Weil Frauen ­eigentlich nicht ­regieren dürfen verwandelt sich Hatschepsut ­symbolisch in einen Mann. Foto: imago/UIG/imago stock&people

Vor mehr als 3500 Jahren besteigt in Ägypten mit Hatschepsut zum ersten Mal eine Frau den Thron. Sie macht alles anders als ihre Vorgänger: Statt kostspielige Kriege zu führen, bringt die Herrscherin dem Land am Nil Frieden und Wohlstand.

1475 vor Christus: Wie jedes Jahr zur Überschwemmungszeit macht sich im oberägyptischen Theben, dem religiösen Zentrum des Landes, der Reichsgott Amun in seiner Prozessionsbarke von seinem Wohnsitz im Karnak-Tempel zum südlich gelegenen Luxor-Tempel auf, um mit der Bevölkerung das Opet-Fest zu feiern. Die Zeremonie, die den Pharao mit göttlicher Energie aufladen und dessen Herrschaft legitimieren soll, nimmt ihren Gang. Doch dann dirigiert der Gott die Träger seiner Barke zum Palast, in dem Hatschepsut lebt, die Große Königsgemahlin. Sie, so lässt Hatschepsut es später in ihren Inschriften überliefern, habe Amun auserwählt, das Land zu regieren.