Lichtermeer in Paris Foto: EPA

Die Menschen lieben Paris für ihre Vielfalt und Freiheit. Doch genau damit ziehe die Stadt auch den Hass von Terroristen auf sich, kommentiert unsere Frankreich-Korrespondentin Birgit Holzer.  

Paris - Paris ist nicht nur das Herz von Frankreich. Die Stadt erregt weltweit Bewunderung für ihr Strahlen, ihre Vielfalt, ihre Freiheit. Genau damit zieht sie wohl auch den Hass von Terroristen auf sich, die Paris all das austreiben wollen: die Freude, die Lebendigkeit, den Optimismus. Für einen Moment haben sie das auch geschafft, indem sie an einem Freitagabend den Horror in einen der fröhlichsten Stadtteile brachten.

Nach den Anschlägen im Januar gegen das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt bäumten sich die Menschen gegen den Terror auf. Ihre Botschaft lautete: Wir haben keine Angst. Das ist jetzt anders.

Jetzt hat man Angst, weil man sich weiter als Zielscheibe weiß. Das wird die Stimmung in der Stadt verändern, in der ohnehin ständig die höchste Sicherheitsstufe herrscht. An sie hat man sich irgendwie gewöhnt – und so wird es vielleicht auch mit der furchtbaren Gewissheit sein, dass es jederzeit wieder passieren kann.

Denn in Paris liegt eben auch die Kommandozentrale der französischen Politik. Stärker als seine Nachbarn engagiert sich das Land militärisch in mehreren Konflikten in islamischen Ländern wie Mali, Libyen, dem Irak. Seit mehreren Wochen fliegt die französische Luftwaffe Angriffe auf IS-Stellungen auch in Syrien und wird damit „ohne Nachlass“ fortfahren, wie Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian betont.

In den Banlieues fehlt es an Jobs und Perspektiven

Diesen Einsatz in Syrien sollen zwei der Attentäter als Begründung für ihre brutalen und blindwütigen Taten genannt haben, bevor sie sich selbst in die Luft sprengten. Aus keinem anderen europäischen Staat schließen sich so viele junge Leute den IS-Terroristen in Syrien und im Irak an. Das bringt die Gefahr mit sich, dass sie sich als radikalisierte Rückkehrer gegen das Land richten, in dem sie groß geworden sind und dem sie sich trotzdem nie zugehörig fühlten.

In den sozial und geografisch isolierten Vororten von Paris, den sogenannten Banlieues, fehlt es an Jobs, guter Ausbildung, an Perspektiven. Nichts, aber auch gar nichts rechtfertigt das Abdriften in den Terrorismus.

Aber wenn Frankreich in den kommenden Wochen über die Ursachen für die Gewalt und über Lösungsansätze diskutiert, dann wird es auch über das Problem der Banlieues und der sozialen Ausgrenzung eines Teils seiner Bevölkerung reden müssen.