An der Südumfahrung bei Weil der Stadt enden zurzeit die Schienen nach Calw Foto: Kraufmann

Alle Fraktionen in der Stuttgarter Regionalversammlung wollen um einen Parallelbetrieb der S-Bahn mit der Hermann-Hesse-Bahn herumkommen: Die Lösung könnte die Verlängerung der S 6 bis Calw sein.

Stuttgart - Es ist eine überraschende Wendung in der Debatte um die Reaktivierung der 1988 stillgelegten Schwarzwaldbahn zwischen Calw und Weil der Stadt: Der Verkehrsausschuss der Regionalversammlung in Stuttgart hat jetzt einstimmig beschlossen, neue Gespräche mit dem Land sowie den Landkreisen Böblingen und Calw aufzunehmen, um die S 6 bis nach Calw zu verlängern.

Die Verlängerung der S 6 war schon mal diskutiert worden – bis 2011. Damals fühlte sich der Verband Region Stuttgart nicht so richtig zuständig, weil die S-Bahn über sein Gebiet hinausführen würde. Außerdem fiel das Projekt mit hohen Investitionskosten wegen der notwendigen Elektrifizierung der Strecke bei der Kosten-Nutzen-Rechnung durch. Daraufhin begann der Kreis Calw von neuem mit der Planung – und fand eine Lösung mit Dieselzügen, die aber bis nach Renningen fahren müssten, um sich zu rechnen.

Dort gibt es Anschluss an die S 60 und die Arbeitsplätze in Sindelfingen und Böblingen. Die Regionalpolitiker sorgen sich allerdings um die Pünktlichkeit ihrer S-Bahn – die schon jetzt oft verspätet kommt –, wenn ihr auf der eingleisigen Strecke zwischen Renningen und Weil der Stadt auch noch die Hermann-Hesse-Bahn ins Gehege kommt. „An der empfindlichsten Stelle des S-Bahn Netzes“, wie es der Verkehrsexperte der Freien Wähler, Bernhard Maier, ausdrückt.

Die Lösung des Problems soll nun doch wieder die S-Bahn sein, fordern CDU, Grüne, SPD, Freie Wähler, Linke und FDP im wohl ersten gemeinsamen Antrag aller Fraktionen in der Regionalversammlung. Möglich mache dies der ÖPNV-Pakt von vor einem Jahr, der klargestellt habe, dass der Verband auf seinem Gebiet auch für S-Bahnen zuständig sei, die außerhalb enden.

Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) gegenüber Gesprächsbereitschaft signalisiert – aber auch Skepsis: Die Reaktivierung der Diesel-Bahn sei weit gediehen.