Christine Abeng (Mitte) wird von Vermieter Bernd Mathe und Caritas-Mitarbeiterin Roswitha Bodenhöfer gefördert. Foto: Werner Kuhnle

Christine Abeng ist eine Alleinerziehende, die aus Kamerun stammt. Dank der Caritas haben sie und ihr Sohn in Kornwestheim eine Wohnung gefunden.

Wohnraum ist knapp, das weiß Christine Abeng, für die die Suche nach einer festen Bleibe doppelt herausfordernd ist: Sie ist alleinerziehende Mutter und stammt aus Afrika, genauer: aus Kamerun. Umso dankbarer ist die 32-Jährige, dass sie mithilfe der Caritas eine Wohnung in Kornwestheim gefunden hat.

Das Projekt „Türöffner“ will besonders denjenigen, die unter Diskriminierung leiden oder andere Nachteile erdulden müssen, zum Leben im geschützten Raum einer Privatwohnung verhelfen. Die Caritas für die Landkreise Ludwigsburg, Rems-Murr und Enz hat in fünf Jahren ein beachtliches Netz mit 85 Mietverhältnissen für 333 Menschen aufgebaut. Sie sucht für Vermieter passende Mieter, kümmert sich um alle geschäftlichen Fragen und stellt zwei Sozialarbeiter ab, die bei Konflikten vermitteln. Ein solcher Rundum-Service ist für Vermieter zum Preis von zehn Prozent der Kaltmiete zu haben und wird laut Caritas in den 39  Kommunen des Landkreises Ludwigsburg immer öfter nachgefragt.

Seither geht es aufwärts

Für Christine Abeng ging es mit der Wohnung aufwärts. Als sie 2018 aus dem Kamerun nach Deutschland kam, hoffte sie mithilfe ihres Lebensgefährten, ein Afrikaner mit deutschem Pass, auf ein besseres Leben. Ihr Sohn kam zur Welt, aber die Beziehung ging in die Brüche. Christine Abeng fand sich nach Abschluss ihres Asylverfahrens im Obdachlosenhaus in Ludwigsburg wieder. „Dort lebten unheimlich viele Menschen auf engem Raum, darunter auch Alkoholiker.“ Für ihren sechsjährigen Sohn, der inzwischen in Kornwestheim in eine Grundschule geht, sei das keine förderliche Umgebung gewesen.

Die Wende brachte der Tipp einer Sozialarbeiterin des Landratsamtes Ludwigsburg vor zweieinhalb Jahren. Sie hatte von der Caritas von der freien Zwei-Zimmer-Wohnung in Kornwestheim erfahren und riet Christine Abeng, sich zu bewerben. Die Sozialarbeiterin legte ein gutes Wort für die Mutter ein. Das Kennenlernen der potenziellen Mieter durch Mittelspersonen auch aus den Asylkreisen ist für die Kollegen der Caritas wichtig. „Wir schreiben immer unsere Kooknapper wohnraum asylperationspartner an, wenn wir ein Angebot bekommen“, erzählt Roswitha Bodenhöfer, die bei der Caritas die Wohnraumoffensive und das Projekt „Türöffner“ betreut. Natürlich habe man für die Situation einer alleinerziehenden Mutter Verständnis gehabt.

Die Augen der Mutter leuchten, wenn sie von ihrem Sohn erzählt

Der Wohnungsmiteigentümer Bernd Mathe hatte nach dem Tod seines Vaters auf seine Schwester gehört, die selbst bei der Caritas gearbeitet hat und für das Türöffner-Projekt warb. „Eigentlich wollten wir die Wohnung an Peruaner vermieten, weil meine Schwester und mein Sohn mit Partnern aus diesem Land verheiratet sind“, sagt Mathe. Aber dann überlegte es sich die Familie noch einmal anders. „Uns hat beeindruckt, dass Frau Abeng für ihren Sohn und sich hier im Land etwas aufbauen möchte und unbedingt arbeiten gehen wollte.“

Deutsch versteht und spricht Christine Abeng schon ganz gut – sie habe den Sprachkurs B 1 absolviert und strebt den Abschluss B 2 an, der als Zugang zur Arbeitswelt gilt. Die Augen der Mutter leuchten, wenn sie von ihrem Sohn erzählt. Sie hofft, dass er sich im Kreis der neuen Schulkameraden und Freunde weiter gut entwickelt. Für sie selbst sei der Einstieg in die Berufsausbildung nicht leicht gewesen. „Am Anfang durfte ich lange nicht arbeiten – ich hätte fast eine Depression bekommen.“ Inzwischen ist sie mitten in einer dreijährigen Ausbildung zur Pflegefachkraft. Der Arbeitgeber erlaubt ihr, ihre Arbeitszeit im Pflegeheim zu splitten. Sie sei morgens und abends tätig, damit sie sich nachmittags um ihren Sohn kümmern könne. Bei Fragen und Problemen daheim verständigen sich die Mutter und ihr Filius per Handy.

Einen Teil des Lebensunterhalts kann Christine Abeng aus eigener Tasche aufbringen, einen anderen muss sie durch Leistungen des Jobcenters bestreiten. Mut macht ihr, wenn die Menschen sie akzeptieren und freundlich zu ihr sind. Die Caritas-Frau Roswitha Bodenhöfer bestärkt sie darin. „Wenn die Wohnung erst mal da ist, ergibt sich vieles andere eher.“ Die Sozialarbeiter seien vor allem gefragt, wenn Bewohner mit Schriftverkehr nicht zurechtkämen. Auch Mülltrennung, Stoßlüften sowie Energiesparen seien immer wieder Themen.

Wertvoll ist laut Bodenhöfer die Zusammenarbeit mit den sieben Kommunen Murr, Ludwigsburg, Gerlingen, Ditzingen, Steinheim, Freiberg und Murrhardt. Sie unterstützen das Türöffner-Projekt finanziell mit Prämien von 500 bis 1000  Euro pro vermittelter Wohnung. „Das liegt auch daran, dass die Städte und Gemeinden eine Unterbringungspflicht haben und interessiert daran sind, dass leer stehender Wohnraum genutzt wird.“ In Pleidelsheim habe die Gemeinde vier bezahlbare Wohnungen in einem Bauprojekt an die Caritas vermietet.

Das Türöffner-Projekt – für wen kommt es infrage?

Mieter
Das Prinzip der Caritas bei dem Projekt lautet „Menschen eine Chance geben“. Wer gering verdient, alleinerziehend ist oder ein physisches oder psychisches Handicap hat, dem wird geholfen. Ziel ist es, diesen Menschen, die es schwer auf dem Wohnungsmarkt haben, ein Zuhause zu geben.

Vermieter
Wer bereit ist, auf zehn Prozent der Miete zu verzichten, erhält von der Caritas Informationen zu Vermietungsfragen, kompetente Ansprechpartner, eine professionelle Wohnungsverwaltung, aber auch sichere Mietverträge. Zum Vertrag gehören auch direkte Mietzahlungen von der Caritas und eine zuverlässige Mieterauswahl mit Sozialbetreuung.