Gerold Huber Foto: Lindmeier

An diesem Donnerstag gestaltet der Liedpianist Gerold Huber er mit dem Bassisten Franz-Josef Selig um 19.30 Uhr das Galeriekonzert in der Staatsgalerie Stuttgart, veranstaltet von der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie.

Stuttgart – - Herr Huber, wollten Sie immer schon Liedpianist werden?
Ich habe nichts geplant, alles hat sich so ergeben. Ich war im selben Gymnasium wie der Bariton Christian Gerhaher, wir gingen in dieselbe Stufe, waren zusammen im Schulorchester und saßen im Schulchor nebeneinander. Irgendwann hat mich Christian gefragt, ob wir uns nicht mal gemeinsam an ein paar Kunstliedern versuchen sollten. Das war mir erst total fremd, aber nach unserem ersten Liederabend hat das schnell eine Eigendynamik entwickelt.
Singen Sie selbst?
Ach, ich hatte im Studium Gesangsunterricht . . . (Unterbricht sich) Spreche ich zu bayerisch?
Nein, ich kann Sie gut verstehen.
Prima. Also: Ich hatte Gesangsunterricht und bin auch ein paarmal mit Chanson- und Kabarettliedern aufgetreten, bei denen ich mich selbst begleitet habe. Das habe ich aber vor zehn, zwölf Jahren aufgegeben, als mich der Leiter der Schubertiade in Hohenems anfragte, ob ich nicht bei seinem Festival auftreten wolle. (Lacht) Ich – neben all den großen Sängern! Das war mir dann doch zu heiß.
Was war dann mit der Solokarriere?
Heute denken die Studenten sehr früh an Spezialisierungen, aber wir haben damals nicht daran gedacht. Wir hatten ein entspanntes, ruhiges Studium. Wir haben uns auf das Lied konzentriert, aber lange Zeit lief das ganz ohne Druck.
Wie wichtig sind die Liedtexte für Sie?
Die Leute sagen mir oft, dass sie sehen, wie meine Lippen mitsprechen. Ich selbst nehme das gar nicht mehr wahr. Ich habe die Texte immer drauf – obwohl die Interpretation natürlich vor allem beim Sänger liegt. Ich kümmere mich in erster Linie um den Klang.
Ändern Sie Ihr Spiel, wenn Sie dasselbe Lied mit verschiedenen Sängern aufführen?
Ja. Wenn ich zum Beispiel Schuberts „Prometheus“ mit Franz-Josef Selig aufführe, dann liegt das Stück, weil Selig in Basslage singt, in G-Dur, während ich es mit Christian Gerhaher in der Originaltonart B-Dur spielen kann. Dadurch ergibt sich automatisch ein anderes Klangbild und auch ein anderes Tempo. Die höhere Stimme hat lyrischere Qualitäten, und der Bass bringt mehr Power ein. Meine Reaktion darauf ergibt sich ganz automatisch. Wahrscheinlich spiele ich breiter, pastöser, wenn ich mit Selig auftrete.
Hatten Sie schon mal mit einem Sänger Streit?
Nein, nicht direkt. Es geht ja bei musikalischen Interpretationen nicht um richtig oder falsch, sondern höchstens um Differenzierungen, etwa von Lautstärke und Tempo. Und manchmal bin ich gerne auch ein bisschen ironisch oder sarkastisch.
Worum wird es bei Ihrem Liederabend in Stuttgart gehen?
Um Tod und Vergänglichkeit. Wir beginnen mit großen Liedern von Schubert, dann gibt es von Hugo Wolf die Michelangelo-Gesänge und die Gesänge des Harfners, die Wolf wohl von allen Komponisten am extremsten vertont hat, und wir schließen mit Mussorgskys in der Originalsprache gesungenen „Liedern und Tänzen des Todes“, die Franz-Josef Selig grandios beherrscht. Es wird sicherlich ein sehr tief berührendes Konzert.