Stefanie und Leon Tiegs brauchen dringend ein behindertengerechtes Auto. Foto: /Simon Granville

Stefanie Tiegs braucht ein behindertengerechtes Auto, um mit ihrem schwerbehinderten Sohn Leon mobil zu sein. Doch das ist teuer. Das Hospiz Leonberg hat ein Hilfsprojekt gestartet und sammelt Spenden.

Bis zu zehn Minuten kann es für Stefanie Tiegs und ihren Sohn Leon dauern, abfahrtbereit im Auto zu sitzen. Leon ist drei Jahre alt und seit seiner Geburt schwerbehindert, er kann sich nicht selbstständig bewegen. Ihn in das Fahrzeug zu bekommen, ist für beide jedes Mal eine Herausforderung: Nicht nur, dass Leon durch seine Behinderung an einer Spastik leidet und sich oft verkrampft, wenn er ins Auto gehoben werden soll. Auch seine Größe ist mittlerweile ein Problem. „Ich kann ihn nicht mehr richtig hineinheben“, sagt die 41-Jährige Mutter. Auch für Leon kann diese Prozedur nicht angenehm sein.

Der Reha-Buggy, den Leon verwendet, passt kaum in den Kleinwagen, ein Rollstuhl erst recht nicht. Ende Mai läuft das Leasing für Stefanie Tiegs Wagen aus – und es muss dringend ein behindertengerechtes Fahrzeug her. Doch der alleinerziehenden Mutter fehlen die finanziellen Mittel. Das Hospiz Leonberg will der Familie mit einem Hilfsprojekt zur Seite stehen.

Die Einrichtung begleitet Leon schon seit kurz nach seiner Geburt. Der Junge kommt am 6. Februar 2020 auf die Welt. Dieser Tag ist Stefanie Tiegs wie ein Horrorfilm in Erinnerung geblieben, erzählt sie mit bedrückter Stimme. Beim Frauenarzttermin kurz zuvor war noch alles in Ordnung. Unter der Geburt erleidet sie dann eine Plazentaablösung. Leons Gehirn wird nicht mehr mit Sauerstoff versorgt, er muss mit einem Notkaiserschnitt zur Welt gebracht werden.

Leon ist ein Kämpfer

Wegen des Sauerstoffmangels ist sein ganzes Großhirn abgestorben, erläutert Stefanie Tiegs. Dadurch ist er körperlich und geistig stark beeinträchtigt und schwerbehindert. Außerdem hat er mittlerweile Epilepsie. Auf alles, was ihr Sohn kann, ist Stefanie Tiegs dafür aber umso stolzer. Atmen, schlucken, trinken, essen, auf seine Umgebung reagieren. Ob er das alles überhaupt schaffen würde, ist anfangs nicht sicher. Die erste Prognose der Ärzte: Leon wird nur 14 Tage leben. Aber ihr Sohn ist ein Kämpfer, sagt Tiegs stolz.

Und so wird er bald schon vier Jahre alt. Tiegs, die aus Leonberg stammt, und Leon leben heute zusammen in Ludwigsburg. „Er ist ein entspanntes Kerlchen. Aufmerksam, neugierig, fröhlich, einfach ein richtig süßer Fratz.“ Leon besucht einen inklusiven Kindergarten und macht verschiedene Therapien, um weitere Fortschritte zu erzielen.

Unterstützung kommt vom ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst

Einfach zu stemmen ist der Alltag für die alleinerziehende Mutter jedoch nicht. Hilfe bekommt sie vom ambulanten Hospizdienst für Kinder und Jugendliche in Leonberg. Dieser unterstützt Familien von sterbenden und schwer erkrankten Kindern. Der Kinder- und Jugendhospizdienst bietet Stefanie Tiegs vor allem Beratung, erklärt die Koordinatorin Monika Friedrich. Im Alltag entlastet einmal die Woche eine ehrenamtliche Helferin die Mutter, indem sie beispielsweise mit Leon spazieren geht.

Ende Dezember hat die Einrichtung außerdem besagte Hilfsaktion gestartet: Stefanie Tiegs und Leon sollen das behindertengerechte Auto bekommen, das sie so dringend benötigen. Es ist bereits das dritte Mal, dass der ambulante Hospizdienst für Kinder und Jugendliche für eine Familie so ein Fahrzeug beschafft, sagt Monika Friedrich. Dabei arbeiten sie mit der Firma Paravan zusammen, die auf den behindertengerechten Umbau von Autos spezialisiert ist.

Tiegs zukünftiges Fahrzeug soll eine Rampe an der Seite haben, damit sie Leon im Rollstuhl leicht hineinbekommt. Statt im Bereich des Kofferraums zu sitzen, bekommt er Platz hinter dem Beifahrersitz. So kann ihn Stefanie Tiegs schnell erreichen, wenn er zum Beispiel einen epileptischen Anfall hat.

Und das ist nicht gerade billig. Ein passendes Auto hat das Hospiz schon ausfindig gemacht. 45 000 Euro kostet allein das Fahrzeug, 12 000 bis 15 000 Euro der Umbau. Die Kosten für die Anpassung des Wagens will Stefanie Tiegs selbst tragen. Schon bevor das Hospiz auf sie zukam, startete sie eine Spendenaktion auf der Plattform go fund me für ein behindertengerechtes Auto. Dort sind bereits 10 000 Euro zusammengekommen, die jetzt in den Umbau fließen sollen.

Leonberger Hospiz bittet um Spenden

Um die Finanzierung des Wagens kümmert sich das Hospiz, das dafür einen öffentlichen Spendenaufruf auf der Webseite und in den Sozialen Medien gestartet hat. Monika Friedrich hofft, dass sich so Privatpersonen und Firmen finden lassen, die bereit sind, zu helfen. „Wir können den Familien nicht ihr Schicksal abnehmen, aber wir können ein stückweit helfen, es zu tragen. Und das geht nur gemeinsam.“ Ein paar Tausend Euro sind schon eingegangen. Stefanie Tiegs bemüht sich außerdem um Zuschüsse vom Landratsamt Ludwigsburg. Ob das klappt, ist jedoch noch nicht sicher. Sobald das Geld zusammen ist, wird das Auto gekauft und der Umbau begonnen. Tiegs „bedeutet das alles wahnsinnig viel“, wie sie selbst sagt. Es gehe nicht nur darum, mit Leon zu seinen Therapien fahren zu können, sondern vielmehr um die Teilhabe am Leben. Dass die Familie weiterhin Ausflüge machen, Freunde und Verwandte besuchen kann. Denn das bereitet Leon besonders viel Freude. Für die bisherige Hilfe ist sie sehr dankbar. „Es ist einfach überwältigend, wie viel Zuspruch in den letzten Wochen über meine eigene Spendenaktion und über das Hospiz kam“, sagt Tiegs.

So kann man spenden

Spendenkonto
Wer im Rahmen der Aktion des Hospizes Stefanie Tiegs helfen möchte, kann eine Spende auf eines der beiden Konten des Hospizes überweisen.