An diesem Futterplatz versammeln sich Buchfinken und eine weibliche Amsel. Foto: Malte Klein

Ingeborg Günther von der Ortsgruppe Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt des Naturschutzbunds Nabu informiert, wie Gärtlesbesitzer den Tieren helfen können – und zwar nicht nur im Winter.

Filder - Viele Hausbesitzer stellen sich ein Vogelhäuschen in den Garten und füttern die Tiere. Wir haben mit Ingeborg Günther, die als Pressereferentin für die Ortsgruppe Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt des Naturschutzbunds (Nabu) tätig ist, übers Füttern in Häuschen, Artenschutz und vogelfreundliche Gärten gesprochen.

In diesem Winter liegt die meiste Zeit kein Schnee bei uns. Sollte man Vögel dann trotzdem füttern?
Das Füttern schadet nicht, ist aber eigentlich nicht erforderlich. Denn vom Füttern profitieren fast nur Arten, deren Bestand nicht bedroht ist, wie Meisen, Finken, Amseln, Drosseln, Rotkehlchen und Zaunkönig, also die typischen Gartenvögel. Bedrohte Arten sind hingegen zum Beispiel das Rebhuhn, die Feldlerche und der Kiebitz. Das sind Vögel der Agrarlandschaft, die früher auf den Wiesen und Feldern der Filder recht häufig waren und heute stark gefährdet sind.
Manche Gartenbesitzer füttern Vögel auch das ganze Jahr. Ist das empfehlenswert?
Beim Füttern im Sommer können sich leicht Krankheitserreger ausbreiten, wie Salmonellen oder Trichomonaden, die etwa Grünfinken gefährden. Wenn Gartenbesitzer beim Füttern im Sommer kranke oder tote Vögel sehen, sollten sie die Fütterung auf jeden Fall einstellen.
Setzt das Insektensterben den Vögeln zu?
Nicht alle Vögel ernähren sich von Insekten, aber viele füttern zumindest ihre Brut damit. Das Insektensterben setzt den Vögeln also auf jeden Fall zu. Die Zahl der Vögel hat in den vergangenen Jahren rapide abgenommen. Sie verlieren ihre Nahrungsgrundlage, weil die Landwirte mehr Pestizide einsetzen als früher.
Wie sollte man denn Vögel füttern?
Die klassischen Vogelhäuschen sind nicht so geeignet, weil die Vögel da im Futter herumlaufen und hineinkoten. Hier muss man auf Hygiene achten und die Vogelhäuser regelmäßig mit heißem Wasser reinigen. Um sich nicht selbst mit Salmonellen zu infizieren, sollte man dabei Handschuhe tragen. Wir empfehlen Futterspender, in denen das Futter sauber bleibt und nicht nass wird.
Wie ist das denn mit Meisenknödeln?
Die Knödel aus dem Handel bestehen oft aus minderwertigem Fett. Außerdem sind die Plastiknetze zum Aufhängen nicht ungefährlich für die Vögel. Sie können sich nämlich mit den Füßen darin verheddern. Ich als Lehrerin habe neulich mit meiner Klasse Meisenknödel aus Kiefernzapfen hergestellt. Wir haben einen Zwirn zum Aufhängen am Zapfen befestigt, Rosinen zwischen die Schuppen gesteckt, den Zapfen in eine Fettmischung aus Schweineschmalz und Kokosfett getaucht und danach in einer Körnermischung gewälzt. Das ist ein prima Winterfutter und sieht auch noch dekorativ aus.
Was können Gartenbesitzer tun, damit die Vögel auf dem Grundstück Nahrung finden?
Sie können viel tun, indem sie einheimische Gehölze statt Thujahecken pflanzen, beerentragende Sträucher, zum Beispiel. Außerdem sollte der Garten nicht übermäßig gepflegt werden. An abgeblühten Stauden, die man stehen lässt, oder in Laubhaufen finden Vögel auch im Winter Nahrung. Auch alte Bäume sind toll, weil unter deren Rinde immer Insekten stecken, die sich die Vögel rauspicken können.
Viele Menschen schauen den Vögeln durch das Fenster beim Fressen zu, oder?
Viele haben Freude daran, Vögel zu beobachten und möchten den Vögeln helfen. Deshalb unterstützt der Nabu die Vogelfütterung. Gerade Kinder und Jugendliche bekommen dabei ein Bewusstsein für die Natur und positive Naturerlebnisse.