Im Zweiten Weltkrieg von einer Granate ­gesprengt: der Natursteinsockel der Concordia-Statue Foto: Leif Piechowski

Die Jubiläumssäule auf dem Schlossplatz ist maroder als erwartet. Die Restauratoren haben jetzt entdeckt, dass die Statue der Concordia praktisch lose auf der Säule stand. Der Sandsteinsockel in 30 Meter Höhe wurde im Zweiten Weltkrieg von einer Granate getroffen.

Stuttgart - Gottlob ist alles gut gegangen – dabei hätte Dramatisches passieren können. Jeden, der seit dem Zweiten Weltkrieg über den Stuttgarter Schlossplatz spaziert ist, hätte es erwischen können. Die Concordia, jene Statue, die 151 Jahre lang auf der Jubiläumssäule thronte und derzeit restauriert wird, hätte herunterfallen und Passanten erschlagen können. Es war so gefährlich, wie es klingt. Nach einem Granateinschlag während des Zweiten Weltkriegs in den Sandsteinsockel der Statue stand die Göttin der Eintracht, wie sich jetzt herausgestellt hat, auf recht wackeligen Beinen in 30 Metern Höhe. „Zum Glück ist all die Jahre nichts passiert“, sagt auch Rolf-Dieter Blumer vom Landesamt für Denkmalsschutz.

Am Mittwoch hat das Land zum Ortstermin gebeten. Ein Dutzend Spezialisten sollten über den Stand der Restaurierung der Jubiläumssäule berichten, die im vorigen Jahr begonnen hat. Rolf-Dieter Blumer ist einer der Spezialisten. Das ganze Ausmaß der Schäden an der von einem Gerüst umgebenen Säule sei erst nach und nach zu Tage getreten, ein Umstand, dem man in der Denkmalpflege immer wieder begegne. Blumer erinnert an die Quadriga auf dem Brandenburger Tor in Berlin. Erst bei deren Restaurierung hatte sich herausgestellt, in welcher Gefahr sich all jene befunden hatten, die beim Mauerfall 1989 im Freudentaumel auf die marode Figur geklettert waren.

Das ganze Schadensausmaß heißt im Falle der Stuttgarter Jubiläumssäule: Es war nicht wie bisher angenommen nur die verrostete Armierung im Sockel, die die Standsicherheit der Statue beeinträchtigt hatte. „Ein Volltreffer während des Kriegs hat die Steine geradezu gesprengt“, sagt ein Mitarbeiter Blumers. Die Concordia stand Jahrzehnte lang auf einem zerschossenen Fundament ohne wirkliche Sicherung. Auch das Bergen der Brocken war dadurch nicht ungefährlich.

Die Concordia selbst wurde schon vor Wochen vom Sockel gehievt. Jetzt sind die Restauratoren, Denkmalpfleger und Statiker mit der Kartierung und Dokumentation der Schäden soweit, „dass wir ein Konzept zur Restaurierung erarbeiten können“, sagt Blumers Kollegin Angelika Reiff.

Eckpunkte stehen bereits fest. „Aufgrund der Vielzahl der Schäden wird es auf den Umgang mit den Materialien ankommen“, sagt Joseph Jordan vom Ingenieurbüro Barthels & Maus in München. Das Fundament der Concordia wird ein Betonfundament erhalten, da der verwendete Naturstein nicht mehr abgebaut wird. Bisherige Eisenteile sollen zudem durch Bronzebauteile ersetzt werden um der Korrosion, also dem Verrosten, vorzubeugen.

Durch die zusätzlich entdeckten Schäden dürfte die Restaurierung der Jubiläumssäule wohl teurer werden als geplant. „Über Kosten werden wir uns nicht weiter äußern, eh das Schadensbild komplett ist“, sagt ein Sprecher des zuständigen Wirtschafts- und Finanzministeriums. Die Experten erwarten eine Summe jenseits von 500 000 Euro. Die Restaurierung werde aber auf jeden Fall beendet, sagt Edgar Schindler von der Landesbauverwaltung. „Ein Verschrotten aus Kostengründen steht nicht zur Debatte.“

Alle Beteiligten halten trotz des zerstörten Fundaments der Concordia am bisherigen Zeitplan fest. Ende 2014 soll demnach die Statue wieder an ihren Platz gehoben werden. Dann so standfest, dass die Göttin der Eintracht auf dem Schlossplatz kein Sicherheitsrisiko mehr darstellt.