Am Ende wurde wieder Fußball gespielt. Die Fans von Lüttich durften in Anderlecht nicht ins Stadion. Fazit: Es gab keine Randale und das Spiel endete unentschieden. Foto: AFP/BRUNO FAHY

In Anderlecht und Lüttich kommen Gästefans in Zukunft nicht mehr ins Stadion. Doch Belgien ist mit dem Hooligan-Problem nicht alleine.

Die Hooligans müssen draußen bleiben. Bei Fußballspielen zwischen den belgischen Spitzenklubs RSC Anderlecht und Standard Lüttich haben die Fans der jeweiligen Gastmannschaft in Zukunft Stadionverbot. Die Begegnung der beiden Vereine gelten als emotional aufgeheizte „Clasicos“, eine lange Tradition haben deshalb auch die brutalen Ausschreitungen zwischen den Anhängern. Aus diesem Grund haben die Verantwortlichen nun die Notbremse gezogen. Die Maßnahme gilt vorerst bis zum Ende der Saison 2024/25.

Die Busse der Spieler angegriffen

Ausschlaggebend waren die Randale beim jüngsten Pokalspiel, das vom Schiedsrichter unterbrochen werden musste. Auf den Rängen bewarfen sich die Fans mit Sitzschalen und Feuerwerkskörpern, vor dem Stadion wurden die Busse der Spieler von Hooligans angegriffen. Allerdings ist auch die Polizei inzwischen auf die Ausschreitungen vorbereitet und versuchte mit Wasserwerfern und Tränengas die gegnerischen Gruppen zu trennen.

„Wir wollen durch unsere Entscheidung ein deutliches Signal senden, dass für Gewalt in einem Stadion und rund um ein Stadion kein Platz ist“, teilten die beiden Clubs danach in einer Erklärung mit und setzten ihren Plan sofort in die Realität um. Bereits beim erneuten Aufeinandertreffen in der Meisterschaft am Sonntag in Brüssel – nur 72 Stunden nach dem Eklat bei Anderlechts 2:0-Erfolg im Pokal – hatte Standard seine eigenen Fans von der Reise in die Hauptstadt ausgeschlossen. Das Spiel endete mit einem 2:2-Unentschieden und die Sicherheitskräfte meldeten, dass es keine Zwischenfälle gegeben habe. Auf der Tribüne hatten Fans ein Plakat entrollt, dass ein Match ohne Gästefans kein richtiges Fußballspiel sei – doch dieser Protest bleibt unerhört.

Die Clubs müssen hohe Strafen bezahlen

Die Clubs kamen mit ihrem Schritt allerdings auch einer zu erwartenden Bestrafung durch die Disziplinarkommission des belgischen Fußballverbandes zuvor. Beide Vereine waren wegen der Randale bereits wiederholt zu empfindlichen Geldstrafen verdonnert worden. Zudem kostet das Beheben der von den Hooligans angerichteten Schäden im und rund um das Stadion die Clubs regelmäßig sehr hohe Summen.

In Belgien verweisen die Medien allerdings darauf, dass es im Moment auch in anderen Ländern immer wieder zu schweren Ausschreitungen während der Fußballspiele kommt. Im Nachbarland Frankreich gibt es nach dem gewaltsamen Tod eines Fußballfans Reiseverbote für Anhänger zu sogenannten Risikospielen auf fremden Plätzen. Noch härter wird in Griechenland durchgegriffen. Wegen wiederholter Gewaltexzesse von Hooligans finden alle Spiele der griechischen Fußball-Meisterschaft bis zum Februar 2024 unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. In der Türkei hat die Gewalt im Stadion eine neue Dimension erreicht. Dort ist deshalb der Spielbetrieb der SüperLig auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Das hat allerdings weniger mit randalierenden Hooligans auf der Tribüne zu tun. Grund der Maßnahme ist die gewalttätige Attacke des Vereinspräsidenten von Ankaragücü auf einen Schiedsrichter.