Mineralwasser statt Güterschiff: Andreas Betsch träumt von einem Schwimmbad im rechten Schleusenbecken. Foto: Annina Baur

Es gibt viele tolle Ideen, wie der Neckar besser genutzt werden könnte. In der Serie Flussfantasien werden diese Visionen vorgestellt. Heute erzählt Andreas Betsch von seinem Traum einer Mineralwasser-Badeschleuse.

Bad Cannstatt - Andreas Betsch steht auf der König-Karls-Brücke. Nachdenklich schaut er auf den Neckar und schüttelt leicht den Kopf: „Auch wenn der Fluss an vielen Stellen industriell genutzt wird, ist das Neckartal eigentlich wunderschön.“ Allein Stuttgart mache viel zu wenig aus seiner Lage am Wasser, besonders im Vergleich zu anderen Städten wie zum Beispiel Frankfurt, Zürich oder München. Zwölf Jahre lang lebte Betsch in der bayrischen Hauptstadt und hat dort das Bad in der Isar schätzen gelernt. Weil die Wasserqualität des Neckars jedoch noch nicht gut genug ist zum Schwimmen, hat Betsch eine andere Vision vom Bad im Fluss.

Der Gedanke kam irgendwann in der S-Bahn – Betsch pendelt täglich von seinem Wohnort Esslingen zu seinem Arbeitsplatz in Stuttgart. Als er von der Eisenbahnbrücke aus in Richtung König-Karls-Brücke schaute, fiel ihm auf, dass es dort eine Doppelschleuse gibt, eine Schleuse mit zwei Becken. „Das ist ungewöhnlich und wäre meiner Meinung nach nicht nötig“, sagt Betsch. Er habe ein wenig recherchiert und festgestellt, dass sich der Güterverkehr auf dem Neckar wohl auch über ein Schleusenbecken abwickeln ließe. Seine Idee einer Badeschleuse veröffentlichte er auf der Facebook-Seite Wunschvolles Stuttgart, auf der er und seine Mitstreiter seit vier Monaten eine Community für alle aufbauen, die sich über Impulse, Anregungen und Ideen für ein schöneres Stuttgart austauschen wollen.

Ein Schleusenbecken voller Mineralwasser

„Das zweite Becken könnte gereinigt und mit Cannstatter Mineralwasser gefüllt werden.“ Sonnenbaden am Neckar, schwimmen in prickelndem Mineralwasser mit Blick auf den Fluss – das wäre vielleicht noch schöner als Baden im Fluss, würde sich Stuttgart doch damit von anderen Städten abheben. Denn wo sonst gibt es das zweitgrößte Mineralwasservorkommen Europas? „Ich könnte mir vorstellen, dass mit einem solchen Mineralwasserbecken im Neckar auch ein junges Publikum angesprochen würde und auf den Geschmack des Mineralwassers käme“, sagt Betsch.

Für die Oase am Ufer brauche es seiner Meinung nach nicht viel: „Man könnte das Ufer lassen, wie es ist, oder ein wenig Sand aufschütten.“ Gegebenenfalls müssten Umkleiden und eine Badeaufsicht her, je nachdem, wie die Rechts- und Sicherheitsvorschriften seien. An Ideen mangelt es Betsch jedenfalls nicht: „Vielleicht ist eine Zusammenarbeit mit dem Stadtstrand nötig, um auch ein gastronomisches Angebot zu machen“, stellt er sich vor. Die bereits vorhandenen Technikgebäude am Ufer oder das Schleusnerhäuschen könnten als Umkleiden genutzt werden, sind seine pragmatischen Vorschläge.

Realisierung könnte schwierig werden

Betsch betont allerdings auch, dass er bisher noch mit keiner offiziellen Stelle gesprochen hat. „Bisher handelt es sich um eine Vision, die meiner Meinung nach Stuttgart gut tun würde und die sich sicher gut vermarkten lassen würde.“ Der Zugang zum Fluss fehle und werde von immer mehr Stuttgartern gewünscht.

Das sieht die Stadtverwaltung ähnlich: „Es ist eine sympathische, frische Idee, die wir so noch nicht kennen“, sagt der Sprecher Fabian Schlabach. Allerdings wolle er auch nicht verhehlen, dass eine Umsetzung schon beim ersten Hinsehen schwierig bis unmöglich erscheine. „An die Schleuse an der König-Karls-Brücke ist ein Kraftwerk angeschlossen und die EnBW bezieht Strom über das Wehr.“ Das unter Denkmalschutz stehende Wehr müsste also zunächst umgebaut werden, außerdem müssten Lösungen für das technische Equipment von Kraftwerk und Schleuse gefunden werden, das am Ufer untergebracht ist. Was auf den ersten Blick einfach aussehe, sei definitiv nicht einfach umzusetzen: „Mit kleinen Mitteln ist diese Vision nicht realisierbar“, sagt Schlabach.

Schwimmen im Neckar

Regelung:
Wegen der zu hohen Keimbelastung ist der Neckar in Stuttgart nicht zum Baden frei gegeben. Stadtsprecher Schlabach gibt außerdem zu bedenken, dass der Neckar trotz seiner an vielen Stellen geringen Breite stark von Schiffen befahren ist.

Vorbilder
: In Berlin gibt es das Badeschiff Arena an der Spree. Im beheizten Wasserbecken in einem umgebauten Schubleichter kann mit Aussicht auf Spree und Fernsehturm gebadet werden, neben dem Badeschiff liegt ein Strand, in der Nähe eine Beach Bar. An einigen Wochenenden legen DJ‘s auf, außerdem werden Yoga-Stunden, Massagen und Sportkurse angeboten. In Zürich kann in der Limmat und im Flussbad Oberer Letten geschwommen werden, an der Isar in München ist das Baden an einigen Stellen erlaubt.