Das Friedenslicht aus Bethlehem wird am Stuttgarter Hauptbahnhof von Pfadfindern in Empfang genommen und in die Martinskirche gebracht. Foto: Leif Piechowski

Seit 20 Jahren wird das Friedenslicht als Symbol des Friedens in der ganzen Welt verteilt. Am Sonntagmorgen erreichte die Flamme zum 65. Gedenktag der Menschenrechtserklärung Stuttgart.

Seit 20 Jahren wird das Friedenslicht als Symbol des Friedens in der ganzen Welt verteilt. Am Sonntagmorgen erreichte die Flamme zum 65. Gedenktag der Menschenrechtserklärung Stuttgart.

Stuttgart - Ein Teelicht, wie man es in der Weihnachtszeit tausendfach sieht. Trotzdem ist es für 900 Pfadfinder aus Stuttgart und der Region, die am dritten Advent in der Markuskirche in Stuttgart-Süd Gottesdienst feiern, etwas ganz Besonderes. Das Friedenslicht wurde in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem entzündet und in alle Welt getragen. Am Sonntag hat es seinen Weg von Wien aus nach Stuttgart geschafft und wurde von einer Schar Pfadfinder am Hauptbahnhof in Empfang genommen. Dabei wurde die Bahnhofsmission unterstützt.

Anlässlich des 65. Gedenktags der allgemeinen Menschenrechtserklärung steht die Aktion in Deutschland unter dem Motto „Recht auf Frieden“. Dabei soll das Friedenslicht auch Symbol für Völkerverständigung und gegen Rassismus sein, erklärt Melvin Medritzki von der Pfadfinderschaft St. Georg. Für Martin Grummelspacher, Jugendgruppenleiter von den Pfadfindern Obertürkheim, ist das Friedenslicht vor allem ein Zeichen gegen den Krieg. „Was man über Syrien sieht und liest – da kann man doch nicht wegsehen“, sagt er. Auch europafeindliche Parteien bereiten ihm Kopfzerbrechen. Außerdem ist Grummelspacher entschiedener Gegner von Rassismus aller Art. Wie seine Begleiterin Katharina Kurtz, die jedoch anmerkt, dass man auch Schwächen von anderen akzeptieren muss.

Der exakte Sinn des Friedenslichts scheint Auslegungssache zu sein. Es bündelt verschiedene Auffassungen von Frieden.

506 Euro für die Bahnhofsmission Stuttgart

Das Friedenslicht wird seit 1986 auf alle fünf Kontinente verteilt und stellt so ein globales Netzwerk aller Pfadfindergruppen dar. Geburtsstätte der Aktion ist der Österreichische Rundfunk. Seitdem entzündet jedes Jahr ein Kind das Licht an der Geburtsgrotte Jesu. Von dort aus wird die Flamme vervielfältigt, kommt mit dem Flugzeug nach Wien und über das Schienennetz in andere Städte. Offiziell macht das Friedenslicht bundesweit an 542 Stationen Halt. Von Stuttgart aus wird das Licht an kleinere Gemeinden weitergereicht, erreicht Krankenhäuser oder Altenheime. Die Bahn hat den privaten Transport von Friedenslichtern genehmigt, solange sie sich in geschlossenen Behältern befinden und nicht mehr als zwei Friedenslichter pro Zug oder S-Bahn mitreisen. Darum erwarteten viele der Pfadfinder den Zug in Stuttgart mit Laternen.

Am Mittwoch wird das Friedenslicht auch an Politiker im Landtag und im Staatsministerium übergeben. Dabei soll die Friedensbotschaft in der hektischen Vorweihnachtszeit in die Politik hineintransportiert werden.

Zur Aussendungsfeier am Sonntagmittag sind 900 Pfadfinder in die Martinskirche gekommen. Hier wird wie jedes Jahr eine karitative Einrichtung unterstützt. Diesmal kommen 506 Euro für die Bahnhofsmission Stuttgart zusammen. Diese hilft Reisenden in allen Notlagen. Ob es darum geht, Rollstuhlfahrern den Zustieg mit Hebebühnen zu vereinfachen, Sehbehinderten den Zug zu zeigen oder Kinder beim Reisen zu begleiten. Bei der Bahnhofsmission arbeiten zehn hauptamtliche und knapp 50 ehrenamtliche Helfer. Die Spendenübergabe findet im Anschluss an die Feier statt.

Das Friedenslicht hat bereits die ganze Welt bereist. 2002 leuchtete es nach den Anschlägen des 11. Septembers in New York auf dem Ground Zero. 2004 transportierte es die Weihnachtsbotschaft vom Frieden aller Menschen auf der ganzen Welt zum ersten Mal nach Afrika und in den Nahen Osten.

Weltweit sind 41 Millionen Kinder und Jugendliche in Pfadfinderverbänden organisiert, in Deutschland sind es 220.000. Die Mitgliedschaft steht allen jungen Menschen unabhängig von Nationalität und Glauben offen. Andorra, Volksrepublik China, Kuba, Laos, Myanmar und Nordkorea sind die einzigen Länder, in denen keine Pfadfindergruppen existieren. Das erste Pfadfinderlager wurde 1907 in England aufgeschlagen. Seitdem gehörten 300 Millionen Menschen der Pfadfinderbewegung an.