsten Rand des Rems-Murr-Kreises ist nicht von ungefähr entstanden, sondern der Ausfluss eines Jugendbeteiligungsprojektes, das im Laufe des Prozesses auf den Namen „yAng“ getauft wurde. Um herauszufinden, was sich die Jugendlichen wünschen und mit ihnen gemeinsam auszuloten, was davon umsetzbar ist, haben die Beteiligten – Gemeindeverwaltung, Gemeinderäte, Kreisjugendamt und Schulsozialarbeit einer ansässigen Schule – eine Umfrage, eine Art digitale Schnitzeljagd und ein Jugend-Hearing durchgeführt.

Die Umfrage unter Kindern und jungen Erwachsenen zwischen zehn und 21 Jahren ergab, dass die Mehrheit der Jugendlichen zwar grundsätzlich gerne in Alfdorf lebt, aber durchaus konkrete, mehrheitsfähige Wünsche und Sehnsüchte hat. Insbesondere fehlende Treffpunkte wurden bemängelt – ein Problem, das die Kommune mit vielen Flächengemeinden teilt. Rund 7000 Einwohner leben hier auf fast genau so viel Hektar Fläche. Außer dem Hauptort gibt es mehr als 60 Teilorte, Wohnplätze und Gehöfte. Deshalb sei schnell klar geworden, dass man hier ansetzen möchte, so der Bürgermeister Ronald Krötz.

Actionbound zu potenziellen Standorten

Zur weiteren Beteiligung wurde ein sogenanntes „Actionbound“ initiiert. Die Gemeinde hatte zuvor Standorte ausgesucht, die für zukünftige Treffpunkte infrage kämen. Diese sollten die Jugendlichen dann mithilfe einer Smartphone-App finden und aufsuchen, um dort Fragen zu den Orten zu beantworten, Fotos hochzuladen und ihre Ideen einzubringen.

Schließlich wurde beschlossen, auf dem Parkplatz am Feuersee in Pfahlbronn testweise einen mobilen Skater-Park aufzustellen. Die Idee hinter dem Standort: Außer einem Treff für die junge Generation sollte gleichzeitig ein Begegnungsort von Jugendlichen und Senioren geschaffen werden, denn in unmittelbarer Nähe der Anlage befindet sich ein Seniorenzentrum.

Die nicht alltägliche Kombination hat sich offenkundig bewährt. Eine dauerhafte Einrichtung wurde aus dem Förderprogramm „Leader“ mit 21 000 Euro unterstützt – um den Lärmpegel niedrig zu halten, allerdings auch ein geräuschreduzierender Belag verwendet.

Auch ein zweites Projekt, ein sogenannter Dirtpark, soll realisiert werden und neben dem Kultur- und Sportzentrum im Hauptort der Gemeinde entstehen. Interessierte Jugendliche und eine Elterninitiative wollen diesen gemeinsam gestalten. Die Gemeinde übernehme den finanziellen Teil, sei aber auf Eigenleistungen des Ehrenamts angewiesen, sagt der Bürgermeister. Aktuell versuche man noch, Fördergelder locker zu machen.

Jugendreferent gewünscht, aber auch finanzierbar?

Der Bürgermeister hat darüber hinaus den Vorschlag eingebracht, einen Gemeindejugendreferenten anzustellen, der einerseits Schnittstelle zu den Vereinen und zur Verwaltung für die Jugendlichen sein und zum anderen mit den Jugendlichen die Ziele und Ausgestaltung einer Räumlichkeit erarbeiten soll. Außerdem sollte dieser die Jugendbeteiligung dauerhaft in Alfdorf installieren, aufsuchende Jugendarbeit betreiben und somit auch intensiv die vielen Teilorte einbinden, so der Schultes.

Dies sei mit Unterstützung des Kreisjugendamtes mittlerweile intensiv im Gemeinderat beraten und nun auch entschieden worden. Bevor es zu einer Ausschreibung der Stelle kommen kann, muss allerdings noch eine Hürde genommen werden, die meist vor wünschenswerten Projekten wie diesen steht. Der Stellenplan für den aktuellen Haushalt ist noch nicht genehmigt, und der Bürgermeister räumt ein: „Unsere fetten Jahre sind leider vorüber.“