Erfreut sich trotz Wutausbrüchen bester Gesundheit: Hans-Joachim Heist bei einem Empfang. Foto: Getty Images Europe

Die Wutausbrüche von Hajo Heist alias Gernot Hassknecht in der „heute-show“ sind legendär. Wie man zum Choleriker wird, zeigt er in einer eigenen Bühnenshow – am 10. Oktober auch in Stuttgart.

Stuttgart - Herr Heist, was macht der Blutdruck?
Ich habe meinen Blutdruck heute noch nicht gemessen. Aber ich gehe davon aus, dass er in bester Ordnung ist. Ich hatte heute auch noch keinen Grund, mich aufzuregen.
Sie kommen auf der Bühne ganz schön in Wallung. Haben Sie nicht Angst um Ihre Gesundheit?
Nein, nein. Natürlich werde ich rot, aber es ist alles in Ordnung. Das ist ein bisschen wie bei einem Leistungssportler. In der Situation sind Puls und Blutdruck ziemlich hoch. Aber entscheidend ist, dass sie danach wieder runterkommen.
Wie viel Gernot Hassknecht steckt denn in Ihnen privat, in Hans-Joachim Heist?
Ich bin kein Choleriker wie Gernot Hassknecht, aber ich kann mich schon lautstark aufregen oder mal richtig wütend sein.
In welchen Situationen?
Im Auto zum Beispiel kann ich fürchterlich schimpfen. Ich frage mich, ob das an den anderen Verkehrsteilnehmern liegt oder an mir. Ich glaube, es liegt am Verkehr. Im Moment rege ich mich aber auch immer wieder über Hundebesitzer auf.
Warum?
Ich wohne in Pfungstadt in der Nähe eines kleinen Waldes. Auf dem Weg dorthin gibt es eine Wiese, an der täglich eine immer größer werdende Hunde-Karawane vor beizieht. Und sie scheißen alle auf das kleine Stück Wiese – es gehört mir nicht, sondern der Stadt. Aber das ärgert mich. Hundebesitzer kommen übrigens auch in Gernot Hassknechts Show vor.
Auf welche weiteren Wut-Ziele dürfen sich die Zuschauer freuen?
Steuern, Sport und Mobilität sind immer Aufreger – wenn Gernot Hassknecht nur an das Wort Bahn denkt, bekommt er Pickel. Auch Ernährung ist ein Thema, Hassknecht hat seine eigene Ernährungspyramide dabei – denn ausreichend gereizt ist man nur, wenn die Ernährung stimmt.
Was zeichnet einen guten Choleriker aus?
Gute Frage. Gibt es überhaupt einen guten Choleriker? Ich formuliere es mal anders: Wichtig ist bei all dem berechtigten Frust, den uns der Alltag beschert, dass wir nichts in uns hineinfressen. Es ist besser, den Frust direkt rauszulassen.
Glauben Sie eigentlich, dass Gernot Hassknecht zur politischen Bildung beiträgt?
Ich bin überzeugt, dass unsere ganze „heute-show“ zur politischen Bildung beiträgt. Wir bekommen gerade von vielen eher jüngeren Zuschauern Zuschriften, die sagen, dass wir ihr Interesse für Politik wiedergeweckt haben und sie politischer denken.
Wie lange wollen Sie die Figur noch weiterspielen?
Ich bin mit meinen 66 Jahren in einem Alter, da zwickt und zwackt es schon auch mal. Aber ich fühle mich gut. Deshalb gehe ich auf die Bühne oder vor die Kamera, solange die Leute mich sehen wollen. Am Anfang hätte keiner gedacht, dass die Figur mal so erfolgreich werden würde. Aber mittlerweile ist Gernot Hassknecht einfach Kult. Es macht einen Riesenspaß, ihn zu spielen.
Sie haben früher einige Jahre lang auch auf der Großen Treppe in Schwäbisch Hall gespielt. Welche Erinnerungen und Verbindungen haben Sie noch ins Ländle?
Meine Frau ist eine gebürtige Schwäbin, sie stammt aus Ulm. Das ist die Verbindung, die mir geblieben ist. Ich kann auch sonst nur Positives sagen: Ich liebe die Menschen, ihre Mentalität und auch ihren Dialekt. Und Stuttgart gefällt mir als Stadt sehr gut. Wobei, es wird immer schwieriger, Stuttgart zu mögen.
Weshalb?
Na, der Bahnhof ist eine große Baustelle. Und bis man mit dem Auto mal in der Stadt ist – das ist eine einzige Katastrophe. Da kann man sich eigentlich nur aufregen.