Der Leonberger Orthopäde Tobias Heger untersucht den zwölfjährigen Felix. Foto: /J. Bach

Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg sucht noch Kinder, die sich orthopädisch untersuchen lassen. Diese Vorsorge soll etabliert werden.

Als Dirk Novitzki 13 Jahre jung war, hatte man bei ihm eine Hüftfehlstellung diagnostiziert. Weil man sein Handicap früh erkannte und behandelte, war sein späterer sportlicher Weg frei: Mit 21 spielte er in der US-Profiliga und wurde schließlich zum größten Basketballstar aller Zeiten.

Der zwölfjährige Felix aus Renningen ist auch fit, er hat schon Fußball und Basketball gespielt und will sich jetzt beim Boxtraining anmelden. Gesundheitliche Probleme hat er keine, trotzdem machte Mutter Stefanie Eble mit ihm einen Termin beim Leonberger Facharzt Tobias Heger aus. Der Orthopäde und Unfallchirurg checkt den Gymnasiasten ganz genau von Kopf bis Fuß durch. Er schaut nach der Wirbelsäule, der Beinachse, nach der Fußstellung, nach Knie und Fuß und auch nach dem Hüftgelenk. Bei Felix ist alles in Ordnung. „Das beruhigt natürlich, weil man es als Eltern selbst nicht einschätzen kann, ob das Kind irgendeine Fehlstellung hat.“, sagt Stefanie Eble. Deshalb hat sie auch beim Präventionsprogramm Orthokids der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) mitgemacht. Bei diesem Projekt, das unter dem Motto „Alles fit? Lass mal schauen“ steht, werden noch Kinder und Jugendliche gesucht, die sich orthopädisch untersuchen lassen.

„Wir haben mit Orthokids ein bundesweit einmaliges Vorsorgeprojekt für Kinder initiiert. Eltern mit Nachwuchs zwischen 10 und 14 Jahren sollten unbedingt die Möglichkeit zu diesem kostenlosen Check-up nutzen, um eine gesunde körperliche Entwicklung ihrer Kinder sicherzustellen“, sagt Karsten Braun, der Vorstandsvorsitzende der KVBW. Als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie weiß Braun, welche Folgen unbehandelte orthopädische Fehlstellungen im Erwachsenenalter haben können. „Viele Behandlungen und Operationen wären überflüssig, wenn die Patienten und Patientinnen schon in ihrer Kindheit orthopädisch versorgt worden wären.“

Teilnehmerquote noch gering

Deshalb hat das Projekt Orthokids das Ziel, neben den bereits gängigen Untersuchungen für Kinder und Jugendliche eine zusätzliche reguläre orthopädische Vorsorgeuntersuchung fest zu etablieren. Durch das Screening von etwa 20 000 Kindern und Jugendlichen soll die Wirksamkeit im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie geprüft werden. „Momentan ist die Teilnehmerquote leider noch zu gering“, sagt Tobias Heger, der in seiner Praxis bereits etwa 50 Kinder im Rahmen dieses Projekts untersucht hat. Der Leonberger Orthopäde unterstützt Orthokids aus eigener Überzeugung. „Ich finde diese Vorsorgeuntersuchung sinnvoll, weil in diesem jungen Alter die Chance besteht, eventuelle Störungen zu erkennen und zu behandeln.“ Nach Abschluss des Wachstums sei eine Therapie nur noch eingeschränkt möglich. Angesprochen sind nicht nur Kinder und Jugendliche, die bereits orthopädische Probleme haben, „sondern wirklich alle in diesem Alter, damit wir auch einen guten Durchschnitt bei der Studie abzeichnen können“, sagt Tobias Heger. Die Studie dauert noch bis zum Ende des Jahres.

Rund 300 niedergelassene Orthopädinnen und Orthopäden in Baden-Württemberg bieten in ihren Praxen die kostenlose Vorsorgeuntersuchung an. Neben Tobias Heger nehmen auch die Orthopäden Klaus Fischer (Weil der Stadt) und Alfred Schmitt (Gerlingen) an diesem Programm teil. Zusätzlich gibt es eine überregionale Sprechstunde im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Orthopaedikos Bad Cannstatt, das zum Klinikum Stuttgart dazugehört.

Interessierte Eltern können direkt im MVZ telefonisch oder per E-Mail einen Termin für ihr Kind vereinbaren oder sich an eine teilnehmende Praxis in ihrer Nähe wenden. Die Adressen der Praxen und weitere Informationen sind unter www.ortho-kids zu finden.