Das Unternehmen sei den Rettungskräften „unglaublich dankbar“ für ihren Einsatz, sagt Geschäftsführer Frank Hofmeister. Foto: Karsten Schmalz

Der Schock ist einigermaßen verdaut, der Wiederaufbau läuft, die Dankbarkeit ist riesig groß: Nach dem verheerenden Brand im März 2022 spendet Möbel Hofmeister aus den bis Juli generierten Einnahmen 50 000 Euro an die Rettungskräfte von damals. Geschäftsführer Frank Hofmeister erzählt, warum ihm das wichtig ist.

Möbel Hofmeister in Bietigheim-Bissingen hat die „Wochen der Helden“ ausgerufen: Aus den Einkaufserlösen bis 4. Juli spendet das Möbelhaus 50 000 Euro an die Helfer, die am 6. März 2022 den schlimmen Großbrand bekämpften. Der Geschäftsführer Frank Hofmeister erzählt, warum ihm das so wichtig ist.

Herr Hofmeister, obwohl Ihr Möbelhaus durch den Brand im März 2022 einen immensen Schaden erlitten hat, spenden Sie 50 000 Euro an die Rettungskräfte von damals. Weshalb erübrigt Ihr Unternehmen diese Summe?

Wer erlebt hat, was an diesem Tag an persönlichem Einsatz, Organisation und Logistik geleistet wurde, den kann das nicht kalt lassen. Was da passiert ist, war unglaublich viel mehr als das, was man sich landauf, landab vorstellt, wenn man über größere Brände liest. Etwas flapsig gesagt: Das war ein ganz schlechter Film, ein Horrorfilm sozusagen. Wir sind unglaublich dankbar dafür, was die Einsatzkräfte geleistet haben. Mit dem Brand und seinen Folgen klarzukommen, das war zunächst eine ordentliche Herausforderung. Die große Gemeinschafts-Hilfsleistung von Feuerwehren, Polizei und Rettungskräften hat uns im Kontext der Wiedereröffnung schon auch noch einmal stark ins Reflektieren gebracht.

„Wir sind unglaublich dankbar“: Geschäftsführer Frank Hofmeister. Foto: Hofmeister

Was an dieser Leistung hat Sie besonders beeindruckt?

Ich war ja die ganze Zeit dabei und habe der Einsatzleitung spezifische Fragen beantwortet. Wenn man das live sieht, wie alles Hand in Hand geht, ist das sehr imponierend. Sogar die Werksfeuerwehr von Bosch hat uns mit einer Spezialdrehleiter geholfen. Überhaupt die Steuerung so eines Einsatzes zu sehen, das war für mich eine ganz neue Dimension. Auch weil mittlerweile vieles von Drohnen und Computer unterstützt wird. Die Feuerwehr Walheim hat mit ihrer Drohnengruppe den ganzen Tag und die ganze Nacht sowohl die Brandherde als später auch die Glutherde überwacht. Das war der Dreh- und Angelpunkt dafür, dass das Unglück nicht noch größere Ausmaße angenommen hat. So konnte unsere Brandmauer so gezielt mit Wasser bespritzt werden, dass Tore und Mauern hielten und der Brand nicht zum Inferno wurde. Von den 26 000 Quadratmetern Fläche im Einrichtungshaus waren im Endeffekt dann nur tausend betroffen.

Warum war der Schaden trotzdem so enorm?

Das Schlimmste war nicht der Brand selbst, sondern die Rauchentwicklung im ganzen Gebäude. Und natürlich wurde durch das viele Wasser, das sich mit Chemikalien vermischt hat, der Boden verunreinigt – je näher am Brandherd, desto massiver. Wir mussten im Endeffekt das komplette Haus leeren, die Möbel hat ein Verwerter abgeholt. Im Prinzip musste danach alles wieder auf Rohbaustand gesetzt werden. Zum Glück haben wir gegenüber unser zweites Einrichtungshaus, das Trendy, sodass wir den Betrieb aufrecht erhalten konnten.

Hatte Hofmeister Glück im Unglück? Der Brand passierte an einem Sonntag, Menschen kamen nicht zu Schaden.

Nein, Glück im Unglück hatten wir trotzdem nicht. Ich bin überzeugt: Wäre der technische Defekt an einem Wochentag passiert, dann wäre er viel schneller entdeckt worden und das Feuer hätte gar nicht erst die Chance gehabt, sich überhaupt zu entwickeln.

Wie teuer sind die Brandfolgen?

Von der ursprünglichen Schätzung von einer einstelligen Millionen-Summe muss ich deutlich nach oben korrigieren – zu hoch zweistellig. Zum Glück hat schon die dritte Hofmeister-Generation, auch geprägt durch die Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges, immer Wert darauf gelegt, ordentlich versichert zu sein. Das hat uns, neben dem Einsatz von Feuerwehr, Rettungskräften und Polizei, das Überleben gesichert.

Wann können Sie wiedereröffnen?

Rund 10 000 Quadratmeter des Einrichtungshauses wollen wir im Sommer wieder öffnen, und zwar den vom Haupteingang her gesehenen Gebäudeteil. Dort liegen wir in den letzten Zügen. Für die andere Hälfte peilen wir eine Wiedereröffnung im Jahr 2024 an. Dieser Gebäudeteil ist noch im absoluten Rohbauzustand und vom fast fertigen Teil durch eine Mauer abgegrenzt.

Wie hat sich das Unglück auf die Moral in der Belegschaft ausgewirkt?

Da muss man schon in der Coronazeit anfangen: Schon sie hat uns auf außergewöhnliche Weise zusammengeschweißt. Ein Möbelhaus, das monatelang geschlossen bleiben muss, das war ja unvorstellbar. Die Umstellung aufs Homeoffice, dem gegenüber wir zuvor eher skeptisch eingestellt waren, hat uns weitergebracht: Das hat sich etabliert, zum Guten für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die das Arbeiten so besser mit familiären Gegebenheiten in Einklang bringen können. Wir dachten dann, okay, 2022 wird endlich wieder ein einigermaßen normales Jahr. Und dann kam der Brand. Rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren davon betroffen. Seitdem waren Teppichverkäufer online tätig, die Möbelverkäufer sind zum Beispiel am Standort Sindelfingen zum Einsatz gekommen oder Mitarbeiter aus dem Verkauf wurden auch mal im Bereich der Kundenbetreuung im Lager tätig. Das hat das Miteinander verstärkt.

Inwiefern?

Das Verständnis für das, was andere machen, ist größer. Denken Sie an ein Betriebsfest: Da sitzen immer dieselben Leute zusammen. Solche schlimmen, einschneidenden Erlebnisse führen dazu, dass man anders aufeinander schaut und das Gemeinsame wächst. Das bestärkt auch uns als Arbeitgeber. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden das neue Gebäude auch als Erste zu Gesicht bekommen. Vor der Eröffnung laden wir die Beschäftigten aller Standorte dort zu einem schönen Abend mit ihren Familien ein.

Und die Blaulicht-Gemeinde? Haben Sie auf Ihre Spenden-Aktion schon eine Resonanz erhalten?

Diejenigen, mit denen wir dazu bisher zu tun hatten, haben sich gefreut. Es gibt ja vorab einiges zu klären, der Polizei kann man ja nicht einfach einen Batzen Geld aufs Revier vorbeibringen. Deshalb spenden wir deren Part zum Beispiel an die Polizeistiftung. Das Geld ist aber nicht zweckgebunden. Es soll so zum Einsatz kommen, wie die Rettungskräfte es für am sinnvollsten halten.