Die Wintergerste verfärbt sich schon goldgelb – zu früh, um das Korn richtig ausbilden zu können. Foto: Oliver von Schaewen

Die Landwirte könnten bei anhaltender Trockenheit in Schwierigkeiten geraten.

Marbach - Trockene Böden – darüber redet der Marbacher Landwirt Florian Petschl derzeit viel mit seinen Kollegen. „Wir hoffen, dass es am Wochenende ordentlich regnet“, sagt der 31-Jährige. Das Getreide stehe wegen der guten Böden in der Schillerstadt noch ganz passabel, doch es fehle an Wasser. Petschl, der vor allem für seine Schweinehaltung Wintergerste und Weizen anbaut, blickt auf ein Frühjahr mit wenig Niederschlägen zurück. „Die Ähren stehen deshalb auf den Feldern dünner.“

Gerade noch rechtzeitig kamen die ergiebigen Regenfälle vor etwa fünf Wochen. Aber seitdem war es wieder trocken. „Wir leben von der Hand in den Mund“, sagt Florian Petschl – und hofft auf eine starke Kornbildung in den Ähren bis zur Ernte der Wintergerste Ende Juni. „Aber dazu bräuchten wir jetzt eben erst mal einigen Regen.“

Unübersehbar ist die Wintergerste auf vielen Feldern schon in die Abreife übergegangen: zwei Wochen früher als sonst. „Wenn sie erst einmal gelb ist, dann ist ihr vegetatives Wachstum abgeschlossen“, sagt Jürgen Häußermann, Geschäftsführer der Landwirtschaftlichen Absatzgenossenschaft (Labag) in Marbach. „Mit 25  Liter Regen pro Quadratmeter in den nächsten Tagen wäre ich richtig glücklich.“ Das Speichervermögen der hiesigen Böden seien ein Plus. „Wenn wir hier Sand hätten, wäre der Regen sehr schnell wieder draußen.“ Tatsächlich hat nicht nur permanenter Sonnenschein, sondern auch der Wind die Austrocknung der Böden befördert. „Vor fünf Wochen hatten wir 30 Liter Niederschlag. Davon hat die Gerste sehr stark profitiert.“ Die Wintergerste ist eine reine Futterpflanze für die Tiermast und wird traditionell als erste Getreideart geerntet. Stand jetzt erwartet die Labag die Ernte der Sommergerste, die beim Bierbrauen eingesetzt wird, etwa zwei Wochen später, um den 10.  Juli. Auch Raps werde dann von den Feldern geholt, wenngleich nur noch wenige Bauern die gelbe Ackerpflanze anbauen. „Palmöl aus Indonesien ist billiger und hat dem Raps bei der Beimischung zu den Biotreibstoffen den Rang abgelaufen.“

Der König unter den Getreidearten im Mittleren Neckar ist der Weizen. Er könnte vom 15. Juli an geerntet werden, schätzt Jürgen Häußermann. Er befürchtet jedoch, dass die herbeigesehnten Regenfälle dem Weizen zu schaffen machen könnten. „Er steht in der Blüte und ist dann anfällig für Pilzbildung.“ Die Landwirte müssten gegebenenfalls Fungizide einsetzen. Dass der Weizen nicht mehr so hoch auf den Feldern stehe, sei sortenbedingt. „Man will weniger Stroh wegtransportieren und bevorzugt Weizen mit kürzeren Halmen.“ Oft würde der Stroh nach der Ernte untergepflügt. „Es gibt viel weniger Tierhaltungen als noch vor 20 Jahren.“