Das HK MP 5 von Heckler & Koch ist weltweit bei Sicherheitskräften im Einsatz. Foto: dpa

Der neue Heckler-&-Koch-Chef Jens Bodo Koch will mit dem Rüstungskonzern mehr Geld verdienen und an der Strategie festhalten, Waffen nur an gefestigte Demokratien zu liefern. Das ist den pazifistischen Kleinaktionären aber nicht genug, wie sie bei der Aktionärsversammlung deutlich machten.

OBERNDORF - Das Neckartal in Rottweil zeigt sich in diesen spätsommerlichen Tagen von seiner idyllischen Seite. Am Freitag aber säumten Transparente mit Aufschriften wie „Tod und Vertreibung durch deutsche Waffen“ den Weg durch den Gewerbepark, der einst Heimat der Rottweiler Pulverfabrik war. Aufgehängt hatten sie Rüstungsgegner. Sie wiesen den Pfad zum Restaurant Badhaus, wo die nichtöffentliche Aktionärsversammlung der Heckler & Koch AG stattfand.

Die Kritischen Aktionäre Heckler & Koch wie sich ein Bündnis von pazifistischen Anteilseignern selbst nennt, halten zwar nur einen Bruchteil der Stimmen. Sie hatten aber viele Fragen. Die Versammlung dauerte mit Unterbrechungen acht Stunden. Das wird künftig wohl anders werden. Denn Vorstand und Aufsichtsrat der Heckler & Koch AG beantragten am Freitag, die Satzung neu zu fassen. So wird der Vorsitzende künftig unter gewissen Vorgaben das Recht haben, das Frage- und Rederecht der Aktionäre zeitlich zu beschränken.

Feuertaufe für den neuen Chef

Für den neuen Heckler-&-Koch-Chef Jens Bodo Koch war es die erste Aktionärsversammlung und Feuertaufe. Die Kritischen Aktionäre sprachen von einem fairen Umgang miteinander, wie er auch schon unter Kochs Vorgänger Norbert Scheuch war. Dennoch bekam Koch viel Kritik zu hören.

„Nach vorne gerichtet werden wir das Gute konsequent fortführen, wie insbesondere unsere Grüne-Länder-Strategie, und den hohen Anspruch an die Qualität und die technologische Perfektion unserer Produkte aufrechterhalten“, sagte Koch laut Pressemitteilung des Unternehmens in seinem Eingangsstatement. Ziel sei es, wieder einen stabilen, nachhaltigen Kurs herzustellen und Wachstumschancen zu nutzen, so Koch.

„Der in 2017 begonnene umfangreiche, ganzheitliche Veränderungsprozess hat sich zeitlich als zu ambitioniert erwiesen und wird nun zielorientiert und mit Augenmaß für die Komplexität des Gesamtprozesses schrittweise umgesetzt“ räumte der Aufsichtsratschef Dieter John ein.

Mehr als 150 Fragen von den Kritischen Aktionären

Mehr als 150 Fragen hatten die Kritischen Aktionäre formuliert, wie Friedensaktivist Jürgen Grässlin im Gespräch mit unserer Zeitung berichtete. Alle 13 Fragesteller waren Rüstungsgegner. Von Seiten der Großaktionäre sei keine einzige Frage gekommen.

Das Bekenntnis zur Grüne-Länder-Strategie – also Waffen nur an Nato-, Nato-assoziiert und EU-Staaten zu liefern – wurde von den Rüstungsgegnern begrüßt. Jedoch hatten sie ein aktuelles Schriftstück aus dem Wirtschaftsausschuss vorliegen, wonach Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) mitteilt, dass der Bundessicherheitsrat gerade Lieferungen an Indien und Hongkong genehmigt habe. Das passe nicht zum Bekenntnis der Waffenschmiede.

Bereits 2017 hatten die Rüstungsgegner die Einrichtung eines Opferfonds gefordert. Norbert Scheuch hatte sich diesem Ansinnen gegenüber offen gezeigt – zwei Wochen später musste er bei Heckler & Koch gehen. Ende 2017 ist Grässlin offenbar von Dieter John mitgeteilt worden, dass Aufsichtsrat und Vorstand den Opferfonds abschlägig beschieden hätten. Am Freitag war nun die Rede davon, dass die Waffenschmiede mit einer nicht genannten Uni an einem sozial-verantwortlichen Projekt zusammenarbeite.

Im ersten Halbjahr 2,3 Millionen Euro Verlust gemacht

Auch Zahlen kamen auf den Tisch. Der Auftragseingang bei Heckler & Koch lag demnach im Geschäftsjahr 2017 mit 215 Millionen Euro um rund zwei Prozent über dem mit 212 Millionen Euro guten Wert für 2016. Während der Umsatz in der ersten Jahreshälfte 2017 noch dem Niveau des Jahres 2016 folgte, gab es in der zweiten Jahreshälfte 2017 einen herben Umsatzrückgang.

Im ersten Halbjahr 2018 verbuchte die Waffenschmiede einen Verlust von 2,3 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 1,1 Millionen Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Umsätze stiegen zwar um 14 Prozent auf 109,5 Millionen Euro, zugleich schnellten aber die Kosten hoch. Der neue Chef will nun Arbeitsabläufe verbessern und Kosten drücken. Heckler & Koch sei „sehr gut für die Zukunft aufgestellt“. Die Einstufung der Rating-Agentur Moody’s legt anderes nahe. Sie stufte Heckler & Koch zuletzt auf Ramschniveau ein.