Dane DeHaan (li.) als James Dean, Robert Pattinson als Dennis Stock in „Life“. Foto: Square One/Universum/Caitlin Cronenberg

Anton Corbijn zeigt in seinem aktuellen Spielfilm „Life“, wie der Fotograf Dennis Stock die kurze Karriere des Schauspielers James Dean mit einer Fotoserie beflügelt hat.

New York - Hochgeschlagener Kragen, Hände in den Manteltaschen, geduckte Körperhaltung, Zigarette im Mundwinkel, strömender Regen, der Times Square im Hintergrund – mit diesem Bild wurde James Dean über Nacht zur Ikone. Aufgenommen hat es Dennis Stock, der ihn 1955 traf und eine Fotoserie fürs „Life“-Magazin anfertigte. Nur wenige Wochen danach verunglückte Dean tödlich.

Corbijn fokussiert auf Stock, der sich mit Fotos von Promi-Partys in Hollywood über Wasser hält. Doch der Fotojournalist hat einen Traum: als Fotokünstler seine eigene Ausstellung zu haben. Als er den noch unbekannten Dean kennenlernt, glaubt er, endlich das passende Motiv gefunden zu haben, das ihm zum Durchbruch verhelfen könnte. Der 24-jährige Dean ist anders als andere Schauspieler, ein Exot in der Filmmetropole. Und er ist hochgradig nervös, weil er auf die Rolle in „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ hofft, dafür aber zur Marionette von Filmmogul Jack Warner mutieren soll. Schließlich ist er mit einer Fotoserie einverstanden.

Farbenprächtige, auf Hochglanz polierte Cadillac fahren auf nächtlicher Straße durch die Stadt, vorbei an Filmpalästen, auf deren riesigen Leuchttafeln die noch junge Technik Cinemascope genauso groß angepriesen wird wie der Filmtitel selbst. Mit viel Liebe zum Detail haben sich Ausstatter und Szenenbildner an die Arbeit gemacht, um das Jahr 1955 so authentisch wie möglich in Szene zu setzen. Passendes Zeitkolorit gibt es auch auf der Tonspur, wo dezenter Jazz dominiert. Die Kameraarbeit der Dänin Charlotte Bruus Christensen („Am grünen Rand der Welt“), orientiert sich am visuellen Stil der Cinemascope-Filme aus jener Zeit. So nutzt sie beispielsweise in einer Szene die volle Breite des Bildes, um Dean und Stock an gegenüberliegenden Enden eines langen Tisches zu platzieren.

Corbijn entlarvt ganz bewusst die Sehgewohnheiten er schnellen Klicks

Dane DeHaan als James Dean ist eine Entdeckung. Zu sehen war DeHaan zwar schon in anderen Filmen („The Place Beyond The Pines“), doch dürfte diese Rolle seine bislang stärkste sein – mit seiner Art, zu reden und sich zu bewegenm, lässt er James Dean wieder lebendig werden. Robert Pattinson könnte als Dennis Stock das ihm immer noch anhaftende „Twilight“-Image endgültig loswerden. Das Zusammenspiel der beiden Männer funktioniert hervorragend und bringt ganz nebenbei sogar eine subtile erotische Note ins Spiel.

Durch die ihn prägende Entschleunigung entzieht sich Corbijns Film ganz bewusst den Sehgewohnheiten der schnellen Klicks und dürfte damit vor allem (Kino-)Filmkenner und -liebhaber ansprechen. Wenn Persönlichkeiten wie Nicholas Ray, Elia Kazan, Pier Angeli (mit der Dean eine Liebesbeziehung hatte) oder Patriarch Jack Warner (sehr dominant: Ben Kingsley) auftauchen, ist Filmwissen gefordert. Wer wahre (Film-)Geschichten mag und ein Faible für stimmige Details hat, der wird „Life“ lieben.

Ab 6, von Donnerstag an in Stuttgart im Kino Delphi