Milow hat am Montagabend sein Konzert auf dem Schlossplatz mitten im Publikum begonnen. Foto: ubo

Melancholisch – passend zu dunklen Wolken und Nieselregen – ist das SWR-Sommerfestival am Montagabend zu Ende gegangen. Joris sorgte mit gefühlvollen Balladen für Gänsehautmomente. Und Milow sang mitten im Publikum.

Stuttgart - Mit Hits, der „Tatort“-Premiere, Tanz, viel guter Laune, aber auch mit nachdenklichen Botschaften des Sängers Joris beim Finale hat der SWR bewiesen: Der schönste Festivalort Stuttgarts ist der Schlossplatz. Quer durch die Generationen feierten an vier Tagen laut SWR etwa 92 000 Besucherinnen und Besucher drinnen auf dem Konzertgelände und draußen bei den Ständen. Schon jetzt steht fest, dass es im nächsten Jahr auch unter dem neuen SWR-Intendanten Kai Gniffke ein Sommerfestival des Senders vor der traumhaften Kulisse des Neuen Schlosses geben wird. Das Land unterstützt das bunte Treiben, bei dem tagsüber kostenlose Mitmachprogramme rund um die Jubiläumssäule Zehntausende angelockt haben, mit dem Mietverzicht für die Großveranstaltung.

Kann das Zufall sein? Traditionell endet das SWR-Sommerfestival auf dem Schlossplatz an Pfingstmontag mit dem Konzert der Popwelle SWR 3. Ist es nun auch schon Tradition, dass es dann immer regnet? Wie schon in den vergangenen beiden Jahren meinte es das Wetter beim Finale mit Lea, Milow und Joris nicht gut mit dem überwiegend jungen Publikum, das sich den Spaß nicht nehmen ließ. Denn bei Regen zeigt sich erst, wie gut Festivalkünstler sind. Sie müssen dann nämlich noch mehr geben.

Milow stand plötzlich mitten im Publikum

Beim Auftritt des belgischen Singer-Songwriters Milow konnte man das Regencape aber ausziehen, das vom Veranstalter verteilt worden ist (plastikfreie Zeiten sind noch lange nicht in Sicht). Der Regen hörte auf, als der 37-Jährige plötzlich mitten im Publikum stand, also nicht auf der Bühne sein Konzert begann, sondern auf zwei Getränkekisten in der Mitte des Ehrenhofs. Seine Songs gingen unter die Haut. Viel Beifall gab’s für den energiegeladenen Sänger, der gefühlvoll mit starker Stimme für große Begeisterung sorgte.

Eine Hymne auf den Sommerregen hat der 29-jährige Joris geschrieben, der an der Popakademie Mannheim studiert hat und als Topact gegen 21 Uhr die Schlossplatzbühne betrat. In diesem Song heißt es: „Nimm meine Hand / Und mach die Augen zu und tanz / Und mach die Augen zu und tanz / Nimm meine Hand/ Und wenn der Regen mit uns tanzt / Dann mach die Augen zu und tanz.“

Kinderchor trat mit Joris auf

Tanzen mit geschlossenen Augen – das hat vielen der 4000 Besucherinnen und Besucher gut getan. Der Höhepunkt für Joris war der Moment, als ein Kinderchor der Hilfsorganisation Herzenssache, an die ein Teil der Einnahmen geht, sein neues Lied „Du“ auf der Bühne für und mit ihm sang. Er bat das Publikum, bei diesem Lied das Handy wegzustecken. „Nur dann kommt das Lied in eurem Herzen an“, sagte er. In seinem anderthalbstündigen Konzert bewies der 29-Jährige, dass er ein begnadeter Entertainer ist, der für gute Laune sorgt, aber auch emotional mit großen Worten tief berühren kann.

Unter den Zuhörern von Lea, Milow und Joris: Kabarettist Christoph Sonntag, TV-Moderatorin Tatjana Geßler, der Seitenbacher-Chef Willi Pfannenschwarz, der seine Lecker-lecker-Radiospots selbst spricht, Moderator Jens Zimmermann, Clublegende Laura Halding-Hoppenheit. Gastronom Christian List (Roter Hirsch), Kesselfestival-Veranstalter Christian Doll, Blogger Patrick Mikolaj vom Unnützen Stuttgartwissen, der Wirt Michael Wilhelmer, der für seine VIP-Küche viel Lob erhielt und diese Woche nun auf dem Weißenhof-Tennisturnier gefordert ist.

Das Regenkonzert war eine Stehparty. Die Stühle waren in der Nacht davor vom Schlosshof abgeräumt worden – auch bei Vanessa Mai hätte man sie nicht gebraucht. Und wieder einmal zeigte sich: Beim Feiern ist Stuttgart spitze!