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Der Schiffsunfall am Great Barrier Reef wird zur Ölkatastrophe aufgebauscht.

Sydney - Ausgerechnet am Great Barrier Reef, einem der sieben Unesco-Weltnaturwunder, ist ein chinesischer Kohlefrachter auf Grund gelaufen. Das auslaufende Öl bedroht das sensible Ökosystem des größten Korallenriffs der Welt.

Die HMS Endeavour des britischen Seefahrers James Cook war ursprünglich ein Kohlefrachter von 368 Tonnen. Am 11.Juni 1770 lief der Entdecker auf seiner ersten Reise in die Südsee im Great Barrier Reef auf Grund. 240 Jahre später ereilt den chinesischen Frachter Shen Neng 1 dasselbe Schicksal. Mit 65.000 Tonnen Kohle und 950 Tonnen Schweröl an Bord strandet er am Samstag auf einer Sandbank des Weltnaturerbes. Seitdem wird fieberhaft versucht, ein Auslaufen des Treibstoffs zu verhindern und ihn mit Schläuchen in die Tanks eines Rettungsbootes zu pumpen.

Kaum war die Havarie des 230 Meter langen Frachters bekanntgeworden, geisterten schon die ersten Nachrichten von einer "drohenden Ölkatastrophe" und "Ölpest" durch die Medien. Ein leckgeschlagenes Schiff im größten Korallenrefugium - nichts eignet sich besser für Katastrophenmeldungen und Hiobsbotschaften. Nur hat solche Schwarzmalerei wenig mit der Realität zu tun. Gerade mal vier Tonnen Schweröl sind bisher ins Meer gelangt. Und nachdem es aus der Luft mit Chemikalien besprüht worden war, zersetzte sich die Masse schnell.

"Wir reden hier von mehreren Hundert Quadratkilometern, die beeinträchtigt würden. Was passieren kann, ist reine Spekulation", sagt Christian Bussau, Schifffahrtsexperte bei Greenpeace. Die Umweltschutzorganisation steht nicht gerade im Verdacht, zu untertreiben. Echte Katastrophen, meint Bussau, sehen anders aus. "950 Tonnen ist eine große Menge, aber nicht zu vergleichen mit Öltankern." Wenn der gesamte Tankinhalt der Shen Neng 1 ins Meer gespült würde, käme es zu einer "großen lokalen Verschmutzung". Die Ausmaße seien abhängig vom Wellengang und von Strömungen.