Beim Heizen sparen: das war 2022 häufiger der Fall als diesen Herbst. Foto: dpa//ernando Gutierrez-Juarez

Es wird wieder mehr geheizt in Deutschland. In einer neuen Datenauswertung steht Stuttgart beim Sparwillen besonders schlecht da – zumindest eine Art von Haushalten.

In fast keiner deutschen Großstadt wurde beim Heizen zuletzt so wenig gespart wie in Stuttgart. Die Haushalte der Landeshauptstadt haben im November 2023 dafür ein Drittel mehr Energie verbraucht als ein Jahr zuvor. Das ist nach Hannover (plus 40 Prozent) und gemeinsam mit Wuppertal der zweitschlechteste Wert im neu veröffentlichten Ranking „Heiz-o-meter“. Die Werte sind nach Angaben in dem Ranking um Witterungseinflüsse bereinigt.

Dass im Winter 2023/24 wieder mehr geheizt wird als vor einem Jahr, zeichnete sich bundesweit bereits Anfang Dezember ab. Vergleichende Daten zum Sparwillen auf Länder- oder Regionalebene gab es bislang aber nur mit erheblicher Verzögerung, sie kommen typischerweise vom Deutschen Mieterbund – oder von großen Hausverwaltungen wie der Essener Firma Ista, die bundesweit nach eigenen Angaben für rund 350 000 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern die Energieabrechnungen macht.

Nun hat Ista selbst das „Heiz-o-meter“ veröffentlicht und kann damit noch im Dezember das Heizverhalten vom November nach Bundesländern oder wie hier nach Großstädten vergleichen:

Das war aus methodischen Gründen bislang nicht möglich, wie etwa in dem vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) herausgegebenen „Wärmemonitor“ vermerkt ist. Die Firma Ista erklärt nun, dieses Problem mithilfe des emeritierten Dortmunder Statistikprofessors Walter Krämer gelöst zu haben. Man sei „ein wenig stolz, diesen Datenschatz gehoben und validiert bekommen zu haben“, sagt die Ista-Sprecherin Caren Altpeter. Mieter könnten „ihr Heizverhalten auf Basis der allgemeinen Verbrauchsentwicklung besser einordnen“ und die Politik erfahre „so früh und verlässlich wie nie zuvor, wie sich der Energieverbrauch im Wohnungssektor entwickelt“, schwärmt Altpeter.

Wofür das Ranking steht – und wofür nicht

Tatsächlich muss der Befund etwas eingeschränkt werden. Es spricht zwar wenig dafür, dass die Mieter in den von Ista betreuten Stuttgarter Mehrfamilienhäusern viel sorgloser mit der teurer gewordenen Heizenergie umgehen als jene in anderen Gebäuden. Das „Heiz-o-meter“ ist im besten Fall ein Hinweis auf das Heizverhalten in größeren Wohneinheiten. Einfamilienhäuser sind im Datensatz jedoch überhaupt nicht enthalten.

Das Ranking kann die ermittelten Werte außerdem nicht erklären. Diese könnten mit dem Sanierungsstand zu tun haben, mit dem örtlichen Preisniveau, dem verfügbaren Einkommen oder der gefühlten Temperatur, sagt Caren Altpeter.

Der Preisdruck erscheine im Winter 2023/24 geringer als im Vorjahr, schrieb zum Herbstbeginn Sophie Behr vom DIW im „Wärmemonitor“. Einsparpotenziale durch angepasstes Heizverhalten seien zudem „weitestgehend ausgeschöpft“. Auch der Energieexperte Sebastian Gulbis von der Beratungsfirma Enervis sprach Anfang Dezember von einer „psychologischen Komponente“ beim Heizverhalten der Privathaushalte.

„Ein erster Trend“

In Stuttgart scheint diese Komponente besonders ausgeprägt zu sein. Jedenfalls im November wollte man es offenbar gern wieder deutlich wärmer haben als im ersten Energiekrisewinter. Bundesweit wurde laut den Ista-Angaben im November 2023 rund ein Viertel mehr Energie fürs Heizen aufgebracht als ein Jahr zuvor – obwohl mit Blick auf die Witterung nur ein Plus von sechs Prozent zu rechtfertigen wäre.

Berechnet man September und Oktober mit ein, steht Stuttgart im „Heiz-o-meter“ nicht so schlecht da wie für den November, nämlich auf Platz 9 von 20. „Die Heizperiode ist noch nicht zu Ende“, sagt Caren Altpeter, „es ist ein erster Trend, der sich abzeichnet.“