2017 kam das demontierte Flugzeug aus Brasilien am Flughafen Friedrichshafen an. Foto: /Bäßler

Die frühere Lufthansa-Maschine bekommt, mit Hilfe des Bundes, doch noch eine Zukunft in Friedrichshafen. Eine zentrale Frage ist aber weiterhin ungeklärt.

An blumigen Ankündigungen hat es nicht gefehlt seit der löchrige, verwitterte Torso der früheren Lufthansa-Maschine Landshut vom Typ Boeing 737-200 2017, importiert von einem Flugzeugfriedhof im brasilianischen Fortaleza, am Flughafen Friedrichshafen angekommen ist. Die Entführungsmaschine von 1977, Symbol für den siegreichen Kampf der Bundesrepublik Deutschland gegen den Terror der RAF, werde eine „Attraktion“ nicht nur für die Zeppelinstadt, sondern für die ganze Bodenseeregion, kündigte vor sechs Jahren beispielsweise David Dornier an, Enkel des Flugzeugpioniers Claude Dornier und Chef des örtlichen Dornier-Museums. Das sah auch der damalige SPD-Außenminister Sigmar Gabriel so, der die Rettungsoperation im heißlaufenden Bundestagswahlkampf unterstützt hatte.

Auf die bedrückende und zugleich glückliche Geschichte der Entführungsmaschine, aus der die Sondereingreiftruppe GSG 9 im somalischen Mogadischu 86 Geiseln befreite, sollte eine zweite folgen – bei weitem nicht so dramatisch, aber ebenfalls ambivalent. Denn die hochfliegenden Pläne mit der Maschine, die restauriert und dann Teil des Dornier-Museums werden sollten, schmierten ab. Es fehlten Geldgeber. Von Anfang an hatte der parteilose Friedrichshafener Oberbürgermeister Andreas Brand die Kassenübernahme abgelehnt. Die Landshut und der Deutsche Herbst 1977, verkündete er, hätten mit seiner Stadt nun wirklich nichts zu tun.

Aus Jubel wurde Tristesse

Aus anfänglichem Jubel wurde Tristesse. Sie gipfelte darin, dass David Dornier im September 2020 die Leitung des chronisch defizitären Dornier-Museums aufgab – und den Chefposten der Dornier-Stiftung für Luft- und Raumfahrt gleich mit. Im Juni 2022 verstarb im Alter von 95 Jahren Silvius Dornier, Sohn von Claude Dornier und Gründer des Familienmuseums in Friedrichshafen. Seitdem gilt das Interesse der verzweigten Industriellenfamilie an der Landshut als endgültig erloschen. Die Maschine verharrte mit abgeschraubten Tragflächen weiter im Dunkel eines Hangars am Friedrichshafener Flugfeld. Die bald vorgebrachten Ideen für eine Resteverwertung reichten von der Verbringung des Rumpfes in die Flugwerft Schleißheim des Deutschen Museums München bis zur weiteren Zerteilung und Ausstellung des Technikdenkmals in verschiedenen Regionen Deutschlands.

Nun aber zeichnet sich doch eine örtliche Dauerlösung ab. Die Bundeszentrale für politische Bildung arbeitet aktuell an einem Konzept für einen „Lernort“ rund um die Maschine, zuvor war das zum Erliegen gekommene Gedenkprojekt aus dem Haushalt des Kultusministeriums in den des Innenministeriums transferiert worden. Eine treibende Kraft war der Biberacher SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Gerster, zugleich Mitglied im Berliner Haushaltsausschuss. Er sieht „eine gewisse Verkantung bei nicht handlungsbereiten Personen“ inzwischen beseitigt und schwärmt von einer Ausstellung „für wehrhafte Demokratie“. Die aktuellen Ereignisse in Israel zeigten wieder, „wie Menschen in Geiselhaft genommen werden“ und Terroranschläge auf ganze Gesellschaften wirkten.

Das Geld reicht für die Anfangsjahre

Im Haushalt sind nun 15 Millionen Euro eingestellt, um ein pädagogisch-didaktisches Konzept zu erarbeiten und den Lernort in Friedrichshafen einzurichten. Dazu wird die Landshut noch einmal ein kurzes Stück umziehen müssen, in eine leer stehende frühere Flugzeugwerft, die so genannte Halle Q. Sie gehört einer Privatgesellschaft, Anfang August ist mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben der Mietvertrag geschlossen worden. Die Jahresmiete beträgt 564 000 Euro, Laufzeit 15 Jahre. Die Betriebskosten sind dabei nicht eingerechnet.

Und danach? Gerster ist der Ansicht, auch später müsse „der Bund die ehrlichen Kosten übernehmen“, sprich, das zu erwartende Defizit des Lernorts. Die Stadt Friedrichshafen äußert auf Anfrage ihre Sympathie fürs Projekt, eine Sprecherin betont jedoch: „Eine finanzielle Unterstützung der Landshut, beziehungsweise des Lernorts ist weiterhin nicht vorgesehen.“ Der Topf der Bundeszentrale für politische Bildung dürfte ebenfalls nicht in Frage kommen, ihr Etat ab kommendem Jahr soll den vorliegenden Haushaltsentwürfen zufolge um 20 Millionen Euro schrumpfen.

Abkehr vom Plan der Vollrestaurierung

Die Vision einer teuren, originalgetreuen Restaurierung ist vorsorglich einkassiert worden. Das würde „sowohl aus didaktischer als auch aus restauratorischer Sicht lediglich Authentizität simulieren“, informiert die Bundeszentrale für politische Bildung. Nur das Cockpit der Landshut ist noch wie 1977. Weil die Maschine in ihren letzten Betriebsjahren als Transportflugzeug genutzt wurde, wichen die Sitze, die Küche oder die Gepäckabteile kahlen Lastregalen. Erstmals 2026, so die aktuellen Pläne, soll sich die Schau Schülergruppen, Touristen und Interessierten aller Couleur öffnen.