Daniela Gaeta (li.) mit ihrer Willkommenspatin Ingeborg Schlipf Foto: Lg/Zweygarth

Schon 10 000 Ausländer haben beim Stuttgarter Welcome-Center Hilfe bei Job und Wohnung gefunden – das ist in Deutschland einmalig. Manch Zusammenarbeit mündet sogar in einen gemeinsamen Urlaub.

Stuttgart - Als Daniela Gaeta aus Argentinien nach Stuttgart kam, wurde ihr rasch alles zu viel: „Ich wusste nicht, wo ich Deutsch lernen kann, wie ich mich für einen Job bewerbe, wo ich einfach Leute treffe, mit denen ich sprechen kann“, erinnert sich die 33 Jahre alte Modedesignerin und blickt zu der Person, die ihr bei all dem geholfen hat. „Sie war immer sehr motiviert“, entgegnet Ingeborg Schlipf. Sie ist Gaetas Willkommenspatin, die die Argentinierin seit deren Ankunft in der Landeshauptstadt unterstützt.

Um etwa 25 000 Ausländer ist Stuttgart in den vergangenen fünf Jahren gewachsen. Damit die Integration funktioniert und aus Fremden fleißige Fachkräfte und nette Nachbarn werden, leisten sich die Stadt und private Unternehmen wie Bosch ein Willkommens-Center. 10 000 Ausländer holten sich hier seit der Gründung vor drei Jahren Hilfe für die Suchen nach einem Deutschkurs, einem Job oder einer Wohnung. „Mit unserer Mischung aus ausgebildeten Sachberatern und freiwilligen Helfern sind wir in Deutschland einzigartig“, sagt Gari Pavkovic, Leiter der Abteilung Integrationspolitik der Stadt.

Hilfe beim Fußfassen

Die freiwilligen Helfer, das sind „Willkommenspaten“ wie Ingeborg Schlipf, die Neu-Stuttgartern aus dem Ausland wie Daniela Gaeta helfen, hier Fuß zu fassen. „Anfangs schickte Ingeborg mir per Whatsapp Wohnungsannoncen. Jetzt backen wir uns Geburtstagstorten und sind gute Freundinnen geworden“, sagt die Argentinierin und freut sich.

Aus Patenschaften werden Freundschaften – laut Projektleiterin Claudia Grimaldi ist das eher die Regel der 170 Tandems. „Manche Pärchen gehen zusammen in den Urlaub, ein Pate ist Trauzeuge von einem Neubürger geworden“, sagt Grimaldi, die die freiwilligen Helfer und Hilfesuchenden zusammenführt. „Man sagt mir bei der Paarvermittlung schon ein Händchen nach“, sagt sie und erklärt ihr Geheimnis: Wichtig seien das gleiche Geschlecht, gemeinsame Hobbys und idealerweise der Beruf. Darüber hinaus orientiere sie sich an den Interessen der Beteiligten: Sucht der Neubürger jemanden, der ihm bei der Jobsuche helfen kann oder einen Begleiter fürs Kunstmuseum? „Wenn beide Seiten aneinander interessiert und offen sind für die unbekannte Kultur, kann fast nichts schiefgehen“, verrät Grimaldi.

Auch Rentner Claus Gerke und Ali Alabada, ein Arzt aus dem Irak, haben sich so gefunden. Der frühere Logistiker Gerke hilft Alabada beim medizinischen Deutschtest und sucht für den 30-Jährigen Praktika. „Als Rentner hat man nicht viele Erfolgserlebnisse“, sagt der 70-Jährige. „Wenn man sich engagieren kann und jungen Menschen helfen kann, tut das gut.“

Im Moment sucht die Stadt weitere Willkommenspaten. Interessierte können sich per E-mail bei claudia.grimaldi@stuttgart.de melden. www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.integration-in-stuttgart-vorraussetzungen-schaffen-fuer-berufsschule.87941d4b-7f3d-4b64-8032-243e55fed4a3.html