Die Concordia auf der 30 Meter hohen Jubiläumssäule. Foto: Eva Funke

Drei Eingriffe müssen die Göttin der Eintracht und ihre Sockel in knapp zehn Jahren erdulden. Die dritte OP soll langfristig helfen.

S-Mitte - Rund um die Jubiläumssäule auf dem Schlossplatz sind die Wege abgesperrt. Dass sie saniert werden, ist nicht zu übersehen. Was nur dem auffällt, der vor der Säule steht, den Kopf in den Nacken legt und ganz weit nach oben blickt: Um den Sockel, auf dem die fünf Meter große, drei Tonnen schwere Concordia steht, ist ein grünes Fangnetz gespannt. Der Grund dafür ist, dass von dem Sockel in 30 Metern Höhe Kupferstücke herausgebrochen und runtergefallen sind. Das Sicherheitsnetz soll verhindern, dass Passanten gefährdet werden.

Concordia muss auseinander genommen werden

Die Jubiläumssäule, zum Regierungsjubiläum von König Wilhelm I. 1841 in Holz errichtet, wurde 1846 durch die jetzige Säule aus Stein ersetzt. Die Concordia, geschaffen von dem Stuttgarter Johann Ludwig von Hofer, dem Hofbaumeister, blickt erst seit 1863 auf Stuttgart herab. Seit Errichtung der Säule steht die Concordia, die Göttin der Eintracht, sicher auf ihrer Säule. Weder sie noch Säule oder Sockel litten trotz des hohen Alters an nennenswerten Beschwerden.

Die Zipperlein, die jetzt schon fast chronisch sind, begannen vor rund zehn Jahren: Von 2013 bis 2015 wurde die verrostete Tragekonstruktion für rund 400 000 Euro saniert. 2018 kamen die nächsten gesundheitlichen Beschwerden: Auch damals musste ein Sicherheitsnetz um den Sockel gespannt werden, weil Bronzestücke herausgebrochen waren. Die Ursache war damals die gleiche wie heute: Korrosionsbedingt Spannungen im Material. „Dadurch haben sich Risse gebildet und teilweise Verschraubungen gelockert“, stellt Jasmin Bühler, Sprecherin des zuständigen Finanzministeriums, fest. Die lockeren Verschraubungen, die wie bei einem Stecksystem von innen angebracht sind, sollen jetzt ersetzt beziehungsweise neu befestigt werden. Dafür muss die Concordia laut Finanzministerium zurückgebaut werden. „Heißt: Figur, Kugel und Dekor müssen abgenommen und das Stecksystem in seine Einzelteile zerlegt werden“, sagt Bühler.

Dass jetzt, nach so kurzer Zeit, aus ähnlichen Gründen schon wieder repariert werden muss, liegt laut Finanzministerium daran, dass für die Verschraubung das falsche Material zum Einsatz kam. Es sei ein Material gewählt worden, das nach den „aktuellen Erkenntnissen“ einen zu geringen Kupfergehalt enthielt. „Dieses Material ist in Kombination mit Luftschadstoffen wie Ammoniak, Amine oder Ammoniumsalze anfällig für Spannungsrisskorrosion“, stellt Bühler fest. Wegen geplanter Veranstaltungen sollen die Arbeiten erst gegen Jahresende starten. Die Kosten werden noch ermittelt.

Die Wege werden alle paar Jahre saniert

Klar ist, was die turnusmäßige Sanierung der Wege kostet: Sie dürften bei rund 20 000 Euro für Material und Entsorgung liegen. Zuständig dafür ist die Wilhelma. Sie lässt jedes Jahr ein Viertel der wassergebundenen Wegedecken Instand setzen. Alle vier Jahre geht es wieder von vorn los. Insgesamt werden dieses Jahr 1025 Quadratmeter Fläche in Ordnung gebracht. Bühler: „In den vergangenen zwei Jahren wurden die Instandsetzungen wegen coronabedingter Arbeitsausfälle ausgesetzt.“ Bei den aktuellen Instandhaltungsarbeiten wurden auch Schäden an drei Hydranten festgestellt. Um die defekten Rohrleitungen reparieren zu können, finden zusätzliche Grabarbeiten statt.

Begonnen hat die Sanierung der Wege Ende Januar und soll am kommenden Montag abgeschlossen sein. Anschließend wird der Belag mit Split abgestreut. Und es werden die Bänke sowie neue und vor allem größere Mülleimer montiert. Die Wege sollen allerdings noch mindestens eine weitere Woche gesperrt bleiben, weil sich das Material verfestigen muss.