Beim Heimspiel auf dem Festplatz in der Glemsaue in Ditzingen trägt DJ Robin ein VfB-Trikot mit dem Nummer 23. Foto: engelhard-photography-/A.ENGELHARD

Kein anderer Song ist so hitzig diskutiert und so wild gefeiert worden: Seiner „Layla“ verdankt DJ Robin viel. Beim ersten Heimspiel in Ditzingen nach dem Mega-Erfolg rastet das Publikum aus. Geliebt wird der Sänger auch, weil er bescheiden bleibt.

Auf der Rückseite seines schwarzen T-Shirts steht „Papa Layla“. Seit dem vergangenen Sommer, sagt Maik Leutner, hat er zwei Kinder. Sein Sohn, eigentlich ein Einzelkind und bekannt als DJ Robin, hat eine Layla mit nach Hause gebracht – und die ist auch noch Puffmutter. Für einen Vater ist das nicht leicht.

Längst hat der Senior Leutner die Layla seines Jungen ins Herz geschlossen und sie gewissermaßen adoptiert, um ihr zu helfen. Die Frau, die „schöner, jünger, geiler“ ist, musste viele Beschimpfungen ertragen in der aufgeheizten Diskussion um möglichen Sexismus im vergangenen Jahr. Der Papa von Robin und Layla zieht sich am Samstagabend backstage des Festplatzes Glemsaue eine weiße Mütze weit ins Gesicht hinein und stürmt als DJ-Ötzi-Double auf die Bühne. 2000 Fans seines Juniors flippen aus vor Begeisterung und verstehen schnell, woher DJ Robin sein Entertainer-Gen hat.

Der Nachfolgesong „Bumsbar“ ist bereits auf Platz acht der deutschen Charts

„Robin erfüllt meinen Traum“, sagt Maik Leutner, der aus der früheren DDR stammt und bei einer Kanalfirma arbeitet. Auch er wollte Sänger werden. Seine Lust am Singen hat ihn immerhin zu Auftritten beim Fasching gebracht – der Sohn hingegen reist als einer der gefragtesten deutschen Partysänger von Mallorca über Lloret de Mar nach Deutschland hin und her. Der Hit „Layla“ ist über 100 Millionen-mal gestreamt worden, war neun Wochen lang auf Platz eins der deutschen Charts und gilt als der erfolgreichste Partyschlager aller Zeiten. Mit seinem Nachfolgesong „Bumsbar“ ist Robin bereits auf Platz acht der heimischen Hitparade gelandet. Diesmal sind Verbote und Kritik ausgeblieben, obwohl das Video „Heute sind wir wieder bumsbar, geile Mädels, geile Jungs da“ in der Kulisse einer Kirche als Botschaft gegen das Zölibat gedreht worden ist. Reicht es ohne öffentliche Entrüstung nicht ganz nach oben?

Wann immer dem DJ im irren Tourstress eine Pause bleibt, zieht es ihn nach Ditzingen zu seiner Frau, seinen Eltern und seinen Freunden. Wichtig ist es ihm deshalb, sich bei allen daheim mit einem eigenen Konzert zu bedanken. Deshalb bat der 27-Jährige die Veranstalter des Mallorca Sommer Festivals darum, mit dieser Reihe, die den Ballermann nach Deutschland bringen will, auch in sein Ditzingen zu gehen. Die 2000 Karten (mehr dürfen nicht aufs Gelände) waren innerhalb von zwei Wochen ausverkauft.

Leutner hat einen VIP-Bereich für family & friends einrichten lassen, wo’s Nudelsalat und Saiten gibt sowie Drinks nach Belieben. Im Grunde aber ist das gesamte Gelände eine Freundschaftszone. In Ditzingen kennt man sich gegenseitig, und alle sind da, die Robin seit Kindesbeinen kennen, selbst der Oberbürgermeister der 25 000-Einwohnerstadt feiert mit. Die Stimmung bei diesem Heimspiel mit Feuershow und Konfettiregen ist gigantisch. Die Leute freuen sich, flippen aus, singen textsicher mit – auch bei vielen anderen Mallorca-Sängern wie Ikke Hüftgold („Ich schwanke noch“) oder Pepe Palme, der seine „Strandfigur“ rühmt. Und Honk hat seinen Delfin mitgebracht, womit alle Ballermänner und Ballerfrauen Bescheid wissen.

Der Bembel ist ein gefragter Partydrink auf Mallorca

Malle ist ganz nah. Dort kann’s kaum besser mit so vielen Partyschlagern sein. Gut, das Meer fehlt, doch den Bembel gibt’s auch hier – der hessische Apfelwein in Dosen, auf der Partyinsel zum Trenddrink geworden, ist mit einem eigenen Stand in Ditzingen vertreten.

DJ Robin ist emotional tief berührt, vor so vielen Freunden zu spielen. Das geht noch viel mehr unter die Gänsehaut als sonst. Die Freunde schätzen ihn, weil er auch nach seinem „Layla“-Erfolg nicht abgehoben hat, ein Kumpel geblieben ist, absolut bescheiden. Seinen ersten Auftritt als Sänger hatte er 2012 bei den Faschingshexen in Ditzingen. Dem Phänomen Robin und „Layla“ ist auch das Hamburger Wochenmagazin „Die Zeit“ auf der Spur und hat eine Fotografin zum Heimspiel geschickt.

Das ganze Leben ist eine Party? Eben nicht! Und bestimmt ist es deshalb so vielen Menschen wichtig, raus zu kommen aus dem Alltag, um Spaß zu haben vor allem an zwei Dingen: Saufen und Sex – das sind die beherrschenden Themen in den Songs. Andere junge Menschen kleben sich auf Stuttgarts Straßen, weil sie Angst haben um das Klima. Den Mallorca-Fans dagegen klebt der Schweiß vom Feiern und Singen auf der Haut. DJ Robin ist einer, der nicht immer nur ans eigene Vergnügen und an das Vergnügen seiner Fans denkt. Spenden und Besuche beim Stuttgarter Kinderhospiz sind ihm wichtig, weil er weiß: Der Erfolg und das Glück können schnell vorbei sein.

Bereits am Montag fliegt DJ Robin mal wieder nach Mallorca

„Papa Layla“, der singende Vater von DJ Robin, sagt, dass es ihm „oft wehgetan hat“, wie im vergangenen Jahr sein Junge wegen „Layla“ Verbote kassierte und von „Moralaposteln“ beschimpft worden ist. Es sei doch nur ein Partysong – und es gebe noch mehr Lieder auch in früheren Zeiten, die weitaus sexistischer seien. Mittlerweile wird „Layla“ selbst von einem Ministerpräsidenten gesungen. Political Correctness ist erwünscht – doch nicht jeder bekommt sie hin. Entscheidend ist, wie man sich im wahren Leben verhält.

Der Vater genießt den wilden Abend und die Rückkehr des Sohnes. Am Montag muss dieser los zum Arbeiten nach Mallorca. Mit seiner Layla wird Robin schon mal wieder nach Hause kommen. Denn was ist schon schöner, jünger, geiler als Ditzingen?