Oranje gegen das Team mit dem Adler auf der Brust: Das Duell Deutschland gegen Niederlande elektrisiert die beiden Fußballnationen regelmäßig. Foto: dpa/Robert Michael

WM-Siege, EM-Frust und ganz viel Rivalität. Die Fußball-Nachbarschaft mit den Niederlanden gehört zu den besonderen Beziehungen der Nationalmannschaft. Auch beim nächsten Duell geht es um Prestige.

Diese Rivalität hat Fußball-Generationen geprägt. Nun steht der Klassiker wieder auf dem Plan: An diesem Dienstag, 26. März, trifft Deutschland auf den Nachbarn Niederlande. Wenn die DFB-Elf auf die „Elftal“ trifft, geht es immer um ein bisschen mehr als nur um das reine Resultat. Beim EM-Testspiel in Frankfurt wird die besondere Atmosphäre wieder zu spüren sein.

Die Partie überträgt RTL, Anpfiff ist um 20.45 Uhr. Parallel zum linearen Fernsehen wird das Spiel auch im Live-Stream im Internet gezeigt.

In der Gesamtbilanz der Nachbarn liegt die deutsche Nationalmannschaft mit 16 Siegen, 17 Remis und 12 Niederlagen vorn. Eine Spiel-Auswahl erinnert an Höhepunkte des Klassikers:

7. Juli 1974, WM-Finale, München (2:1): Der Ursprung der großen Fußball-Rivalität. Die Niederländer gehen als sportlicher und moralischer Favorit ins WM-Endspiel. Ihr „totaler Fußball“ ist das Nonplusultra. Johan Neeskens erzielt im Münchner Olympiastadion per Elfmeter die frühe Führung. Doch Bernd Hölzenbein fällt im Strafraum, Paul Breitner trifft - und Bomber Gerd Müller macht Gastgeber Deutschland dann mit seinem Tor zum Weltmeister. Kaiser Franz Beckenbauer - und nicht König Johan Cruyff - kann den goldenen Pokal in die Höhe recken. Das fühlt sich für Oranje ganz schön bitter an.

21. Juni 1988, EM-Halbfinale, Hamburg (1:2): Die Stimmung im Volksparkstadion knistert. Deutschland hat die Gruppenphase der Heim-EM ordentlich absolviert. Doch die Niederlande sind ein kniffliger Kontrahent. Lothar Matthäus bringt die DFB-Elf per Strafstoß in Führung. Ronald Koeman gleicht ebenfalls per Elfmeter aus, und Marco van Basten trifft Deutschland spät ins Fußball-Herz. In unschöner Erinnerung ist Koemans Trikot-Geste - er wischt sich mit dem Shirt von Olaf Thon das Gesäß ab. So tief saßen damals die Ressentiments. Die Niederlande holen im Finale gegen die Sowjetunion ihren bisher einzigen großen Titel.

24. Juni 1990, WM-Achtelfinale, Mailand (2:1): Hollands Frank Rijkaard verliert die Nerven. Rudi Völler wird im Giuseppe-Meazza-Stadion zum Opfer seiner Spuck-Attacke. Und Schiedsrichter Juan Carlos Lustau aus Argentinien verliert den Überblick - schickt Rijkaard und den entsetzen Völler mit Rot vom Platz. Deutschland zeigt ein überragendes Spiel, gewinnt durch Tore von Andreas Brehme und vom unermüdlichen Jürgen Klinsmann mit 2:1 - drei Schritte sind es danach noch zum WM-Sieg in Rom. Rijkaard und Völler versöhnen sich später, legendär ist ihr Werbespot für Butter im Bademantel.

15. Juni 2004, EM-Gruppenspiel, Porto (1:1): Wieder steht Rudi Völler im Mittelpunkt, diesmal aber als Trainer an der Seitenlinie. Torsten Frings bringt Deutschland in Führung. Doch Ruud van Nistelrooy gleicht für Oranje im Drachenstadion spät aus. Das Remis lässt zum Turnierstart scheinbar alle Möglichkeiten offen, doch letztlich ist es der Anfang vom Ende von Völler als DFB-Teamchef. Es folgen ein 0:0 gegen Lettland und ein 1:2 gegen Tschechien. Der WM-Zweite Deutschland ist nach der Vorrunde in Portugal raus. Völler tritt zurück. Die Niederlande scheitern erst im Halbfinale am Gastgeber.

15. November 2011, Testspiel, Hamburg (3:0): Deutschland erfreut sich an einer jungen, frischen Mannschaft. Nach Platz drei bei der WM in Südafrika gut ein Jahr zuvor ist die Qualifikation für die EM 2012 unter Bundestrainer Joachim Löw souverän geglückt: Und dann wird auch noch Holland in Hamburg förmlich an die Wand gespielt. Tore von Thomas Müller, Miroslav Klose und Mesut Özil krönen ein Fußball-Fest. Ein gutes halbes Jahr später sieht man sich bei der EM in der Ukraine wieder - auch das Gruppenspiel gewinnt Deutschland 2:1. Holland muss früh nach Hause fahren.

13. Oktober 2018, Nations League, Amsterdam (0:3): Sieben Jahre nach dem Fest von Hamburg haben sich alle Vorzeichen verkehrt. Deutschland kommt nach dem WM-Debakel in Russland kleinlaut zum Nachbarn - und kassiert in der neuen Nations League eine schmerzhafte Niederlage. Das 0:3 spiegelt die aktuellen Kräfteverhältnisse wider. Es ist das letzte Länderspiel von Jérôme Boateng, der wie Mats Hummels und Thomas Müller von Löw als verzögerte WM-Konsequenz später aussortiert wird. In der Nations League wird Deutschland Gruppenletzter, Holland marschiert bis ins Finale.

29. März 2022, Testspiel, Amsterdam (1:1): Fast genau zwei Jahre liegt das letzte Duell mit der Elftal zurück. Die Corona-Pandemie ebbt ab - doch Hollands Bondscoach Louis van Gaal überrascht alle, als er von einem positiven Test erzählt. Zuvor hatte er seine ehemaligen Münchner Spieler Bastian Schweinsteiger und DFB-Torschütze Thomas Müller geherzt - verrückte Zeiten. Bundestrainer ist damals Hansi Flick - und im Amt noch ungeschlagen. Mit dem Unentschieden sind alle zufrieden, es lässt noch nicht erahnen, dass am Ende des Jahres in Katar ein erneutes WM-Desaster für die deutsche Mannschaft folgen wird.