Die drei Schwestern im Schönbuch Foto: Haar

Geheimnisse des Waldes: Wer mit Mammutbäumen auf Tuchfühlung geht, taucht in eine wunderbare Welt ein. Ein gutes Bespiel sind die drei Schwestern im Schönbuch.

Stuttgart/Waldenbuch - Ob sie miteinander kommunizieren, tuscheln, tratschen, lachen, weinen? Umzingelt von hölzerner Dutzendware? Man kann es sich gut vorstellen. So eng, wie sie dort beieinander stehen, die drei Damen aus den USA. Seit über 150 Jahren leben sie nun hier. Mitten im Schönbuch bei Waldenbuch – fern ihrer eigentlichen Heimat.

Die drei Mammutbäume am Weißen Häusle, die im Schönbuch die „Drei Schwestern“ genannt werden, sind das Erbe einer königlichen Aktion. 1864 beauftragte König Wilhelm I. von Württemberg die königliche Gartendirektion, ein Pfund Samen dieser Waldriesen aus Kalifornien/USA zu bestellen. Was die Botaniker damals wahrscheinlich nicht wussten: Der Sequoiadendron Giganteum, wie der Gigant des Waldes heißt, hat den kleinsten Samen. 100 000 Stück wiegen nur 500 Gramm. Die Folge: Man hatte mehr Saatgut als nötig. Am Ende wurden in der Wilhelma etwa 5000 Jungpflanzen aufgezogen. Noch heute stehen dort 35 dieser anmutigen Bäume. Im Land gibt es noch etwa 200 Riesen aus der Wilhelma-Saat. 1865 startete das Projekt Auspflanzung. König Wilhelm ließ die Wellingtonie, wie sie damals genannt wurde, in seinen Wäldern, Parks und den Gärten befreundeter Forstdirektionen anbauen. So ist ein kleiner botanischer Schatz mit großen Bäumen entstanden.

Als wären die Bäume in einem Dialog

So kam es, dass heute noch die drei Schwestern etwas verlassen und versteckt im Schönbuch stehen – und doch magisch wirken. Immer wieder halten Spaziergänger staunend inne. Sie spüren, dass sich hier im Wald eine Welt voller Geschichten entdecken lässt. Sie gehen in einen stummen Dialog mit den Schwestern. Manche nehmen auch direkten Kontakt zu den Damen auf. Die Berührung ihrer rotbraunen Hülle ist wunderbar, überraschend. Es lösen sich scheinbare Widersprüche auf. Denn der starke und mächtige Baum wirkt in diesem Moment unglaublich verletzlich. Seine 50 Zentimeter dicke Rinde ist samtweich. Aber die vermeintliche Schwäche ist tatsächlich eine Stärke des Mammutbaums: Nur so kann diese gewaltige Kreatur in ihrer Heimat den häufig lodernden Waldbränden trotzen. Das weiche Kleid macht den Sequoiadendron Giganteum feuerfest. Fast unsterblich.

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