Nicht nur die Fahrgeschäfte, auch die Musik aus den Zelten macht den Anwohnern des Wasens zu schaffen. Foto: Lichtgut

Das Frühlingsfest ist vorbei. Veranstalter und Stadt zeigen sich im Bezirksbeirat zufrieden mit den Entwicklungen in Sachen Lärm und Sicherheit. Allein beim Verkehrskonzept sei Luft nach oben. Die Lokalpolitiker von Bad Cannstatt sehen das anders.

Bad Cannstatt - Im Jahr 2011 waren die Liedtexte aus den Festzelten am Stadtarchiv noch deutlich wahrnehmbar, 2014 war dies nicht mehr der Fall. Dieser Satz aus dem Lärmgutachten, das ein Ingenieurbüro nach dem Volksfest 2014 erstellt hat, ist eines der wenigen auch für Laien verständliche Ergebnisse der Messungen. Der Experte Thomas Heine stellte diese den Bezirksbeiräten in ihrer jüngsten Sitzung vor.

Dabei warf er mit zahlreichen Fachbegriffen um sich. Er sprach von Limitern an Fahrgeschäften und Musikanlagen, Mittelungspegeln, A-Werten und C-Werten. Vereinfacht ausgedrückt, hat sich seit den 2011 vom Gemeinderat angeordneten Maßnahmen zum Lärmschutz viel getan. Endgültig seien die angestrebten Ziele aber noch nicht erreicht. Künftig soll noch strenger gemessen werden, und zwar in einer Höhe von einem statt drei Metern über den Zeltdächern und an zwei festen Messstellen auf der Feuerwache und dem Stadtarchiv, wie Heine den Lokalpolitikern mitteilte. Da nach Angaben der Tontechniker die Klangqualität in den Zelten durch die neuen Vorschriften leidet, sollen die Bässe wieder etwas lauter werden dürfen. Auf die Lautstärke wirke sich das nicht aus.

„Sie haben Ihre Ziele offenbar nicht erreicht“

Andreas Kroll, der Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft In Stuttgart, die das Frühlings- und Volksfest ausrichtet, zeigte sich zufrieden. „Die Lage hat sich wesentlich verändert“, sagte er in der Sitzung. Alle Beteiligten würden das Thema sehr ernst nehmen. Die Bezirksbeiräte waren weniger begeistert. „Sie haben Ihre Ziele offensichtlich nicht erreicht“, sagte Roland Schmid von der CDU. Dass die Bässe der Musik wieder steigen, behagte den Lokalpolitikern nicht. „Es wurde nicht ausreichend reagiert“, sagte etwa Peter Mielert.

Damit spielte der Grünen-Sprecher nicht nur auf das Thema Lärm an, sondern auch auf das Sicherheitskonzept. Dorothea Koller, die Leiterin des Ordnungsamtes, hatte zuvor berichtet, dass die kurzzeitige Überfüllung des Geländes am 3. Oktober vergangenen Jahres „gut bewältigt“ worden sei. Für die Bezirksbeiräte war damit längst nicht alles gesagt. Die überfüllten Bahnsteige am Bahnhof würden eine Gefahr darstellen, ebenso die Treppen zur Unterführung von der Kegelenstraße zum Wasen. In diesen Punkten gab die Amtsleiterin den Beiräten recht, auch Doris Höh (FDP) stimmte sie zu. Diese monierte, dass es kein schlüssiges Parkplatzkonzept gebe – vor allem in Hinblick darauf, dass mit der Bebauung des Neckarparks hunderte Stellplätze entfallen.

SPD-Bezirksbeirat fühlt sich „verarscht“

Deutliche Worte fand der SPD-Bezirksbeirat Michael Reisser. Er fühle sich „verarscht“ von den positiven Berichten. Während der Feste auf dem Wasen sei der Stadtteil Veielbrunnen, wo er selbst wohnt, „ein rechtsfreier Raum“. Was den Verkehr betreffe, aber auch das Urinieren und Übergeben in Hauseingängen. Seit Jahrzehnten werde nichts getan. Kollers Aussagen dazu befeuerten die Stimmung. Sie bestätigte, dass der Verkehr ein „leidvolles Thema“ sei. Das Amt habe gute Erfahrung mit der Überwachung im Veielbrunnen gemacht. Allerdings könne man das nicht alleine stemmen, die Polizei habe sich „leider zurückgezogen“. Auf die empörte Nachfrage der Bezirksbeiräte, wie das sein könne, sagte Koller: „Es ist kein guter Stil, über jemanden zu reden, der nicht am Tisch sitzt.“